Atlas des Asteroiden Vesta veröffentlicht
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
16. September 2013
Über ein Jahr lang hat die NASA-Sonde Dawn den
Asteroiden Vesta umrundet. Mit dem in Deutschland entwickelten Kamerasystem der
Sonde wurden in dieser Zeit Tausende Bilder der Oberfläche des Asteroiden
gemacht. Jetzt veröffentlichte das DLR einen detaillierten Atlas von Vesta. Er
macht noch einmal deutlich, was für eine vielfältige Welt der Asteroid ist.
Gesamtansicht
von Asteroid Vesta. Der jetzt veröffentlichte
Atlas des Asteroiden wurde aus rund 10.000
Einzelaufnahmen des Asteroiden zusammengestellt.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [vergrößerte
Gesamtansicht] |
Zum ersten Mal schoss die Kamera an Bord der Raumsonde Dawn am 11.
Mai 2011 ein Foto vom Asteroiden Vesta - damals war der Himmelskörper trotz
eines Durchmessers von 530 Kilometern gerade einmal ein weißer Punkt auf der
Aufnahme. Immerhin war sie damals noch 975.000 Kilometer von ihrem Ziel
entfernt. Im Laufe der Mission änderte sich dies deutlich: Nach der Ankunft
kreiste die Sonde schließlich sogar nur noch in einer Höhe von 210 Kilometern um
den unregelmäßig geformten Asteroiden und nahm Tausende von Fotos auf.
Das Ergebnis der aufwendigen Mission, ein Atlas des Asteroiden Vesta, wird
nun für die Öffentlichkeit online gestellt. "Diesen Atlas aus den vielen
Aufnahmen zusammenzustellen, war eine mühsame Arbeit", sagt Dr. Thomas Roatsch
vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), wo die gewonnen Daten
während der Mission zu Karten und Höhenmodellen verarbeitet wurden.
Der Asteroid Vesta erwies sich für die Planetenforscher ein wenig als
"Wundertüte": Drei übereinanderliegende Krater, die schnell den Spitznamen
"Schneemann" erhielten, Einschlagskrater, wie man sie bisher nicht kannte,
Täler, Canyons und ein Berg, der drei Mal so hoch wie der Mount Everest ist -
der Asteroid zeigt die unterschiedlichsten Formen und versetzte die
Wissenschaftler ins Staunen.
"Wir hatten nicht mit einer derart komplexen Geologie gerechnet. Allein die
Topografie mit Höhenunterschieden von bis zu 20 Kilometern spricht für eine
gewaltige Dynamik der Oberflächengestaltung, ebenso wie die Unterschiedlichkeit
und Vielfalt der Einschlagskrater, die Täler und Canyons, die Vesta umspannen,
und die großen Helligkeitsunterschiede des Oberflächenmaterials", sagt Prof.
Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung.
Aus der Datenflut der Kamera entstand nach und nach eine "Straßenkarte" von
Vesta, auf der wie bei einer regionalen Landkarte ein Zentimeter ungefähr zwei
Kilometern auf der Asteroidenoberfläche entspricht. Rund 10 000 Einzelaufnahmen
wurden für den Atlas verwendet, um aus diesem Mosaik ein Gesamtwerk zu schaffen.
"Für jedes Kartenblatt der Serie haben wir etwa 400 Aufnahmen der Kamera
verwendet", erläutert Planetenforscher Thomas Roatsch, der den Atlas letzte
Woche auf dem European Planetary Science Congress (EPSC) in London
präsentierte. "Der Atlas zeigt, wie extrem das Gelände auf einem eher kleinen
Himmelskörper ist. Auf dem Kartenblatt mit dem Südpol Vestas zum Beispiel ist
der 18 Kilometer tiefe Krater Severina zu sehen und nur hundert Kilometer davon
entfernt türmt sich ein sieben Kilometer hoher Berggipfel auf."
Dawn hat Vesta schon längst wieder verlassen und steuert ihr
nächstes Ziel an: 2015 soll die Sonde den Asteroiden und Kleinplaneten Ceres
erreichen. Während Vesta ein "trockener" Asteroid mit einem nur geringen Anteil
Wassereis ist, erwartet die Planetenforscher mit Ceres ein "nasser" Asteroid.
Von der Untersuchung beider Objekte erhoffen sich die Forscher neue Einblicke in
die Entstehungsphase des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren als die
Schwerkraft des Gasriesen Jupiters dafür sorgte, dass im Asteroidengürtel kein
richtiger Planet heranwachsen konnte, sondern nur unzählige Asteroiden.
Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL)
der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. Das Kamerasystem an Bord der
Raumsonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung
in Katlenburg-Lindau in Zusammenarbeit mit dem Institut für Planetenforschung
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut
für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut.
Das Kamera-Projekt wird finanziell von der Max-Planck-Gesellschaft, dem DLR und
NASA/JPL unterstützt.
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