Countdown bis zum Aufwachen im Januar
von Stefan Deiters astronews.com
15. Oktober 2013
Der Countdown läuft: In weniger als 100 Tagen soll die
europäische Raumsonde Rosetta aus ihrem Tiefschlaf erwachen. 2014
nämlich wird die Sonde nach einem über zehnjährigen Flug endlich ihr Ziel
erreicht haben: den Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko. Bis dahin muss die Sonde
jedoch noch gründlich getestet und auf das Rendezvous vorbereitet werden.
Die Sonde
Rosetta soll am 20. Januar 2014 aus ihrem
Tiefschlaf erwachen.
Bild: ESA - C. Carreau |
Die Spannung bei der ESA steigt: In weniger als 100 Tagen wird die Kometensonde
Rosetta aus ihrem Tiefschlaf erwachen, in dem sie sich seit Juli 2011
befindet. Auf der Rosetta-Webseite der europäischen Weltraumagentur
läuft bereits der Countdown bis zum Aufwachen: Beim Erscheinen dieses Artikels
waren es noch etwas mehr als 96 Tage und 16 Stunden - wenn denn alles läuft, wie
von der ESA geplant.
Rosetta wurde am 2. März 2004 gestartet und hat seitdem eine komplexe
Reise durch das Sonnensystem gemacht - alles mit dem Ziel, im Jahr 2014 den
Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko einzuholen und diesen auf seinem Weg ins
innere Sonnensystem zu begleiten. Die Reise führte Rosetta 2008 und
2010 an zwei Asteroiden vorbei, dreimal flog die Sonde an der Erde vorüber,
einmal am roten Planeten Mars (astronews.com berichtete).
Im Juli 2011 versetzten die ESA-Techniker die Sonde in eine Art Tiefschlaf. In
den folgenden zwei Jahren sollte sie nämlich den am weitesten von der Sonne
entfernten Teil ihrer Reise absolvieren. Rosetta war dabei bis zu 800
Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn entfernt und befand sich damit in
der Nähe der Umlaufbahn des Jupiter. Die Sonde wurde mit ihren
Solarzellenpaneelen zur Sonne ausgerichtet und zur Stabilisierung in eine
langsame Rotation versetzt.
Doch bald wird es für Rosetta Zeit, die Tiefschlafphase zu beenden. Der
Komet und die Sonde nähern sich wieder dem inneren Sonnensystem und die wohl
spannendste Zeit der Mission steht bevor. Der "Wecker" von Rosetta zum
Aufwachen ist auf den 20. Januar 2014 um 11 Uhr MEZ gestellt. Dann soll die
Sonde ihre Navigationsinstrumente aufwärmen, die Drehung stoppen und ihre
Hauptantenne zur Erde ausrichten, um mit dem wartenden ESA-Team Kontakt
aufzunehmen.
"Wir wissen nicht genau, wann sich Rosetta melden wird, aber wir
rechnen nicht vor etwa 18.45 Uhr MEZ an diesem Tag damit", so Fred Jansen, der
Missionsmanager für Rosetta bei der ESA. "Wir sind schon recht
aufgeregt, dass dieser wichtige Meilenstein nun immer näher rückt. Und natürlich
sorgen wir uns, in welchem Zustand Rosetta nach fast zehn Jahren im All
sein wird."
Zum Zeitpunkt des Weckrufs wird Rosetta noch immer rund neun Millionen
Kilometer vom Zielkometen entfernt sein. Während der Annäherung in den
darauffolgenden Monaten werden die elf Instrumente der Sonde und die zehn
Instrumente des Kometenlanders nach und nach eingeschaltet und auf ihre
Funktionsfähigkeit überprüft. Für Ende Mai ist dann ein größeres
Kurskorrekturmanöver vorgesehen, um Rosetta auf Rendezvouskurs mit dem
Kometen im August zu bringen.
Erste Bilder von 67P/Churyumov–Gerasimenko sollte es bereits im Mai geben. Sie
sollen dazu dienen, die Berechnungen über Position und Bahn des Kometen weiter
zu verbessern. Nachdem die Sonde nach Ankunft beim Kometen dessen Oberfläche
erfasst hat, kann eine Landestelle für den Lander Philae ausgewählt
werden. Dessen Landung auf dem Kometenkern ist für November 2014 geplant.
Rosetta wird 67P/Churyumov–Gerasimenko anschließend weiter auf seinem
Weg ins innere Sonnensystem begleiten. Am 13. August 2015 wird der Komet seinen
sonnennächsten Punkt erreicht haben, an dem er noch rund 185 Millionen Kilometer
von der Sonne entfernt sein wird. Der Komet bewegt sich mit einer
Geschwindigkeit von rund 100.000 Kilometern pro Stunde durch das innere
Sonnensystem. Rosetta soll 67P/Churyumov–Gerasimenko dann auch noch für
den Rest des Jahres 2015 begleiten.
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