Die Jahreszeiten auf Vesta
von
Rainer Kayser
12.
Oktober 2010
Neue Bilder des Weltraumteleskops Hubble vom
Asteroiden Vesta lieferten jetzt detaillierte Informationen über dessen
Jahreszeiten. Diese beginnen auf dem kleinen Himmelskörper 35 Tage später als
bislang angenommen. Die Daten sind für die Planung der Mission der Sonde
Dawn von Bedeutung, die den Asteroiden im kommenden Jahr erreichen und für
einige Zeit umkreisen soll.
Verschiedene
Ansichten von Vesta während der 5,34-stündigen
Rotation um die eigene Achse.
Bild: NASA/ESA/STScI/UMd [Großansicht] |
Die Polachse des Asteroiden Vesta ist um rund drei Grad stärker geneigt und die
Jahreszeiten wechseln auf dem kleinen Himmelskörper 35 Tage später als bislang
gedacht. Das zeigt die jetzt im Fachblatt Icarus
veröffentlichte Auswertung von insgesamt 446 Aufnahmen, die das Weltraumteleskop
Hubble von dem Asteroiden gemacht hat. Eine genaue Kenntnis der Rotation und der Jahreszeiten von Vesta ist wichtig für die Planung der
Dawn-Mission. Die amerikanische Raumsonde soll den Asteroiden im Mitte 2011 erreichen und mehrere Monate lang auf einer polaren Umlaufbahn umkreisen.
"Unser Ziel ist es, Bilder der gesamten Oberfläche von Vesta zu gewinnen und die Höhe von Oberflächenstrukturen mit einer Genauigkeit von zehn Metern zu vermessen", erklärt Christopher Russell von der
University of California in Los Angeles, Chef-Wissenschaftler der Dawn-Mission.
"Wir müssen deshalb genau wissen, unter welchem Winkel die Sonnenstrahlung auf die Oberfläche fällt." Gemeinsam mit seinen Kollegen hat Russell zur Vorbereitung der
Dawn-Beobachtungen 230 alte Hubble-Bilder aus den Jahren 1983 bis 2007, sowie 216 in diesem Jahr gewonnene
Hubble-Aufnahmen ausgewertet, um Lage und Rotation des Asteroiden möglichst genau zu bestimmen.
"Jetzt wissen wir, dass der Frühling auf der Nordhalbkugel etwas später beginnt, als ursprünglich erwartet", so Russell.
Mit einem mittleren Durchmesser von 516 Kilometern ist Vesta nach Ceres und Pallas der drittgrößte Körper im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Der 1807 von Heinrich Olbers in Bremen entdeckte Asteroid hat die Form eines dreiachsigen Ellipsoids. Ein 450 Kilometer großer Einschlagkrater dominiert seine Oberfläche.
Die am 27. September 2007 gestartete Raumsonde Dawn ist mit optischen und Infrarot-Kameras, sowie Spektrographen zur Analyse der chemischen Zusammensetzung der Asteroiden-Oberfläche ausgestattet. Zudem soll
Dawn das Gravitationsfeld von Vesta genau vermessen, um den Forschern
so Rückschlüsse auf den inneren Aufbau des Himmelskörpers zu erlauben. Im
Gegensatz zu kleineren Asteroiden ist Vesta vermutlich ausdifferenziert, besitzt
also eine Kruste und einen Mantel aus leichteren Mineralien und einen Kern aus
Nickel und Eisen. Für die Wissenschaftler ist Vesta besonders interessant, weil
sie in dem Himmelskörper ein übriggebliebenes "Planetesimal" sehen, einen Planeten-Baustein aus der Frühgeschichte unseres Sonnensystems.
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