Neue Namen und neue Fragen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
1. Oktober 2015
Jaja, Ernutet und Ysolo Mons - das sind einige der neuen
Namen, die auf einer gestern veröffentlichten Karte von Ceres zu finden sind.
Der Zwergplanet wird gegenwärtig von der NASA-Sonde Dawn umrundet und
fasziniert die Forscher jeden Tag mehr. Noch können sich die Wissenschaftler
nicht erklären, wie ein so kleiner Körper eine so vielfältige Topographie
aufweisen kann.
Die neue globale farbkodierte topographische
Karte des Zwergplaneten Ceres. Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Mysteriöse Krater-Strukturen und faszinierende Ansichten von Ceres, dem
vielseitigen Zwergplaneten, beschäftigen diese Woche die Wissenschaftler auf der
European Planetary Science Conference (EPSC) im französischen Nantes.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist an der Mission Dawn
der NASA beteiligt und unter anderem in Zusammenarbeit mit der Internationalen
Astronomischen Union (IAU) für die Kartierung und Namensgebung der Regionen und
markanter Oberflächenstrukturen verantwortlich.
Der Zwergplanet Ceres sorgt bei Forschern weiterhin für Faszination.
Besonders die Oberfläche wirft immer wieder neue Fragen auf. "Wir arbeiten
intensiv daran, zu verstehen, wie so ein kleiner Körper eine so spannende
Topographie entwickeln konnte", sagt Prof. Ralf Jaumann vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof.
Gestern wurde eine neue, farblich kodierte, topographische Karte
veröffentlicht, die mehr als ein Dutzend neuer, kürzlich von der IAU
genehmigter, Namen für Oberflächenstrukturen auf Ceres enthält. Diese sind, wie
gewohnt, inspiriert von landwirtschaftlichen Geistern, Gottheiten für
Fruchtbarkeit und Ernte-Festen aus den verschiedensten Regionen und Kulturen der
Erde.
Neu dabei sind unter anderem "Jaja", nach der abchasischen Ernte-Göttin, und
"Ernutet", die kobra-köpfige ägyptische Ernte-Göttin. Ein Berg mit 20 Kilometer
Durchmesser, der sich in der Nähe von Ceres Nordpol befindet, heißt jetzt "Ysolo
Mons" – benannt nach einem albanischen Fest, dass den ersten Tag der
Auberginen-Ernte markiert.
Eine andere Ceres-Karte hebt erstmals deutlich im globalen Kontext
Unterschiede in der Komposition der Oberfläche in Falschfarbe hervor. Die
Variationen sind bei Ceres allerdings subtiler als auf dem Protoplaneten Vesta,
den Dawn zwischen 2011 und 2013 erkundet hatte. Neu in die Karte
aufgenommen, wurden farblich kodierte Bilder des spektakulären Occator-Kraters,
mit seinen steilen Hängen und hellen Flecken, über deren Ursprung und
Zusammensetzung das Dawn-Wissenschaftsteam seit Monaten rätselt.
Auch ein mysteriöser, kegelförmiger, sechs Kilometer hoher Berg ist erfasst
worden, dessen ungewöhnlich steile, gleichmäßige Struktur den Wissenschaftlern
Kopfzerbrechen bereitet. Insgesamt wurden 14 Krater neu erfasst und in die
Karten eingearbeitet.
Eine überraschende Beobachtung kam von Dawns Gammastrahlen- und
Neutronen-Spektrometer: Die Instrumente registrierten drei Ausbrüche von
energiegeladenen Elektronen, die eventuell aus einer Wechselwirkung zwischen
Ceres und der Strahlung der Sonne resultieren könnten. "Wir sind von Ceres total
überrascht", gesteht Jaumann. "Wir hätten nicht gedacht, dass möglicherweise
heute noch aktive Prozesse auf der Oberfläche zu finden sind." An der
Interpretation der Beobachtung wird aktiv geforscht. Auf dem Weg zum Erstellen
eines ganzheitlichen Bildes des Zwergplaneten, könnte die Beobachtung eine
wesentliche Rolle spielen.
Momentan umkreist Dawn Ceres noch in einer Höhe von 1.470
Kilometern, der so genannten "HAMO"-Umlaufbahn (für "High-Altitude Mapping
Orbit"). In dieser Missionsphase wird die gesamte Oberfläche des Zwergplaneten
bis zu sechs Mal erfasst. Von Oktober bis Dezember wird Dawn dann in
den niedrigsten Orbit "LAMO" absteigen und eine Höhe von 375 Kilometern
einnehmen. In dieser Höhe wird die Sonde verbleiben und weiterhin den
Zwergplaneten sowohl ablichten als auch andere Daten erfassen. Der operative
Betrieb der Dawn-Mission soll mindestens bis Mitte nächsten Jahres
fortgesetzt werden.
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