Simulierter Flug über Ceres
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
8. Juni 2015
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat aus den
bisherigen Aufnahmen, die die Sonde Dawn vom
Zwergplaneten Ceres gemacht hat und mithilfe eines dreidimensionalen
Geländemodells einen Film über einen simulierten Überflug über die Oberfläche
von Ceres erstellt. Der Film macht deutlich, dass der Zwergplanet eine Vielfalt
an geologischen Strukturen aufweist.
Bildausschnitt aus dem jetzt veröffentlichten
Film eines simulierten Überflugs über Ceres.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Erst fliegt die Raumsonde Dawn entlang des Äquators, dann geht es
dicht über Nord- und Südpol hinweg: Die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben mit bisherigen Aufnahmen der Kamera an Bord
von Dawn und ihren ersten dreidimensionalen Geländemodellen einen
filmischen Überflug über den eisigen Zwergplaneten Ceres erstellt.
"Jetzt sehen wir zum ersten Mal die komplette Ceres mit ihren drei
Dimensionen", sagt DLR-Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann, der an der Dawn-Mission
der NASA beteiligt ist. Der virtuelle Flug in mehr als 335 Millionen Kilometern
Entfernung von der Erde geht über Kraterlandschaften, helle Flecken und
ausgedehnte Ebenen.
Um wie die Raumsonde aus dem Orbit auf Ceres zu blicken, verarbeiteten die
Wissenschaftler des DLR-Instituts für Planetenforschung insgesamt 80 Aufnahmen:
Dazu gehören Bilder aus einem Orbit in 13.500 Kilometern Höhe sowie Aufnahmen,
die zu Navigationszwecken aus einer Entfernung von 7.200 sowie 5.100 Kilometern
erstellt wurden. Für den Film wurden die vertikalen Strukturen um einen Faktor
zwei vergrößert und zudem ein Hintergrund ergänzt.
"Basis war dabei ein dreidimensionales Geländemodell, das wir aus den bisher
aufgenommenen Bilder errechnet haben", erläutert Jaumann. "Dieses werden wir im
Verlauf der Mission verfeinern - mit jedem weiteren Orbit, in dem wir uns dem
Zwergplaneten annähern." Auch die kartographische Vermessung des Zwergplaneten
liegt in den Händen der DLR-Planetenforscher.
Bereits jetzt zeigt sich, dass der Zwergplanet für die Wissenschaftler ein
interessantes Untersuchungsobjekt ist. "Wenn man wie im Flug auf Ceres blickt,
sieht man eine Vielfalt geologischer Formationen, die zeigen, dass die
Oberfläche von Ceres von gewaltigen Kräften geformt wurde."
Mehr als sieben Jahre mussten die Forscher warten, bis Dawn am 6.
März 2015 am Zwergplaneten im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter ankam.
Damals, als die Sonde am 27. September 2007 startete, war Ceres noch in die
Klasse der Asteroiden eingruppiert - mittlerweile wurde er in die neu
geschaffene Klasse der Zwergplaneten eingestuft.
Während des langen Fluges machte Dawn noch Zwischenstation am
Asteroiden Vesta. Von Juli 2011 bis September 2012 kreiste die Raumsonde um
Vesta und nahm Zehntausende Bilder auf. Gemeinsam ist den beiden, dass sie zu
den größten Himmelskörpern im Asteroidengürtel gehören: Vesta hat einen
Durchmesser von 530 Kilometern, Ceres führt mit seinem Durchmesser von fast 1000
Kilometern die Rangliste an.
Dennoch sind sie extrem unterschiedlich: Vesta ist ein sogenannter
"trockener" Asteroid, der in seiner Entwicklung nicht sehr viel Wasser
abbekommen hat, Ceres hingegen liegt weit entfernt von der Sonne hinter der
Frostgrenze und könnte sogar einen Ozean unter seiner Eiskruste verbergen.
Der Film lässt sich beispielsweise beim
Jet Propulsion Laboratory der NASA anschauen und auch in
verschiedenen Qualitäten herunterladen.
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