Erste Bilder aus dem Orbit von Vesta
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. astronews.com
19. Juli 2011
Seit dem Wochenende umkreist die NASA-Sonde Dawn den etwa
530 Kilometer durchmessenden Asteroiden Vesta. Inzwischen wurden auch
Bilddaten der Kamera an Bord der Sonde zur Erde gefunkt. Sie vermitteln
einen ersten Eindruck von der Oberfläche des Objektes, das sich seit mehr
als vier Milliarden Jahren kaum noch verändert haben dürfte.
Diese Aufnahme von Vesta entstand am 17. Juli
2011.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Nach fast vier Jahren Flug durch das Weltall hat die amerikanische
NASA-Sonde Dawn ihr Ziel erreicht und umkreist vermutlich seit
dem 16. Juli 2011 um 7 Uhr MESZ den Asteroiden Vesta. Eines der
Instrumente an Bord ist eine so genannte Framing Camera, die
die Oberfläche des Asteroiden aufzeichnet. Wissenschaftler des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wollen mit Hilfe dieser Daten
detaillierte Karten und Höhenmodelle des Asteroiden erstellen und
präsentierten jetzt erste Bilder.
Ein Berg, Einschlagskrater, Gebiete mit Furchen und Aufwölbungen - auf
den ersten Stereobildern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) erhält man bereits eine sehr gute Vorstellung von der Oberfläche
des Asteroiden Vesta in drei Dimensionen. Noch sind die Daten, die
Dawn aus einer Umlaufbahn in etwa 16.000 Kilometern Höhe
aufzeichnet, nicht für hochpräzise Höhenmodelle ausreichend, sondern
dienen dazu, die Bearbeitungsprozesse der Daten zu testen: "Wir erhalten
aber einen ersten Eindruck und wissen nun, worauf wir achten müssen,
wenn die Kamera aus niedrigeren Umlaufbahnen den Asteroiden vermisst",
sagt DLR-Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann.
Schon im August soll die Sonde in einer Entfernung von nur noch 2.770
bis 2.720 Kilometern über Vesta fliegen und sich im Laufe eines Jahres
bis auf etwas weniger als 200 Kilometer Höhe hinunterschrauben. Wie bei
Missionen zu Mars, Mond oder Merkur werden die Berliner DLR-Forscher
dann die Oberfläche des bisher noch nicht erforschten Asteroiden
kartografieren und ein dreidimensionales Geländemodell berechnen. "Für
diese Aufgabe machen wir uns zurzeit mit den Besonderheiten von Vesta
vertraut und bereiten uns auf die Verarbeitung der Stereodaten vor."
Bisher berechneten die Wissenschaftler unter anderem erste
Anaglyphenbilder, so genannte Stereogramme, bei denen der Asteroid mit
einer Rot-Grün-Brille plastisch zu sehen ist, und projizierten die
Fotoaufnahmen der Dawn-Kamera auf eine Kugelform, um eine erste
Orientierung auf Vesta zu ermöglichen.
Für die Planetenforscher ist Vesta - das erste von zwei Zielen der
Dawn-Mission - ein spannendes Untersuchungsobjekt: Der Asteroid,
der am 29. März 1807 von dem Deutschen Heinrich Olbers entdeckt wurde,
hat nach seiner Entstehung vor etwa 4,5 Milliarden Jahren eine Phase der
Aufschmelzung und Abkühlung durchlaufen, danach aber seine Gestalt und
seinen Aufbau nur noch wenig verändert. Somit bietet Vesta eine Art
Momentaufnahme der ältesten geologischen Prozesse im Sonnensystem.
Zu dieser Zeit verhinderte die starke Anziehungskraft des Planeten
Jupiters, dass in der Region des heutigen Asteroidengürtels, in der sich
auch Vesta befindet, ein weiterer Planet entstehen konnte: Die einzelnen
Fragmente, die bei der Entstehung von Planeten miteinander verschmelzen,
brachen hier immer wieder auseinander. Das Ergebnis war der
Asteroidengürtel mit seinen nie vollendeten Himmelskörpern. "Mit der
Erforschung von Vesta erfahren wir mehr über die Geburtsstunde der
Planeten", sagt Jaumann. "Wie haben die Chance zu lernen, was passierte,
als sich aus einer Wolke aus Gas und Staub die ersten Planeten
bildeten."
Der unregelmäßig geformte Vesta gehört zu den größeren Asteroiden und
hat einen Durchmesser von 530 Kilometern. Bei bisherigen Aufnahmen - zum
Beispiel des amerikanischen Weltraumteleskops Hubble - konnten
die Wissenschaftler am Südpol des Asteroiden eine große, kreisrunde
Einsenkung von etwa 460 Kilometern Durchmesser mit einem gewaltigen
Gebirge im Zentrum der Struktur entdecken. Das tiefe "Loch" ist
vermutlich durch die Kollision mit einem anderen Asteroiden entstanden.
Die bei Einschlägen entstandenen Bruchstücke kreisen heute als
Meteoroiden um die Sonne. Einige hat man auch als Meteoriten auf der
Erde gefunden.
Mit Vesta soll nun zum ersten Mal einen Asteroid über einen längeren
Zeitraum aus der Nähe erforscht werden. Neben dem deutschen Kamerasystem
sind noch ein abbildendes Spektrometer der italienischen
Raumfahrtagentur Agencia Spaziale Italia (ASI) und ein vom
Los Alamos National Laboratory gebauter Gammastrahlen- und
Neutronendetektor an Bord der Raumsonde Dawn. "Für mich als
Planetengeologe gibt es aber vor allem eine spannende Frage: Entdecken
wir auf Vesta Spuren früher vulkanischer Aktivitäten, sozusagen die
ersten geologischen Lebenszeichen eines Planeten?", sagt
DLR-Wissenschaftler Ralf Jaumann. "Schließlich fliegen wir in die
Morgendämmerung des Sonnensystems."
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