James Webbs Erfolge, der Start von Euclid und Abschied von einer Rakete
von Stefan Deiters astronews.com
29. Dezember 2023
Traditionell blickt astronews.com am Ende eines
Jahres zurück auf einige herausragende Ereignisse aus Astronomie, Astrophysik
und Raumfahrt aus den vergangenen zwölf Monaten - in diesem Jahr bereits zum
25. Mal, schließlich können wir im Februar unseren 25. Geburtstag feiern. Auch
2023 gab es wieder Spannendes zu berichten.

Machten 2023 Schlagzeilen: JUICE, das James Webb Space Telescope,
OSIRIS-REx und Euclid. Bilder:
NASA GSFC / CIL / Adriana Manrique Gutierrez
(James Webb), NASA / Keegan Barber (OSIRIS-REx),
ESA (Euclid), ESA / ATG medialab (JUICE-Raumsonde),
NASA / ESA / J. Nichols (University of Leicester)
(JUICE Jupiter), NASA / JPL (JUICE Io), NASA / JPL /
University of Arizona (JUICE Ganymed), NASA / JPL / DLR
(JUICE Kallisto und Europa) |
Die neuen Möglichkeiten des Weltraumteleskops James Webb prägten
viele
Wissenschaftsmeldungen im zu Ende gehenden Jahr: So konnten wir im Januar über
die Entdeckung eines erdgroßen Planeten
in relativer Nähe durch das Weltraumteleskop berichten, einen Monat
später über Beobachtungen der Sternentstehung
in nahegelegenen Galaxien oder im April über die
vielfältige
Chemie in planetenbildenden Scheiben. James Webb konnte zudem ein
Kohlenwasserstoff-Molekül
in einem jungem Sternsystem im Orionnebel nachweisen, die
Gasströme eines jungen Protosterns
beobachten und die Silikatsandwolken von
WASP-107b.
Bei der Erforschung von Welten um andere Sonne spielte James Webb eine
wichtige Rolle: So erkundete das Weltraumteleskop
die Geheimnisse der
Atmosphäre von GJ 1214 b oder half bei der
Suche nach einer
Atmosphäre um TRAPPIST-1 c. Außerdem ergaben Beobachtungen der inneren
Bereiche von protoplanetaren Scheiben, dass
erdähnliche Planeten
offenbar auch unter extremen Bedingungen entstehen können. Doch nicht
nur James Webb machte wichtige Entdeckungen in Bereich der Exoplaneten-Forschung:
So entdeckte das CARMENES-Projekt
bislang 59 extrasolare Planeten und auch einen
Planeten in Erdgröße um den nahen roten Zwergstern Wolf 1069.
Forscherinnen und Forscher beschäftigten sich zudem mit Monden von Exoplaneten
und kamen zu dem Schluss, dass
auch auf
sehr speziellen Monden Leben möglich sein könnte. Allerdings kamen vor
einigen Woche auch Zweifel an
den bisherigen Entdeckungen von Exomonden auf. Die beiden Satelliten
CHEOPS und TESS entdeckten
sechs Planeten in
harmonischem Rhythmus, um ASASSN-21q fand man Hinweise auf eine
Kollision
von zwei Gasplaneten.
Und was tat sich bei uns im Sonnensystem?
Zwischen Mars und Jupiter
spürte man eine neue Klasse wasserreicher Asteroiden auf,
ein Amateur aus Amrum
entdeckte einen neuen Kometen und Daten des Marslanders
InSight zeigten,
dass der Kern des Roten Planeten
kleiner ist als gedacht. Das Weltraumteleskop James Webb
schaute sich auch im Sonnensystem um und spürte
Kohlendioxid auf der
Oberfläche des Jupitermonds Europa auf. Die Sonde
Lucy flog an (152830) Dinkinesh
vorüber und stellte dabei fest, dass es sich um einen
Doppelasteroiden handelt.
Apropos Jupiter: Hier startete im Frühjahr die
europäische
Jupitermission JUICE, deren Instrumente dann im Sommer
erste Daten lieferten - nach
einer aufregender Inbetriebnahme. Die Auswertung zahlreicher
historischer Dokumente lieferte Spannendes über einen
Sonnensturm im Februar 1872 und
die Sonde
OSIRIS-REx brachte eine Probe des Asteroiden Bennu
zur Erde./span>
Natürlich richtete sich der Blick der Astronominnen und Astronomen nicht nur
auf das Sonnensystem und extrasolare Planetensysteme: So spürte man nicht nur
einen Babystern in
der Nähe des Milchstraßenzentrums auf, sondern entdeckte dort
unerwartet
viele Sterne, man blickte
Blick in die
Entstehungsregion des gewaltigen Jets von Messier 87,, begab sich auf die
Spur sogenannter Weißer-Zwerg-Pulsare und
identifizierte kosmische Neutrinos aus
der Milchstraße. Mit dem Astrometriesatelliten
Gaia wurden eine halbe Million neue
Sterne in Omega Centauri entdeckt, mit
GRAVITY das Schwarze Loch im
Zentrum der Milchstraße erneut vermessen und das
Event orizon Telescope
registrierte das
drehende Licht vom Rand eines Schwarzen Lochs. Ein Amateurastronom
entdeckt im Mai eine Supernova in M 101.
Mit dem Weltraumteleskop Euclid
startete die ESA im Sommer einen Satelliten, der die Geometrie des
dunklen Universums erfassen und damit den Geheimnissen der Dunklen
Materie und Dunklen Energie auf die Spur kommen soll. Kurz nach dem Start
lieferte Euclid erste Testbilder,
im November zeigten die ersten "richtigen" Bilder die
Leistungsfähigkeit des neuen Teleskops.
Im Jahr 2023 endete auch
die Ära der Ariane-5-Raketen. Bei ihrem letzte Start brachte sie den
Kommunikationssatelliten Heinrich Hertz ins All. DDer Nachfolger, die
Ariane 6, ist noch
nicht einsatzbereit.
Ein Problem für die Astronomie im Jahr 2023 blieb die Lichtverschmutzung: So
zeigte eine Studie, dass die
a href="../01/2301-016.shtml" class="linkimtext">Sichtbarkeit
von Sternen schneller abnimmt als gedacht. Und auch die neue
Mega-Satellitenkonstellationen bereiten Sorge: So konnte
LOFAR störende Leckstrahlung bei Starlink-Satelliten nachweisen.
ZZumindest hat sich inzwischen aber die
Weltfunkkonferenz der Probleme durch Satellitenkonstellationen angenommen.
Sicherlich wird auch das Jahr 2024 wieder viele interessante und auch überraschende
Nachrichten für diesen Onlinedienst bereithalten. Wir werden in gewohnter Weise
darüber berichten und bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich bei
allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihre faszinierende Arbeit,
durch die eine Nachrichtenseite wie stronews.com erst möglich wird.
Ein besonderer Dank gilt auch unseren Leserinnen und Lesern, insbesondere denen, die unsere Arbeit
auch in diesem Jahr
im Rahmen von "astronews.com
ist mir was wert" mit einem einmaligen oder regelmäßigen Beitrag unterstützt
haben. Wir wissen dies sehr zu schätzen.
Bei allen Leserinnen und Lesern bedanken wir uns für die Treue und
wünschen für das Jahr 2024 alles Gute.
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