(152830) Dinkinesh ist ein Doppelasteroid
von
Stefan Deiters astronews.com
3. November 2023
Vor zwei Tagen flog die NASA-Raumsonde Lucy an
ihrem ersten Asteroiden vorüber und machte dabei gleich eine bemerkenswerte
Entdeckung: Die ersten von der Sonde aufgenommenen Bilder zeigen, dass es sich
bei dem Hauptgürtel-Asteroiden (152830) Dinkinesh um einen Doppelasteroiden
handelt. Der nächste Asteroidenvorüberflug ist für 2025 geplant.
Dinkinesh und Begleiter im Blick des Lucy Long-Range
Reconnaissance Imager. Die Aufnahme entstand am 1. November
2023 um 17.55 MEZ aus einer Entfernung von rund 430
Kilometern.
Bild: NASA / Goddard / SwRI / Johns Hopkins APL /
NOAO [Großansicht] |
"Dinkinesh hat seinem Namen wirklich alle Ehre gemacht; das ist wunderbar",
sagte Hal Levison, der verantwortliche Wissenschaftler für den Lucy-Mission am
Southwest Research Institute. Dinkinesh bedeutet nämlich in der in
Äthiopien gesprochenen Amharischen Sprache soviel wie "du bist fabelhaft".
"Als Lucy als Mission ausgewählt wurde, war geplant, an sieben
Asteroiden vorbeizufliegen. Dann kam Dinkinesh dazu und zwei trojanische Monde
und jetzt dieser Satellit, so dass sich die Zahl auf elf erhöht hat."
Schon in den Wochen vor der Begegnung mit Dinkinesh gab es innerhalb des
Lucy-Teams erste Vermutungen, dass es sich bei Dinkinesh um einen
Doppelasteroiden handeln könnte, da sich die Helligkeit des Asteroiden
periodisch veränderte. Die ersten Bilder, die während des Vorüberflugs
gewonnen wurde, zeigen nun, dass Dinkinesh tatsächlich ein enges Doppelsystem
ist. Nach einer vorläufigen Analyse schätzt das Team, dass der größere der
beiden Brocken an seiner breitesten Stelle etwa 790 Meter groß ist, während
der kleinere etwa 220 Meter misst.
Der Vorüberflug war in erster Linie als Test angelegt, wobei ausprobiert
werden sollte, ob die automatische Nachverfolgung des jeweiligen Zielasteroiden
durch Lucy auch wie vorgesehen klappt. Dieses "Imblickbehalten" des
Asteroiden durch das sogenannte Terminal Tracking System ist angesichts
einer Geschwindigkeit der Sonde von rund 16.000 Kilometern pro Stunde in Bezug
auf den Asteroiden durchaus anspruchsvoll.
Die Ergebnisse haben die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber überzeugt: "Dies ist eine
beeindruckende Serie von Bildern. Sie zeigen, dass das Terminal Tracking
System wie vorgesehen funktioniert
hat, auch wenn wir es mit einem schwierigeren Ziel zu tun hatten als erwartet",
sagte Tom Kennedy von Lockheed Martin. "Es ist eine Sache, etwas zu
simulieren, zu testen und zu üben. Es ist eine ganz andere Sache, es tatsächlich
in Aktion zu sehen."
Obwohl der Vorüberflug in erster Linie als Test
ausgelegt war, erhofft sich das Team davon auch neue wissenschaftliche
Erkenntnisse: "Wir wussten, dass dies der kleinste Asteroid des Hauptgürtels
sein würde, der je aus dieser Nähe beobachtet wurde", sagte Keith Noll,
Lucy-Projektwissenschaftler vom Goddard Space Flight Center der NASA.
"Die Tatsache, dass es zwei sind, macht es noch aufregender. In mancherlei
Hinsicht ähneln diese Asteroiden dem erdnahen Asteroidenpaar Didymos und
Dimorphos, die von der Mission DART untersucht wurden, aber es gibt einige
wirklich interessante Unterschiede, mit denen wir uns beschäftigten werden."
Es wird bis zu einer Woche dauern, bis das Team die restlichen Daten des
Vorüberflugs von der Raumsonde zur Erde übermittelt hat. Die Daten sollen dann
auch zur Vorbereitung auf die nächste geplante Begegnung dienen: 2025 soll
Lucy am Hauptgürtel-Asteroiden Donaldjohanson vorüberfliegen, bevor dann
zwei Jahre später die eigentlichen Ziele der Mission, die Jupiter-Trojaner,
angeflogen werden.
|