Erster Blick auf den Zielkometen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
16. Juni 2011
Unmittelbar bevor die Kometensonde Rosetta vor rund einer
Woche in eine dreijährige Ruhephase versetzt wurde, gelang es
Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung mit
dem Kamerasystem der Sonde einen ersten Blick auf den Zielkometen
Churjumov-Gerasimenko zu erhaschen. Dazu war eine Belichtungszeit von 13
Stunden nötig.
In diesem Ausschnitt des Sternenhimmels, der mit
der Weitwinkel-Kamera des OSIRIS-Kamerasystems
aufgenommen wurde, verbirgt sich der Komet
Churjumov-Gerasimenko (oben), die Tele-Kamera des
Kamerasystems erlaubt dann einen genaueren Blick
(Mitte) und nach ausgefeilter Bildverarbeitung
wird der Komet sichtbar (unten).
Bild: ESA 2011 MPS for OSIRIS-Team MPS /
UPD / LAM / IAA / RSSD / INTA / UPM / DASP / IDAESA / DLR |
Etwa 163 Millionen Kilometer trennen die ESA-Raumsonde Rosetta
noch vom Kometen Churjumov-Gerasimenko, den sie 2014 erreichen wird.
Trotz dieser beachtlichen Entfernung sind Wissenschaftlern des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) mit Hilfe des
Kamerasystems OSIRIS an Bord zu Monatsbeginn erstmals Aufnahmen des
fernen Ziels gelungen.
Die Bilder entstanden während der letzten Tests,
welche das Team in den vergangenen Wochen durchgeführt hat. Nach
erfolgreichem Abschluss dieser Untersuchungen wurde Rosetta in
eine nahezu dreijährige Ruhephase versetzt. Um auf dem letzten Wegstück,
auf dem nur wenig Sonnenlicht zur Verfügung steht, Energie zu sparen,
wurden alle Systeme heruntergefahren (astronews.com berichtete).
Auf den aktuellen Aufnahmen überdeckt das Signal des Kometen
Churjumov-Gerasimenko zwar nur wenige Pixel. "Doch die Bilder zeigen uns
schon jetzt deutlich, wohin die Reise geht", sagt Dr. Holger Sierks vom
MPS, der Leiter des Kamerateams. "Zudem sind sie ein beeindruckender
Beweis für die Leistungsfähigkeit des Kamerasystems. Wir hatten nicht
erwartet, bereits aus solch großer Entfernung erste Bilder liefern zu
können". Der Komet ist nämlich ausgesprochen lichtschwach: Seine
Helligkeit ist etwa eine Million Mal geringer als die des
lichtschwächsten Sterns, der von der Erde aus mit bloßem Auge gerade
noch erkennbar ist.
Astronomen, die den Kometen von der Erde aus beobachten, nutzen dafür
das Very Large Teleskope in Chile, eines der weltweit
leistungsfähigsten Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von mehr als
acht Metern. Der Spiegel der OSIRIS-Kamera hat hingegen einen
Durchmesser von nur etwa zehn Zentimetern. Um den Kometen dennoch
sichtbar zu machen, war eine Belichtungszeit von 13 Stunden
erforderlich. "Wir haben mit OSIRIS insgesamt 52 Bilder aufgenommen und
jedes 15 Minuten lang belichtet", erklärt Dr. Colin Snodgrass vom MPS,
der für die Bildverarbeitung zuständig ist.
Da sich der Churjumov-Gerasimenko innerhalb eines Zeitraums von mehreren
Stunden relativ zum Fixstern-Hintergrund ein wenig weiterbewegt,
erscheint er auf den übereinander gelegten Bildern etwas unscharf. Nach
weiteren ausgefeilten Bildverarbeitungsschritten, bei denen unter
anderem diese Fixsterne herausgerechnet wurden, konnten die
Wissenschaftler einen ersten Blick auf ihr Ziel erhaschen.
Der zweite
Blick wird nun allerdings auf sich warten lassen, da die Systeme an Bord
von Rosetta inzwischen für etwa drei Jahre heruntergefahren
wurden. Auf diese Weise spart die Raumsonde Treibstoff - bis sie im
Frühjahr 2014 "ihren" Kometen wieder ins Visier nimmt.
Die Raumsonde Rosetta ist seit 2004 unterwegs zum Kometen
Churjumov-Gerasimenko, auf dem die Landeeinheit Philae 2014
aufsetzen soll. OSIRIS, das wissenschaftliche Kamerasystem an Bord,
wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung
in Zusammenarbeit mit einem Team, an dem sechs europäische Länder
beteiligt sind, entwickelt und gebaut. Es besteht aus einer Weitwinkel-
und einer Tele-Kamera. Das Kamerasystem wird von Forschern des MPS
betrieben.
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