Projekt entdeckte bislang 59 extrasolare Planeten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
23. Februar 2023
Das CARMENES-Projekt hat jetzt die Daten von rund 20.000
Beobachtungen veröffentlicht, die zwischen 2016 und 2020 für eine Stichprobe von
362 nahen kühlen Sternen gemacht wurden. Die Beobachtungen haben zur Entdeckung
von insgesamt 59 Exoplaneten geführt haben, von denen ein Dutzend potenziell
lebensfreundlich ist.
Künstlerische Darstellung eines erdgroßen
Planeten im Bereich der habitable Zone eines nahen M-Zwergs.
Bild:
José A. Caballero (CAB, CSIC-INTA), Javier Bollaín (Render
Area) [Großansicht] |
CARMENES ist der Name des wissenschaftlichen Projekts und des Spektrografen,
mit dem die Beobachtungen gemacht wurden. Er gehört zu den besten Planetenjägern
weltweit, die die sogenannte Radialgeschwindigkeitsmethode anwenden. Dabei wird
nach dem leichten Wackeln eines Sterns gesucht, das durch einen umlaufenden
Planeten entsteht. Das CARMENES-Konsortium, das dieses Instrument entworfen und
gebaut hat, umfasst mehr als 200 Wissenschaftler, Wissenschaftlerinnen,
Ingenieure und Ingenieurinnen aus elf spanischen und deutschen Einrichtungen.
Das CARMENES-Instrument ist ein optischer und Nahinfrarot-Spektrograf, d. h.
ein Gerät, das sowohl sichtbares als auch infrarotes Licht der Zielobjekte
misst. Seit 2015 dient es als Planetenjäger am Calar-Alto-Observatorium, wobei
es gezielt nach erdähnlichen Exoplaneten bei nahen roten Zwergsternen sucht. Die
mit CARMENES gewonnenen hochauflösenden Spektren ermöglichen den Astronomen, die
Geschwindigkeit des Sterns mit einer Genauigkeit von einem Meter pro Sekunde zu
bestimmen, was eine große technische Herausforderung darstellt. Diese Technik
ist in der Lage, erdgroße Planeten um massearme Sterne zu entdecken.
Das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg hat wesentlich
zur Entwicklung des CARMENES-Spektrografen und seinem wissenschaftlichen Erfolg
beigetragen. Insbesondere haben Teile des wissenschaftlichen und technischen
Personals des MPIA die elektronische Kamera entwickelt und gebaut, d. h. das
Element, welches das spektral zerlegte Licht aufnimmt und als digital
verarbeitete Daten an den Computer weiterleitet. "Die MPIA-Wissenschaftler haben
wesentlich zur Entdeckung mehrerer Gesteinsplaneten beigetragen. Kürzlich haben
sie über Wolf 1069 b berichtet, der einer der vielversprechendsten Exoplaneten
ist, auf dem möglicherweise habitable Bedingungen herrschen könnten", betont
MPIA-Direktor Thomas Henning.
"Seit der Inbetriebnahme hat CARMENES 17 bekannte Planeten neu analysiert und
59 neue Planeten in der Nähe unseres Sonnensystems entdeckt und bestätigt, womit
es einen wichtigen Beitrag zur fortgesetzten Erfassung der nahen Exoplaneten
leistet", erklärt Ignasi Ribas, Forscher am Institut de Ciències de l'Espai
in Barcelona und Direktor des Institut d'Estudis Espacials de Catalunya.
Ein Dutzend der neuentdeckten Welten könnte theoretisch lebensfreundliche
Bedingungen aufweisen. CARMENES hat fast die Hälfte aller nahen massearmen
Sterne beobachtet. Darüber hinaus liefern die gewonnenen Spektren äußerst
wertvolle Informationen über die Atmosphären der Sterne und ihrer Planeten,
neben anderen wissenschaftlichen Fragestellungen.
In der jetzt vorgestellten Studie wurden die Daten im sichtbaren Bereich des
Lichts veröffentlicht; das Team ist noch dabei, die Verarbeitung der
Infrarotdaten zu verbessern. Auch diese sollen dann veröffentlicht werden, so
dass der Astronomie bald ein zweiter großer Satz von Beobachtungen zur Verfügung
steht.
Das CARMENES-Projekt wird im Rahmen von CARMENES Legacy-Plus fortgesetzt, das
im Jahr 2021 begann und weitere Beobachtungen der gleichen Sterne durchführt.
"Um Planeten in der Umgebung eines Sterns zu entdecken, müssen wir ihn
mindestens 50 Mal beobachten. Obwohl der erste Datensatz bereits veröffentlicht
wurde, damit die wissenschaftliche Gemeinschaft darauf zugreifen kann, sind die
Beobachtungen noch nicht abgeschlossen", erklärt Juan Carlos Morales vom
Institut de Ciències de l'Espai. Die Beobachtungen im Rahmen dieser
Projektverlängerung werden mindestens bis Ende 2023 andauern.
Die CARMENES-Daten sind in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen.
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