3D-Flug über Vesta
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
2. Dezember 2011
Aus Bildern des Kamerasystems der amerikanischen Sonde Dawn haben
Wissenschaftler des DLR-Instituts für Planetenforschung jetzt einen
eindrucksvollen 3D-Film erstellt, der einen faszinierenden Überflug über
den Asteroiden Vesta erlaubt. Er macht deutlich, was für ein
ungewöhnliches Objekt die Raumsonde derzeit umkreist.
Faszinierender 3D-Blick auf den Asteroiden
Vesta.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Kein Asteroid und kein anderer Gesteinsplanet sieht so aus wie der
Asteroid Vesta, den die amerikanische Raumsonde Dawn seit Juli
2011 umkreist - unzählige Krater, Furchen und Hänge prägen die
Landschaft des Himmelskörpers. Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) hat mit den Aufnahmen der Kamera an Bord der Sonde jetzt
einen 3D-Film erstellt, der erstmals den Asteroiden buchstäblich zum
Greifen nah erscheinen lässt. Mit einer Rot-Blau-Brille betrachtet, geht
es im Flug über den Schneemann-Krater und einen der höchsten Berge im
Sonnensystem. Noch können die Planetenforscher der Dawn-Mission
nicht alle Phänomene erklären: "Vesta gibt uns viele Rätsel auf", sagt
DLR-Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann.
Kräftig zerbeult sieht Vesta aus, wenn er vor dem Auge des Betrachters
rotiert: Der Kleinplanet im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter
ist mit Kratern, Gräben und Hängen überzogen - Hinterlassenschaften von
unzähligen Einschlägen auf die Kruste des Asteroiden. Im Film nähert
sich das Raumschiff dem Asteroiden, fliegt entlang der mächtigen Rillen
am Äquator und ermöglicht dabei den Blick auf die riesige Einbuchtung,
die ein Einschlag am Südpol verursacht hat.
"Wir sitzen im Cockpit, und die 3D-Brille gibt uns einen besseren
Eindruck von der Topografie unseres Ziels", beschreibt DLR-Kartograph
Stephan Elgner, der die Animation berechnete. Für diese Ansicht
verwendeten die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Planetenforschung
Aufnahmen, die das deutsche Kamerasystem der Dawn-Sonde aus
einer Höhe von etwas 2.700 Kilometern über der Oberfläche aufgenommen
hat.
Schließlich geht es dicht hinunter zum so genannten "Snowman"-Krater:
Drei kreisrunde Einschläge reihen sich wie die Schneekugeln eines
Schneemannes aufeinander. Zwischen fünf und zehn Kilometer tief sind die
Einschlagkrater, in die der Betrachter des 3D-Films blickt. Der kleinste
Krater ist dabei der älteste Einschlag, der größte mit einem Durchmesser
50 Kilometern der jüngste. Erkennbar ist dies an den Überschneidungen
der einzelnen kreisrunden Einbuchtungen.
Zu den vielen Geheimnissen von Vesta gehört aber noch die Entstehung
dieses Schneemannes. "Wir sind uns aber nicht sicher, ob zwischen diesen
drei Einschlägen Millionen von Jahren liegen oder ob dort ein auseinander
gebrochenes Projektil zur gleichen Zeit drei Krater aufgerissen hat",
erläutert Jaumann, der als Planetengeologe zum internationalen Dawn-Team
gehört.
Der virtuelle Flug erreicht anschließend einen Berg, der den Mount
Everest gleich drei Mal überragt und zu den höchsten im Sonnensystem
gehört. Mächtig erhebt sich der Berg am Südpol - stünde man auf seiner
Spitze und blickte auf den tiefsten Punkt im 500-Kilometer-Krater, würde
der Höhenunterschied beeindruckende 29.400 Metern betragen. Das Alter
des Berges ist noch ein Rätsel für die Wissenschaftler. Selbst auf
diesem Berg im Rheasilvia-Becken liegt ein tiefer Krater neben dem
nächsten. Und auch diese sind für die Planetenforscher eines der
Geheimnisse, die sie lösen wollen. "Vestas Krater sehen alle sehr
ungewöhnlich aus - ganz anders, als wir sie zum Beispiel von den großen
Gesteinsplaneten Mars und Mond kennen", sagt Jaumann.
Ab Mitte Dezember wird die Sonde Dawn noch niedriger über Vesta
fliegen und aus einer Höhe von nur noch 210 Kilometern den Asteroiden
untersuchen. Dann soll die Oberfläche des Kleinplaneten erneut mit dem
deutschen Kamerasystem aufgezeichnet werden. "Wir werden auch kleinere
geologische Strukturen erkennen können", freut sich der
DLR-Planetengeologe. Schließlich blicke man jetzt nur auf eine
Oberfläche, die noch unter einer dicken Schicht aus feinem Material
verschwindet. "Die Aufnahmen werden dann eine Auflösung von 20 Metern
haben und auch Gesteinsbrocken oder vielleicht sogar Reste erkalteter
Lavaströme zeigen." Der Planetenforscher freut sich auf die nächste
Phase der Mission: "Da wird sich vieles offenbaren!"
Dawn ist eine Mission der amerikanischen Weltraumbehörde NASA.
Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für
Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und
gebaut.
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