Aus dem Steilhang wird ein Kraterrand
Redaktion
/ Pressemitteilung des MPI für Sonnensystemforschung und des DLR astronews.com
26. Februar 2015
Ende der kommenden Woche soll die NASA-Sonde Dawn
Ceres erreichen und in einen Orbit um den Zwergplaneten einschwenken. Neue
Bilder, aufgenommen aus einer Entfernung von rund 46.000 Kilometern, lassen
weitere Details auf der Oberfläche erkennen. So entpuppte sich ein langer
Steilhang als Rand eines gewaltigen Kraters.
Der Zwergplanet Ceres am 19. Februar 2015 aus
einer Entfernung von rund 46.000 Kilometern.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Mal eher abgeflacht, mal mit markantem Zentralberg in der Mitte - jüngste
Aufnahmen von Ceres zeigen die ganze Vielfalt der Kraterformen auf dem
Zwergplaneten, den die NASA-Raumsonde Dawn derzeit anfliegt. Auf den
jetzt vorgestellten Bildern, die das wissenschaftliche Kamerasystem von Dawn
am 19. Februar 2015 aus einer Entfernung von 46.000 Kilometern eingefangen hat,
sind zwei ähnliche Ausschnitte der Oberfläche zu sehen wie auf denen, die
vergangene Woche veröffentlicht wurden.
Aufgrund des geringeren Abstands zwischen Zwergplanet und Raumsonde treten
viele Details nun noch deutlicher zu Tage. Der Steilhang etwa, der bereits
vergangene Woche zu erkennen war, entpuppt sich nun als Teil des Randes eines
großen Kraters, der im Durchmesser etwa 300 Kilometer misst (oberes Bild, untere
Bildhälfte). Die Oberfläche innerhalb des Kraters wirkt ausgesprochen glatt und
ist von nur wenigen kleineren Kratern durchbrochen.
"Dies spricht dafür, dass es sich um das Überbleibsel eines vergleichsweise
jungen Einschlags handelt", erklärt Michael Schäfer, Dawn-Wissenschaftler
am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS). Bei vielen kleineren
Kratern ist zudem ein Zentralberg zu erkennen. Solche Zentralberge finden sich
auch etwa auf dem Erdmond und auf anderen Planeten.
"Die Krater werden uns im Laufe der Mission einen indirekten Blick in das
Innere von Ceres ermöglichen", so Andreas Nathues vom MPS, wissenschaftlicher
Leiter des Kamerateams. "Die Art und Weise, wie die einschlagenden Brocken den
Untergrund verformen und wie der Untergrund auf längeren Zeitskalen darauf
reagiert, erlaubt Rückschlüsse auf das tiefer liegende Material", ergänzt der
Geologe Schäfer. In den nächsten Wochen und Monaten wollen die Forscher die
Oberfläche des Zwergplaneten deshalb genau vermessen.
Auch die hellen Flecken von Ceres zeichnen sich auf den aktuellen Aufnahmen
deutlicher als zuvor ab. Sie sind jedoch so klein, dass sich ihre genaue Form
noch nicht ausmachen lässt. "Der hellste dieser Flecken ist immer noch zu klein,
um ihn mit unserer Kamera aufzulösen", so Nathues. In den aktuellen Aufnahmen
beträgt die Auflösung etwa vier Kilometer. "Trotz seiner geringen Abmessungen
ist dieser Fleck jedoch heller, als alles andere auf der Oberfläche von Ceres",
fügt der Forscher hinzu.
Ceres ist für die Forscher besonders spannend, weil der Kleinplanet unter
seiner Kruste einen Ozean beherbergen könnte. Im Gegensatz zu Vesta - einem
"trockenen" Asteroiden - ist das zweite Ziel der Dawn-Mission ein
"nasser" Asteroid, der hinter der Frostgrenze liegt und vermutlich einen
Wasseranteil von 15 bis 25 Prozent aufweist. "Wir untersuchen mit einer Mission
zwei sehr unterschiedliche Typen von Asteroiden", betont DLR-Planetenforscher
Prof. Ralf Jaumann. Beide Himmelskörper sollen Aufschluss über die Entstehung
unseres Sonnensystems geben, denn sie haben sich seit ihrer Entstehung vor
viereinhalb Milliarden Jahren vermutlich kaum mehr verändert.
Am 6. März 2015 soll die Sonde Dawn Ceres erreichen und somit die
erste Raumsonde sein, die einen Zwergplaneten aus der Nähe untersucht. Ab Mai
2015 soll mit der Kartierung des Zwergplaneten begonnen werden.
Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL)
der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. Die University of
California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission
verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit
mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und
Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut.
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