Detaillierter Blick auf den Krater Occator
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
9. September 2015
Das Team der NASA-Sonde Dawn hat heute neue Bilder
des Zwergplaneten Ceres veröffentlicht. Sie entstanden aus einer Entfernung von
nur 1.470 Kilometern von der Oberfläche und zeigen neue Details des spektakulären Kraters Occator. In seinem Zentrum befinden sich mysteriöse helle Flecken, deren
Ursprung noch immer ungeklärt ist.

Diese Aufnahme der Raumsonde Dawn zeigt den
Krater Occator aus 1.470 Kilometern Höhe. Bild: NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS /
DLR / IDA [Großansicht] |
Die Eiger-Nordwand in den Berner Alpen ist schon eine Legende: Die 1.800
Meter steile Bergwand gilt bei Bergsteigern als schwierig und herausfordernd.
326 Millionen Kilometer entfernt von der Erde findet aber auch die
Eiger-Nordwand auf dem Zwergplaneten Ceres Konkurrenz - dort ragt der Rand des
Kraters Occator an manchen Stellen fast 2.000 Meter steil in die Höhe.
"An manchen Stellen ist der Kraterrand fast senkrecht, an anderen Stellen ist
sehr viel Material ins Innere des Kraters nachgerutscht", sagt Planetenforscher
Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Und
diese Extreme befinden sich unmittelbar nebeneinander." Dies zeigen neue
Aufnahmen der Kamera an Bord der Sonde Dawn, die heute vorgestellt wurden. Warum Occators Kraterrand mal stabil und mal sehr unstabil ist, können sich die
Wissenschaftler noch nicht erklären.
Scharfkantig zeichnen sich die steilen Kraterränder beim Blick aus 1.470
Kilometern Entfernung ab. Etwa 25 Prozent der Kraterwände stehen fast senkrecht.
In direkter Nachbarschaft sind hingegen größere Massen vom Rand ins Innere
abgerutscht. "Vielleicht gibt es entlang des Kraterrands Materialunterschiede -
oder zumindest unterschiedliche Festigkeiten." Im Krater-Inneren sind zudem
Risse und Ebenen zu erkennen.
Umso näher die Sonde um den Zwergplaneten Ceres kreist, desto mehr Details
können die Planetenforscher erkennen - und darüber rätseln, wie diese entstanden
sind. Mit seinem Durchmesser von fast 1.000 Kilometern und seiner runden Form
ist Ceres ein Himmelskörper, der es bei der Entstehung des Sonnensystems fast
bis zu einem Planeten geschafft hätte.
Allerdings nur fast, denn die Anziehungskraft von Jupiter, dem größten
Planeten unseres Sonnensystems, hat verhindert, dass Ceres mehr Material
einsammeln konnte und so zum Planeten wurde. 2006 von der Internationalen
Astronomischen (Union IAU) zu einem der insgesamt fünf offiziellen Zwergplaneten
ernannt, wird mit Ceres nun zum ersten Mal ein Himmelskörper dieser Kategorie
aus dem Orbit untersucht. "Wir haben mit der Dawn-Mission die
Gelegenheit, in Ruhe auf die Anfänge unseres Sonnensystems zu schauen", betont
DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann.
Mit den Aufnahmen der Kamera erstellen die Wissenschaftler des DLR-Instituts
für Planetenforschung ein Geländemodell von Ceres, das den Zwergplaneten auch
mit der dritten Dimension, der Höhe, zeigt. Dieses Geländemodell war auch die
Basis für ein
Video, bei dem der Zuschauer um den mächtigen Occator-Krater mit
seinem Durchmesser von 90 Kilometern kreist.
Dabei wurden die Höhen um den Faktor 1,5 überzeichnet, um die Topographie des
Kraters zu verdeutlichen. Insgesamt 6.000 Meter beträgt der Unterschied vom
tiefsten bis zum höchsten Punkt. In der Mitte: die geheimnisvollen hellen
Flecken, über deren Entstehung und Beschaffenheit die Wissenschaftler noch
diskutieren.
Seit dem 13. August 2015 fliegt Dawn in ihrem bisher niedrigsten Orbit um
Zwergplanet Ceres. Mittlerweile hat sie ihren ersten elftägigen Orbit einmal um
den Himmelskörper vollendet und Bilder aus einer Höhe von 1.470 Kilometern über
der Oberfläche gesendet. Insgesamt sechs Mal wird die Kamera die gesamte
Oberfläche von Ceres aufnehmen und dabei jeweils in leicht unterschiedlichen
Winkel auf den Zwergplaneten blicken.
Mit diesen Stereoaufnahmen verfeinern die DLR-Planetenforscher dann auch ihr
dreidimensionales Geländemodell. Ende Oktober wird es dann zunächst einmal keine
neuen Bilder geben, bis Dawn zwei Monate später den letzten und
niedrigsten Orbit in einer Höhe von 375 Kilometern erreicht hat.
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