Ein erster Atlas des Zwergplaneten Ceres
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
26. November 2015
Aus den Bildern der NASA-Sonde Dawn haben Planetenforscher
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt jetzt den ersten Atlas des
Zwergplaneten Ceres erstellt. Er basiert auf Aufnahmen, die aus einer Höhe von
4.400 Kilometern entstanden sind. Der Atlas wird nun ständig mit neueren und
detaillierteren Bildern ergänzt.
Karte der Occator-Region auf dem
Zwergplaneten Ceres. Bild:
DLR [Großansicht] |
Am 1. Dezember 2014 zeigte sich der Zwergplanet Ceres gerade einmal neun
Pixel groß auf der Aufnahme der amerikanischen Sonde Dawn. Seitdem
haben die Wissenschaftler mehrere Tausend Fotos erhalten, die den Zwergplaneten
mit seiner ungewöhnlich abwechslungsreichen Oberfläche zeigen. Aus 42
ausgewählten Fotos des so genannten "Survey Orbits", aus dem Dawn im
Juni 2015 aus 4.400 Kilometern Entfernung auf Ceres blickte, haben die
Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nun den
ersten Atlas des Zwergplaneten erstellt und online gestellt.
Am längsten dauerte dabei die Berechnung des dreidimensionalen Höhenmodells,
bei dem die DLR-Forscher von insgesamt 12.000 Punkten auf Ceres die Höhe
ermittelten. "Wichtig war es, Aufnahmen auszuwählen, die den Zwergplaneten
komplett abdecken und bei einer gleichen Beleuchtung aufgenommen wurden",
erläutert Dr. Thomas Roatsch vom DLR-Institut für Planetenforschung. "Wir haben
dadurch ein einheitliches, homogenes Geländemodell berechnet."
Dieses diente dann als Basis für die weitere Verarbeitung, bei der aus
einzelnen Bildern ein globales Mosaik des Zwergplaneten erstellt wurde, aus dem
wiederum die verschiedenen Karten für den Atlas abgeleitet wurden. Der Krater
Kait, benannt nach einer asiatischen Getreidegöttin, wurde als Referenzkrater
für den nullten Längengrad ausgewählt. Das Team des DLR ist während der gesamten
Mission dafür verantwortlich, aus den gewonnenen Kameradaten Karten und
Höhenmodelle zu erstellen.
Während die für den ersten Atlas verwendeten Bilder noch eine Auflösung von
nur 400 Metern pro Pixel hatten, werden nun kontinuierlich die Aufnahmen aus
niedrigeren Orbits dazu verwendet, das Geländemodell zu verfeinern und daraus
detailliertere Atlanten zu erstellen. "Wir arbeiten jetzt bereits mit den Daten
aus dem nächsten Orbit, den Dawn im August 2015 erreichte." Bei diesem
so genannten HAMO-Orbit (High Altitude Mapping Orbit) näherte sich die Sonde mit
der Kamera an Bord auf 1.470 Kilometer an den Zwergplaneten an.
Derzeit sendet Dawn keine neuen Bilder, da sich die Sonde auf dem
Weg in den niedrigsten Orbit der Mission - den LAMO-Orbit (Low Altitude Mapping
Orbit) - befindet. Von dort aus wird die Kamera aus einer Höhe von nur noch 375
Kilometern auf die Oberfläche von Ceres blicken.
Mit Dawn haben die Planetenforscher zum ersten Mal die Gelegenheit,
gleich zwei Himmelskörper des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter mit
einer Mission zu untersuchen und so in die Entstehungszeit unseres Sonnensystems
zu blicken. Von Juli 2011 bis September 2012 hatte die Sonde den Asteroiden
Vesta umkreist und erforscht. Seit März 2015 befindet sich Dawn im Orbit von
Ceres, die 2006 vom Asteroiden zum Zwergplaneten klassifiziert wurde.
"Wir haben mit Dawn erstmals die Möglichkeit, zwei sehr
unterschiedliche Körper zu besuchen - Vesta zählt zu den trockenen Asteroiden,
Ceres zu den nassen mit möglicherweise einem Ozean unter der Kruste", sagt Prof.
Ralf Jaumann, DLR-Planetenforscher und Mitglied im Kamera-Team der NASA-Mission.
Vesta hatte die Wissenschaftler mit ungewöhnlichen Einschlagskratern, einem
Berg, drei Mal so hoch wie der Mount Everest, Tälern und Canyons überrascht.
Aber auch Ceres hat sich bisher als vielversprechend erwiesen: Unter anderem
gibt es auf dem Zwergplaneten Kraterwände, die - steiler als die Eiger Nordwand
- fast 2.000 Meter in die Höhe ragen. Auch die bereits aus großer Entfernung
aufgenommenen hellen Flecken und ihr Ursprung sorgen für Diskussionen unter den
Wissenschaftlern. "Ceres gibt uns viele spannende Rätsel auf und zeigt
Phänomene, die wir so noch nirgendwo im Sonnensystem gesehen haben."
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