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Ein erdgroßer Planet in relativer Nähe
von
Stefan Deiters astronews.com
18. Januar 2023
Das James-Webb-Weltraumteleskop hat erstmals einen Planeten
nachweisen können: Nach Hinweisen aus Daten des NASA-Satelliten TESS konnte
James Webb die Existenz eines erdgroßen Planeten um den Stern LHS 475
bestätigen. Dieser befindet sich nur 41 Lichtjahre von uns entfernt. Um
eine zweite Erde handelt es sich bei der fernen Welt allerdings nicht.
Künstlerische Darstellung des Planeten LHS 475 b, der sich
rund 41 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Oktant
befindet.
Bild: NASA, ESA, CSA, Leah Hustak (STScI) [Großansicht] |
Forschende haben mithilfe des James-Webb-Weltraumteleskops von NASA und ESA
erstmals einen extrasolaren Planeten nachgewiesen. Die ferne Welt trägt die
offizielle Bezeichnung LHS 475 b und dürfte nahezu exakt den Durchmesser der
Erde haben. Er umkreist einen roten Zwergstern, also eine Sonne, die deutlich
masseärmer ist als unser Heimatstern. Anlass für die Beobachtungen mit dem
Nahinfrarot-Spektrografen NIRSpec von James Webb waren Hinweise aus
Daten des Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der NASA, die bereits
auf die Existenz eines Planeten hingedeutet hatten.
Genau wie TESS hat James Webb nach einer Verdunklung des Sterns LHS 475
gesucht, die durch das Vorüberziehen eines Planeten vor dem Stern verursacht wird.
Die Astronomie spricht hierbei von einem Transit. James Webb war nun in der
Lage, den Planeten mit nur zwei Transitbeobachtungen eindeutig zu erfassen. "Es
steht außer Frage, dass der Planet da ist. Die makellosen Daten von Webb
bestätigen dies", so Jacob Lustig-Yaeger vom Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory in Laurel im US-Bundesstaat Maryland. "Die Tatsache, dass es
sich um einen kleinen, felsigen Planeten handelt, ist beeindruckend für das
Observatorium", ergänzt Kollege Kevin Stevenson.
Gegenwärtig ist nur
James Webb in der Lage, die Atmosphären von erdgroßen Exoplaneten zu
charakterisieren. Das Team hat versucht, durch die Analyse des Spektrums zu
ermitteln, woraus die Atmosphäre des fernen Planeten besteht. Eindeutige
Ergebnisse gibt es nach den ersten Beobachtungen allerdings noch nicht: "Die
Daten des Observatoriums sind wunderbar", so Erin May, ebenfalls vom Johns
Hopkins University Applied Physics Laboratory. "Das Teleskop ist so
empfindlich, dass es problemlos eine Reihe von Molekülen erkennen kann, aber wir
können noch keine endgültigen Schlüsse über die Atmosphäre des Planeten ziehen."
Allerdings kann das Team aufgrund der vorliegenden Daten sagen, was nicht in
der fernen Atmosphäre vorhanden sein dürfte: "Es gibt einige erdähnliche
Atmosphären, die wir ausschließen können", erklärt Lustig-Yaeger. "Eine dicke,
von Methan dominierte Atmosphäre, wie die des Saturnmondes Titan, kann es nicht
geben." Es sei aber möglich, dass der Planet gar keine Atmosphäre besitzt
oder aber eine reine Kohlendioxidatmosphäre: "Eine Atmosphäre aus 100 Prozent
Kohlendioxid ist so viel kompakter, dass es sehr schwierig ist, sie zu
entdecken", so Lustig-Yaeger.
Die Beobachtungen mit James Webb ergaben
auch, dass der Planet einige hundert Grad wärmer ist als die Erde. Sollte es in
der Atmosphäre also Wolken geben, könnte es sich um eine Welt handeln, die
unserem sonnennäheren Nachbarn Venus ähnelt. LHS 475 b umrundet seinen
Zentralstern in nur zwei Tagen. Da der Stern aber deutlich leuchtschwächer als
unsere Sonne ist, könnte der Planet trotz des geringen Abstand zu seinem Stern
eine Atmosphäre besitzen. LHS 475 b ist mit nur 41 Lichtjahren
Entfernung relativ nah und liegt im Sternbild Oktant.
Die Ergebnisse der
Beobachtungen wurden in der vergangenen Woche auf der Tagung der American
Astronomical Society vorgestellt.
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