Kohlendioxid in der Atmosphäre von WASP-39b
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
26. August 2022
Zum ersten Mal ist es gelungen, in der Atmosphäre eines
Planeten außerhalb des Sonnensystems Kohlendioxid eindeutig nachzuweisen. Der
Fund gelang einem internationalen Forschungsteam mithilfe des James Webb
Space Telescope bei dem rund 700 Lichtjahre entfernten Planeten WASP-39b.
Bei der fernen Welt handelt es sich um einen heißen Jupiter.
So wie in dieser künstlerischen Darstellung
könnte der Planet WASP-39b in rund 700 Lichtjahre Entfernung
aussehen.
Bild:
NASA, ESA, CSA und J. Olmsted (STScI) [Großansicht] |
Aufgrund seiner Rolle bei der Regulierung des Klimas ist Kohlendioxid ist ein
zentraler Bestandteil der Erdatmosphäre. Das Molekül in der Atmosphäre von
fernen Exoplaneten eindeutig detektieren zu können, ist daher ein essenzieller
Schritt bei der Suche nach lebensfreundlichen Welten. Genau dies ist einem
internationalen Team von Forschenden, mit Beteiligung der Universität Bern, der
Universität Genf und dem Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) PlanetS dank
Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop gelungen. Dieses wird
gemeinsam von der europäischen Weltraumorganisation ESA, der US-amerikanischen
Weltraumbehörde NASA, und der kanadischen Weltraumorganisation CSA betrieben und
hat im Juni 2022 seine wissenschaftliche Arbeit aufgenommen.
Der Planet WASP-39b ist ein heißer Gasriese, der einen sonnenähnlichen Stern
in 700 Lichtjahren Entfernung von der Erde umkreist. Im Gegensatz zu den
Gasriesen in unserem Sonnensystem umkreist WASP-39b seinen Stern in einem engen
Orbit – in nur etwa einem Achtel der Entfernung zwischen Sonne und Merkur – und
benötigt für einen Umlauf nur etwas mehr als vier Erdentage. Durch die intensive
Sonneneinstrahlung wird der Planet auf etwa 900 °C aufgeheizt. "Die Hitze
bewirkt, dass sich die Atmosphäre des Planeten ausdehnt und so ist WASP-39b ein
Drittel grösser als Jupiter, der größte Gasriese unseres Sonnensystems", erklärt
Monika Lendl, Astronomieprofessorin an der Universität Genf und an der Studie
beteiligt.
Wenn ein Planet direkt vor seinem Stern vorbeizieht, scheint ein Teil des
Sternenlichts durch die Atmosphäre des Planeten, bevor es das Teleskop erreicht.
"Die Atmosphäre filtert einige Farben stärker heraus als andere, je nachdem,
woraus sie besteht, wie dick sie ist und ob es in ihr Wolken gibt oder nicht",
so Lendl. Mithilfe des Nahinfrarot-Spektrographen (NIRSpec) des Webb-Teleskops
konnte das Team von Forschenden den Fingerabdruck von Kohlendioxid in dem Licht,
das die Atmosphäre von WASP-39b durchquerte, nachweisen. "Gleich beim ersten
Anblick der Daten war klar, dass wir es mit einer spektakulären Entdeckung zu
tun haben», sagt Dominique Petit dit de la Roche, Forscherin an der Universität
Genf. "Zum ersten Mal wurde Kohlendioxid eindeutig auf einem Planeten außerhalb
des Sonnensystems nachgewiesen."
"Die Entdeckung eines so deutlichen Signals von Kohlendioxid auf WASP-39b ist
ein gutes Vorzeichen. Sowohl für die Entdeckung von Atmosphären auf kleineren,
erdgroßen Planeten als auch für die Messung der Häufigkeit von weiteren Gasen
wie Wasser und Methan", sagte Natalie Batalha von der University of
California in Santa Cruz, die Leiterin des internationalen Forschungsteams,
das die Beobachtungen durchführte. Das Verständnis der Zusammensetzung der
Atmosphäre eines Planeten erlaubt auch Einblicke in den Ursprung des Planeten
und seine Entwicklung. "Kohlendioxidmoleküle sind gute Indikatoren für die
Geschichte der Planetenentstehung", sagt Elspeth Lee von der Universität Bern.
"Der eindeutige Nachweis von Kohlendioxid in WASP-39b gibt uns Aufschluss über
den Bestand an Kohlenstoff- und Sauerstoffmolekülen in der Atmosphäre. Dadurch
erhalten wir eine Vorstellung von den vielfältigen chemischen Prozessen, die in
Atmosphären unter solch extremen Bedingungen ablaufen, sowie von dem möglichen
Gesteins- und Gasmaterial, das der Planet während seiner Entstehungsphasen
aufgenommen haben könnte."
Die NIRSpec-Beobachtung von WASP-39b ist nur ein Teil eines großen
Beobachtungsvorhabens mit dem James-Webb-Teleskop, das weitere Beobachtungen von
WASP-39b sowie Beobachtungen von zwei anderen Planeten umfasst. Die
Beobachtungen sind Teil des sogenannten Early-Release-Science-Programms, das
entwickelt wurde, um der internationalen Forschungsgemeinschaft so schnell wie
möglich wissenschaftliche Daten von James Webb zur Verfügung zu
stellen.
Über ihre Beobachtungen berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Nature erscheinen wird.
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