Erster kompletter Blick auf Ceres aus dem Orbit
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
11. Mai 2015
Das Team der Sonde Dawn hat heute neue Aufnahmen vom
Zwergplaneten Ceres vorgestellt. Seit dem 23. April hatte Dawn Ceres in einem
Abstand von 13.600 Kilometern umrundet und dabei die komplette Oberfläche erfasst. Die
eigentümlichen weißen Flecken bestehen offenbar aus mehreren kleinen Flecken. Ob es sich
dabei tatsächlich um Eis handelt, wissen die Forscher aber noch nicht.

Eines der Bilder des Zwergplaneten Ceres, die
am 4. Mai 2015 aus einer Entfernung von 13.600
Kilometern entstanden sind.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Seit dem 23. April 2015 umkreiste die Raumsonde Dawn den
Zwergplaneten Ceres in einem Abstand von nur 13.600 Kilometern. Insgesamt fast
2.000 Bilder nahm währenddessen die Kamera an Bord auf und deckte dabei die
komplette Oberfläche des Zwergplaneten ab.
"Aus diesen Daten berechnen wir nun das erste dreidimensionale Geländemodell
von Ceres, das im Laufe der Mission mit immer besserer Auflösung verfeinert und
optimiert wird", sagt Prof. Ralf Jaumann, Planetenforscher des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Wissenschaftler im Dawn-Missionsteam.
Schon jetzt aber zeigen hohe Aufwölbungen, ungewöhnliche Kraterformen, helle
Flecken und erstaunlich flache Ebenen auf der Oberfläche von Ceres, dass der
Zwergplanet für Diskussionen unter den Wissenschaftlern sorgen wird. "Die
Aufnahmen sind zwar sehr gut, aber zurzeit können wir über vieles nur
spekulieren. Ceres lässt sich nicht so einfach verstehen."
Bis zum 6. Juni 2015 wird die Sonde sich nun nach und nach auf einen Abstand
von nur noch 4.400 Kilometern über der Oberfläche hinuntersenken und alle drei
Tage den Zwergplaneten, dessen Durchmesser fast 1.000 Kilometer beträgt, einmal
umrunden.
Mit den aktuellen Aufnahmen untersuchen die Planetenforscher vor allem die
Rotationszeit und die Rotationsachse des Zwergplaneten. "Das sind wichtige
Informationen, die wir für unsere exakte Kartierung von Ceres benötigen",
erklärt Jaumann. Zudem sollen auch die genauen Flugbahnen für den kommenden,
drei Mal näheren Orbit ab Juni festgelegt werden.
Für präzise wissenschaftliche Erkenntnisse reicht die Auflösung von 1,3
Kilometern pro Bildpunkt allerdings noch nicht aus. Auch wenn erkennbar wird,
dass beispielsweise der hellste Fleck im Inneren eines Kraters aus mehreren
hellen Flecken besteht, kann seine Ursache noch nicht geklärt werden. "Es ist
wahrscheinlich, dass dort relativ frisches Eis vorhanden ist, aber auch Salz
wäre eine plausible Erklärung."
Wie genau die Reflektionen zustande kommen, werden die Planetenforscher wohl
erst verstehen, wenn Dawn deutlich näher über die Oberfläche von Ceres fliegt.
"Wir können auch sich auftürmende Dome erkennen, extrem unterschiedliche
Kraterformen und ungewöhnlich flache Ebenen zwischen den Kratern", so Jaumann.
"Man kann viel vermuten, aber zurzeit noch schwer einschätzen um was es sich
wirklich handelt."
Für die Forscher am DLR-Institut für Planetenforschung beginnt mit den
bisherigen Aufnahmen jetzt die Berechnung eines ersten dreidimensionalen
Geländemodells des Zwergplaneten. Voraussichtlich Ende Mai könnte dieses
vorliegen - die aufwendige Verarbeitung der Daten erfordert Zeit und große
Computerkapazitäten.
In den kommenden Monaten wird die Dawn-Sonde nach und nach immer dichter über
der Oberfläche von Ceres fliegen. Nachdem Dawn vom 6. bis zum 30. Juni
2015 in einem Abstand von 4.400 Kilometern den Zwergplaneten aufgenommen und
untersucht hat, beginnt am 4. August 2015 der so genannte "High Altitude Mapping
Orbit" (HAMO), bei dem die Kamera aus nur noch 1.470 Kilometern auf Ceres
blickt. "Dieser Orbit ist für die Optimierung unseres dreidimensionalen
Geländemodells besonders wichtig, denn man erkennt alle geologischen Formationen
auf der Oberfläche des Zwergplaneten", betont Jaumann.
Im abschließenden "Low Altitude Mapping Orbit" (LAMO) wird vor allem der
amerikanische Gammastrahlen- und Neutronendetektor an Bord aus 375 Kilometern
Entfernung Daten messen und die Chemie analysieren. Aber auch Detailaufnahmen
mit der Kamera werden möglich sein. "Wir wissen jetzt schon, dass Ceres sehr
spannend für uns Planetenforscher sein wird."
Vor allem die Frage, wie es im Inneren der eisigen Ceres aussieht,
beschäftigt Planetenforscher Jaumann. Der Zwergplanet in 434 Millionen
Kilometern Entfernung von der Sonne liegt hinter der Frostgrenze im
Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Während das erste Ziel der Mission,
Asteroid Vesta, ein so genannter trockener Asteroid ohne Wasser war, wird mit
Ceres als zweitem Ziel der Mission das genaue Gegenteil untersucht: Der
Zwergplanet könnte nach Schätzungen der Wissenschaftler einen Wasseranteil von
15 bis 25 Prozent aufweisen. "Die große Frage ist: Gibt es tatsächlich einen
Ozean im Inneren? Und wie sieht die Kruste aus? Um die Antworten zu finden,
müssen wir uns die Daten ganz genau anschauen."
Aus Einzelaufnahmen vom 4. Mai 2015 haben die Wissenschaftler auch einen
kleine Bildsequenz zusammengestellt, auf der die Drehung des Zwergplaneten zu
erkennen ist. Sie ist unter anderem über
das Planetary
Photojournal des Jet Propulsion Laboratory der NASA abrufbar.
Aus dieser Sequenz stammt auch das hier gezeigte Bild.
 |
|