Die weißen Flecken von Ceres wieder im Blick
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
21. April 2015
Nach einigen Wochen Unterbrechung hat die Sonde Dawn die
eigentümlichen weißen Flecken auf der Oberfläche des Zwergplaneten Ceres wieder
ins Visier genommen. Sie scheinen sich seit ihrer Entdeckung nicht verändert zu
haben. Um was es sich bei den Flecken handelt, wird sich aber wohl erst
herausstellen, wenn Dawn in geringerem Abstand um Ceres kreist.
Deutlich sind am oberen Bildrand der
Aufnahme, die von der Sonde Dawn am 15. April
2015 erstellt wurde, die weißen Flecken in einem
Krater des Zwergplaneten Ceres zu erkennen.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Weiße Flecken auf dem Zwergplaneten Ceres faszinieren die Wissenschaftler
seit ihrer Entdeckung. Nun hat die Raumsonde Dawn neue Bilder mit
senkrechtem Blick auf den Nordpol des Zwergplaneten geschickt. Darauf sind
erneut deutlich zwei der ungewöhnlichen Flecken zu erkennen, die sich klar von
ihrer dunkleren Umgebung abheben. Beide befinden sich in einem rund 92 Kilometer
durchmessenden Krater.
"Seit wir diese ausgesprochen hellen Flecken beobachten, haben sie sich nicht
verändert", sagt Prof. Ralf Jaumann, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) und Mitglied im Kamerateam der Dawn-Mission.
"Ein spannendes Phänomen, das uns sicherlich noch überraschen wird."
Die Entdeckung der weißen Flecken auf Ceres ist eine kleine Sensation, denn
bisher wurde ähnliches auf keinem anderen Körper des Sonnensystems beobachtet.
"Ihre Herkunft ist ein Rätsel, bisher können wir über ihre Struktur oder
Zusammensetzung noch nichts sagen", erklärt Prof. Ralf Jaumann. "Eigentlich sind
es zurzeit noch eher helle Punkte, die kleiner als vier Kilometer sein müssen."
Noch ist die Raumsonde Dawn nämlich zu weit entfernt, um ihre Form
aufzulösen. Die gestern vorgestellten Bilder wurden am 15. April 2015 aus einer
Entfernung von 22.000 Kilometern aufgenommen.
Nach der Ankunft am Zwergplaneten verschwand Dawn zunächst hinter
der sonnenabgewandten Seite von Ceres und konnte keine weiteren Bilder
aufnehmen. Am 10. April 2015 "tauchte" die Raumsonde wieder auf und "schraubt"
sich nun Orbit um Orbit aus einer Entfernung von 42.000 Kilometern bis zum 23.
April 2015 auf eine Höhe von nur noch 13.500 Kilometern hinunter.
"Dann beginnt
die erste wissenschaftliche Phase und wir werden bereits Aufnahmen mit ein bis
zwei Kilometern Auflösung pro Pixel erhalten", so Jaumann. "Vielleicht lässt
sich dann schon Genaueres zu den ungewöhnlichen weißen Flecken auf Ceres sagen."
Im Juni wird sich Dawn dem Zwergplaneten Ceres so weit genähert haben,
dass Aufnahmen von sogar etwa 400 Metern pro Pixel möglich werden.
Mit Dawn fliegen die Planetenforscher direkt in die Vergangenheit
unseres Sonnensystems. Damals, als sich vor 4,5 Milliarden Jahren die Planeten
bildeten, sorgten Jupiters Kräfte dafür, dass die Asteroiden in diesem
Anfangsprozess steckenblieben. Als "halbfertige" Planeten konservieren sie so
die Anfänge unseres Sonnensystems und erlauben den Blick in dessen
Entstehungszeit.
Von 2011 bis 2012 besuchte die Dawn-Sonde der NASA bereits den
Asteroiden Vesta, einen wasserarmen Asteroiden. Mit dem Zwergplaneten Ceres, der
hinter der Frostgrenze liegt und dementsprechend eisig ist, untersuchen die
Wissenschaftler einen ausgesprochen wasserreichen Himmelskörper: Die Forscher
vermuten unter seiner Kruste sogar einen Ozean. 2006 stieg Ceres von der Klasse
der Asteroiden in die neue Klasse der Zwergplaneten auf. Fast 1.000 Kilometer
beträgt sein Durchmesser - damit ist er das größte Objekt im Asteroidengürtel
zwischen Jupiter und Mars.
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