Neue Bilder von Ceres übertreffen Hubble
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
27. Januar 2015
Die NASA-Sonde Dawn nähert sich dem Zwergplaneten
Ceres immer weiter an und hat am Sonntag ein Bild von Ceres gemacht, das bereits
eine bessere Auflösung aufweist, als die bislang detailliertesten Bilder des
Weltraumteleskops Hubble. Wird Dawn klären können, ob sich unter der Eisdecke
von Ceres ein Ozean aus Wasser verbirgt?
Diese bearbeitete Aufnahme des Zwergplaneten
Ceres vom 25. Januar 2015 wurde mit der deutschen
Kamera an Bord der amerikanischen Dawn-Sonde
erstellt. Die Sonde befand sich dabei 237 000
Kilometer von Ceres entfernt.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Noch nie zuvor konnten Planetenforscher den Zwergplaneten Ceres aus dieser
Nähe sehen: Die deutsche Kamera an Bord von Raumsonde Dawn hat den
Zwergplaneten am 25. Januar 2015 aus einer Entfernung von nur 237.000 Kilometern
aufgenommen. Stattliche 43 Pixel breit ist der kugelförmige, eisige Asteroid auf
der Aufnahme, die erstmals Details zeigt, die selbst auf den bisherigen
Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble nicht zu erkennen waren.
"Wir sehen große, fast den gesamten Zwergplaneten umspannende Strukturen.
Auch wenn man noch nicht genau sagen kann, um was es sich dabei handelt, ist
doch klar, dass gewaltige Prozesse die Oberfläche von Ceres verändert haben",
sagt Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),
Planetenforscher und Mitglied im Dawn-Team. "Mit jeder neuen Aufnahme
werden wir von nun an weitere Hinweise darauf erhalten, was uns bei unserer
Ankunft am 6. März dieses Jahres bei Ceres erwartet." So könnte der größte
Himmelskörper zwischen Mars und Jupiter noch heute einen Ozean aus Wasser unter
seiner Eiskruste verbergen.
Bisher hielt das Weltraumteleskop Hubble den Rekord, wenn es um die
beste Sicht auf den Zwergplaneten Ceres ging - es nahm den Himmelskörper
zwischen Dezember 2003 und Januar 2004 auf und zeigte damals bereits
unterschiedlich helle und dunkle Regionen sowie einen bisher noch nicht
erklärten weißen Fleck auf Ceres. Doch nun hat die Kamera an Bord der Dawn-Sonde
die Nase vorn: "Unsere Aufnahmen übertreffen die bisherigen Hubble-Bilder
in der Auflösung um mehr als 30 Prozent", sagt DLR-Wissenschaftler Jaumann.
In der südlichen Hemisphäre sind einige sehr dunkle Merkmale in einer
insgesamt dunkleren Region zu sehen. "Zu erkennen ist eine globale Struktur, bei
der es sich vermutlich um eine Reihe von großen, seltsam angeordneten
Einschlagskratern handelt." Auch ist der bereits bekannte helle Fleck in etwa 90
Grad Entfernung von dieser Struktur zu erkennen.
Mit den Ergebnissen der Dawn-Mission könnte es den Planetenforschern
gelingen, mehr über die Geburt der Planeten vor 4,5 Milliarden Jahren zu
erfahren. "Asteroiden sind Bausteine eines Planeten, der nie fertiggestellt
wurde." In der Nähe des Jupiters sorgten nämlich dessen Gravitationskräfte
dafür, dass die einzelnen Fragmente immer wieder auseinanderbrachen und keine
vollständigen Planeten entstehen konnten. Das Ergebnis ist der Asteroidengürtel
zwischen Jupiter und Mars - mit seinen größten Körpern Vesta, Pallas und Ceres,
drei der besterhaltenen embryonalen Planeten in unserem Sonnensystem.
Über 30.000 Bilder, 18 Millionen spektrale Messungen und weitere
wissenschaftliche Daten sind die Ausbeute, die die Dawn-Sonde 2011 bis
2012 von ihrem Besuch bei Vesta zur Erde gesendet hat. Der Körper mit einem
mittleren Durchmesser von 525 Kilometern versetzte alle in Erstaunen mit zwei
gigantischen Einschlagsbecken, tiefen Furchen und einem Berg, der mehr als
doppelt so hoch wie der irdische Mount Everest ist.
Im September 2012 verabschiedete sich die Sonde von Vesta und reist seitdem
mit Ionenantrieb durchs All. Dabei hat sie im Asteroidengürtel bereits die
Frostgrenze hinter sich gelassen - ihr nächstes Ziel Ceres wird daher auch ein
besonders eisiges Untersuchungsobjekt, bei dem die Kräfte der 415 Millionen
Kilometer entfernten Sonne nur wenig spürbar sind.
Ceres wird der erste Zwergplanet überhaupt sein, den eine Sonde aus dem Orbit
untersucht. Mit einem Durchmesser von fast 1.000 Kilometern ist der
Himmelskörper der Rekordhalter im Asteroidengürtel und wurde 2006 von der
Internationalen Astronomischen Vereinigung in die neue Kategorie der
Zwergplaneten eingeordnet.
Und er könnte unter einer Eiskruste ein Geheimnis verbergen - eine dicke
Schicht aus Wasser, vermutet Jaumann. "Wir sind bisher noch nie um solch einen
Himmelskörper geflogen", betont er. "In Ceres ist vermutlich die Anfangsphase
der Planetenentstehung konserviert - ähnlich wie uns eine Fliege im Bernstein
die Geschichte urzeitlicher Insekten erzählt."
Die Mission Dawn wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL)
der amerikanischen Weltraumbehörde NASA geleitet. Die University of
California in Los Angeles ist für den wissenschaftlichen Teil der Mission
verantwortlich. Das Kamerasystem an Bord der Raumsonde wurde unter Leitung des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen in Zusammenarbeit
mit dem Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Berlin und dem Institut für Datentechnik und
Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut.
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