Kameraprobe bei Marsvorüberflug
Redaktion /
Pressenotiz des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
16. Februar 2009
Im Herbst 2007 startete die NASA die kleine Sonde Dawn,
zu deutsch Morgendämmerung, um zwei Asteroiden des Asteroidengürtels zwischen
Mars und Jupiter genauer zu untersuchen. Auf diese Weise hoffen die
Wissenschaftler mehr über die Anfänge des Sonnensystems zu erfahren. In dieser
Woche wird Dawn nun am Mars vorüberfliegen. Das Kamerateam nutzt dies
als Generalprobe für die eigentliche Asteroidenbeobachtung.
Die NASA-Sonde Dawn fliegt in der Nacht von
Dienstag auf Mittwoch am Mars vorüber.
Bild: DLR |
Nach 17-monatigem Flug durchs All steht der NASA-Raumsonde Dawn am
kommenden Mittwoch eine Abwechslung bevor: Um Geschwindigkeit aufzunehmen und
den Kurs zu korrigieren, fliegt die Sonde in einem Gravitationsmanöver dicht am
Mars vorbei. Für das Kamerasystem an Bord, das unter Leitung des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen
Katlenburg-Lindau entwickelt wurde, ist dies die Generalprobe. Bis die Sonde
2011 ihr erstes wissenschaftliches Ziel, den Asteroiden Vesta, erreicht, wird es
keine vergleichbare Trainingsmöglichkeit für das Präzisionsinstrument mehr
geben.
"Die weit entfernten Sterne, die das Kamerasystem sonst während seiner Reise
aufnimmt, haben auf den Bildern nur eine Größe von wenigen Pixeln", erklärt Dr.
Holger Sierks, Leiter des Projektteams am MPS. Das sei mit der Situation, die
die Kamera bei der Ankunft am Asteroiden Vesta erwartet, nicht vergleichbar.
Allein der Vorbeiflug am Mars bietet dem Kamerasystem ein ähnliches Motiv. "Auf
diese Weise können wir Aufnahmen eines ausgedehnten Körpers machen, die sonst
nicht möglich sind", so Sierks.
Etwa drei Stunden bevor DAWN am Mittwoch, 18. Februar, um 1.27 Uhr MEZ den
kürzesten Abstand von ungefähr 550 Kilometern zum Mars erreicht, geht das
Kamerasystem in Betrieb. Es bleibt etwa eine Woche lang angeschaltet. Die
Wissenschaftler vom MPS, die das Manöver am Dawn Science Center in Los
Angeles verfolgen, wollen diese Zeit nutzen, um das Gerät ausgiebig zu testen
und auf seine künftigen Aufgaben vorzubereiten. So wollen sie etwa genau
untersuchen, wie die Optik des Kamerasystems auf Streulicht reagiert.
Dass bei den Tests eindrucksvolle Bilder des Mars entstehen können, ist ein
willkommenes Nebenprodukt. "Wir hoffen, dass das Kamerasystem zahlreiche Bilder
des Roten Planeten liefert", so Sierks. Bis sie die Aufnahmen sichten können,
müssen sich die Wissenschaftler allerdings ein wenig gedulden. Erst nach etwa
einer Woche wird Dawn alle Daten zur Erde übertragen haben.
Die NASA-Mission Dawn ist seit September 2007 unterwegs zu einer
Region jenseits des Mars, die Wissenschaftler als Asteroidengürtel bezeichnen.
Zwei der zahlreichen Asteroiden, die dort auf einer Umlaufbahn zwischen Mars und
Jupiter um die Sonne kreisen und die der Region ihren Namen geben, soll die
Sonde jeweils einige Monate lang begleiten: Im August 2011 wird Dawn
den Asteroiden Vesta und im Februar 2015 den Asteroiden Ceres erreichen.
Der anstehende Vorbeiflug am Mars ist das einzige geplante
Gravitationsmanöver. Das Kamerasystem an Bord der Sonde besteht aus zwei
identischen Kameras, die einen Wellenlängenbereich vom sichtbaren blauen Licht
bis zur nahen Infrarot-Strahlung abdecken. Falls die eine Kamera ausfallen
sollte, kann die zweite sie sofort mühelos ersetzen. Dies ist besonders wichtig,
da die Kameras auch der Navigation der Raumsonde dienen. Das Kamerasystem wurde
vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit dem
Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) und des Instituts für Datentechnik und Kommunikationsnetze der Technischen
Universität Braunschweig entwickelt.
Asteroiden erlauben es den Forschern, einen Blick in eine frühe
Entwicklungsphase des Sonnensystems zu werfen. Denn die Kleinplaneten wurden vor
etwa 4,5 Milliarden Jahren zwischen der Schwerkraft von Jupiter und Sonne
eingefangen, so dass sie sich nicht zu größeren Planeten weiterentwickeln
konnten. In den Asteroiden ist somit ein Zustand erhalten, der in unserem Teil
des Sonnensystems nicht mehr beobachtet werden kann.
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