Suche nach blauen Erden um rote Sterne
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
31. März 2017
Rote Zwergsterne gehören zu den häufigsten Sternen in der
Milchstraße. Im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts werden diese Sonnen
mithilfe von zwei Spektrografen genauer erforscht und nach erdähnlichen Planeten
in ihrer Umlaufbahn gesucht. Die Astronomen nutzen dazu das
3,5-Meter-Teleskop auf dem Calar Alto in Andalusien.
Kuppel des 3,5-Meter-Teleskops Calar Alto in
Südspanien.
Bild: Universität Göttingen/CARMENES [Großansicht] |
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue Forschergruppe
zur Suche nach erdähnlichen Planeten an der Universität Göttingen. Unter der
Überschrift "Blaue Erden bei Roten Sternen" wollen die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems suchen.
Die Koordination des Projekts liegt beim Institut für Astrophysik der
Universität Göttingen, an der Gruppe beteiligt sind die Universitäten Hamburg
und Heidelberg, die Landessternwarte Tautenburg und das Max-Planck-Institut für
Astronomie in Heidelberg. Die beantragte Fördersumme liegt bei insgesamt rund
zwei Millionen Euro für zunächst drei Jahre.
"Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem Projekt die Suche nach Planeten
unserer Nachbarsterne voranbringen können", erläutert der Sprecher der
Forschergruppe, Prof. Dr. Ansgar Reiners von der Universität Göttingen. "Wenn
wir verstehen wollen, wie Planetensysteme entstehen und sich Leben im All
entwickelt, ist die Untersuchung dieser Sterne von besonderem Interesse. Die
Forschung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass diese Sterne zahlreiche
Planeten beheimaten."
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im Rahmen des
deutsch-spanischen Projekts CARMENES zwei Spektrografen gebaut, die am
Observatorium Calar Alto in Andalusien an einem 3,5-Meter-Teleskop betrieben
werden. In den kommenden Jahren stehen ihnen hier mehr als 600
Beobachtungsnächte zur Verfügung. "Diese neuen Möglichkeiten der Beobachtung
öffnen ein neues Fenster in die Welt dieser Planetensysteme", so Reiners. "Für
die wissenschaftliche Analyse brauchen wir spezialisierte Methoden und ein
besseres Verständnis der Sterne selbst." Bisher wurde für diese Art von
Forschung fast ausschließlich Licht im optischen Spektralbereich verwendet, die
neue Forschergruppe verwendet dagegen auch langwelligeres infrarotes Licht.
Die Astronomen interessieren sich für sogenannte M-Zwerge, also Rote
Zwergsterne, die deutlich masseärmer als die Sonne sind. Beim größten Teil der
Sterne der Milchstraße handelt es sich um M-Zwerge. Prominente Beispiele für
M-Zwerge sind beispielsweise Barnards Pfeilstern oder unser Nachbarstern Proxima
Centauri.
Die spektroskopische Untersuchung der Sterne soll zu einem umfangreichen
Datensatz führen, der mehr über die physikalischen Eigenschaften der Atmosphären
der Zwergsterne verrät und zudem auch Kriterien liefern sollte, wann es sich bei
bestimmten Signalen tatsächlich um einen umlaufenden Planeten und wann um
"Rauschen" handelt. Die Astronomen hoffen auf diese Weise auch Planeten
entdecken zu können, die in der habitablen Zone um ihren Zentralstern kreisen,
auf denen es also theoretisch flüssiges Wasser geben könnte.
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