Viele Krater und linienförmige Strukturen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
29. Mai 2015
Die Sonde Dawn, die seit einigen Wochen den
Zwergplaneten Ceres erforscht, ist auf dem Weg in eine niedrigere Umlaufbahn.
Bevor aber das Ionen-Triebwerk eingeschaltet wurde, machte die Kamera an Bord
noch eine Aufnahme aus 5.100 Kilometern Abstand. Das Urteil der Forscher über
das Bild: Ceres ist geologisch extrem spannend.
Kurz bevor die Raumsonde Dawn erneut ihr
Ionen-Triebwerk eingeschaltet hat, nahm die
Kamera an Bord am 23. Mai 2015 zu
Navigationszwecken den Zwergplaneten Ceres aus
einer Höhe von 5.100 Kilometern auf. Die
Ausschnittvergrößerung zeigt eine ungewöhnlich
hohe Anzahl an runden Kraterstrukturen auf engem
Raum.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Gesamtansicht] |
Das, was Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) von Zwergplanet Ceres zu sehen bekommen hat, lässt nur einen
Schluss zu: "Ceres ist geologisch extrem spannend." Der größte Körper im
Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter sorgt nämlich bereits aus der Ferne
betrachtet für jede Menge Gesprächsstoff unter den Wissenschaftlern.
Auch das Foto, das die Kamera an Bord der Dawn-Sonde am 23. Mai 2015
aus 5.100 Kilometern Entfernung aufnahm, zeigt wieder Strukturen, die zurzeit
noch nicht erklärt werden können: "Wir erkennen eine ungewöhnlich große
Ansammlung von kleinen runden Strukturen auf engem Raum - dazu gehören kleinere
so genannte Sekundär-Krater, die bei großen Einschlägen durch das dadurch
ausgeworfene Material entstanden sind, aber auch längere linienförmige
Anordnungen und sehr wahrscheinlich Einsturzsenken", erläutert der
DLR-Planetenforscher, der an der amerikanischen Dawn-Mission
wissenschaftlich beteiligt ist. "Ähnliche Strukturen gibt es zwar auf den
Eismonden von Jupiter und Saturn, aber nicht in dieser Dichte."
Aufgenommen wurde das Bild mit einer Auflösung von 480 Metern pro Bildpunkt.
Der nördlich gelegene Krater hat beispielsweise somit einen Durchmesser von etwa
110 Kilometern. In seinem Inneren sind zahlreiche kleinere Krater zu sehen sowie
ein Riss. "Hinter dieser Oberfläche steckt sehr wahrscheinlich eine geologisch
komplexe Geschichte: Zum einen sind wohl Projektil-Teilchen aus anderen Kratern
dort eingeschlagen und hinterließen kleinere Sekundär-Krater, zum anderen deutet
der Riss darauf hin, dass es Bewegungen im Kraterboden selbst gegeben hat."
Allerdings: Noch wird unter den beteiligten Wissenschaftlern der
internationalen Mission ausgiebig diskutiert, wie und warum diese vielen kleinen
Krater genau entstanden sind. Auch Einsturzsenken, die ohne einen Einschlag auf
der Oberfläche von Ceres entstanden, vermutet Jaumann unter den runden
Strukturen.
Die auffälligen linienförmigen Strukturen, die sich über größere Gebiete
erstrecken, könnten viele kleine Einsturzlöcher, angeordnet in einer Reihe,
sein. "Im Untergrund von Zwergplanet Ceres könnten Risse sein, in die von der
Oberfläche loses Material hineinrutscht." Um dies genauer analysieren zu können,
müssen die Planetenforscher aber noch etwas Geduld haben: Erst mit den
niedrigeren Umlaufbahnen um den Zwergplaneten wird die Auflösung der
Kamera-Aufnahmen besser - und einige der bisherigen Rätsel erklärbarer.
Mit der Sonde Dawn und ihren Instrumenten an Bord werden erstmals
zwei Himmelskörper mit nur einer Mission untersucht. Von Juli 2011 bis August
2012 umkreiste Dawn den Asteroiden Vesta und nahm rund 28.000 Bilder
auf. Am 6. März 2015 erreichte die Sonde dann ihr zweites Ziel, den
Zwergplaneten Ceres. Für beide Himmelskörper erstellt das DLR die Karten sowie
ein dreidimensionales Höhenmodell der Oberfläche.
Der nächste niedrigere Orbit um den Zwergplaneten wird am 6. Juni 2015
erreicht: Dann wird Dawn in einem Abstand von nur noch 4.400 Kilometern
um Ceres kreisen und bis Ende Juni den Zwergplaneten aus dieser Entfernung
untersuchen. Jeweils drei Tage wird Dawn dann benötigen, um Ceres mit ihrem
Durchmesser von fast 1.000 Kilometern zu umrunden.
Um in diesen so genannten "Survey Orbit" zu gelangen, sind nun die
Ionen-Triebwerke der Raumsonde in Betrieb, so dass weitere Aufnahmen mit der
Kamera zurzeit nicht möglich sind. "Wenn wir in diesem Orbit ankommen, beträgt
die Auflösung unserer Fotos 400 Meter pro Pixel - damit und mit der dann viel
besseren dreidimensionalen Auflösung werden wir die Strukturen besser
analysieren können ", blickt Jaumann voraus.
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