Kometenlander Philae als Modell
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
23. September 2010
Auf dem European Planetary Science Congress (EPSC) in Rom wurde jetzt
erstmals ein Modell des Kometenlanders Philae präsentiert, das aus
Lego-Komponenten zusammengebaut wurde. Das Modell ist Teil einer Sammlung von
Lehrmaterialien zur Rosetta-Mission, die unter anderem vom Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der europäischen Weltraumorganisation
ESA unterstützt wird.

Ingenieurstudenten der Universität Rom während
des Tests. Die charakteristische Form des
Rosetta-Kometenlandegeräts Philae ist bereits gut
erkennbar.
Foto: Lotte van
Zanten, CC-BY-ND |
Rosetta startete im März 2004 und hat bereits sechs Jahre
der zehnjährigen Reise zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko hinter sich
gebracht (astronews.com berichtete wiederholt). Im Laufe der Reise holte
sich die Raumsonde bereits viermal beim Vorbeiflug an Planeten Schwung
und besuchte zwei Asteroiden. Nachdem Rosetta die Umlaufbahn
des Kometen im Mai 2014 erreicht und die Oberfläche untersucht haben
wird, soll im November 2014 das Landegerät Philae auf dem
eisigen Kern des Kometen abgesetzt werden.
Im Rahmen des European Planetary Science Congress (EPSC) wurde das
Modell des Kometenlanders nun erstmals präsentiert: Den Gesichtern der Studenten
und Professoren war anzusehen, dass dies in der Geschichte der altehrwürdigen
Universität von Rom einmalig war. Ingenieurstudenten der Universität und
Kunststudenten des European Institute of Design hatten sich am 21. September
2010 eingefunden, um den Prototyp des Kometenlanders eingehend zu testen. Beim
Nachbau spezifischer Funktionalitäten des Landegeräts mit speziellen
Lego-Komponenten konnten sie sich mit der Mission zum Kometen
Churyumov-Gerasimenko vertraut machen. Gleichzeitig bearbeiteten die Studenten
das Thema Kometenwissenschaft von einem künstlerischen Standpunkt aus.
"Die Kometenjagd ermöglicht uns einen Rückblick in die Geschichte unseres
Sonnensystems", erklärte Detlef Koschny den Studenten während der Präsentation.
"Kometen und Asteroiden sind die Bausteine der Planeten unseres Sonnensystems.
Wenn wir ihre Zusammensetzung verstehen, können wir viel über die Entstehung
unserer Erde und die Bedingungen zur Entstehung von Leben lernen", fügte er
hinzu. Koschny arbeitet als Weltraumwissenschaftler für die ESA in den
Niederlanden. Gemeinsam mit seinem Sohn Julius hat er in seiner Freizeit das
erste Modell von Philae mit Lego-Komponenten der Mindstorms-Serie
entwickelt. Bisher wurden Kometen nur aus der Entfernung untersucht. Um die
Zusammensetzung eines Kometen vollständig zu verstehen, muss jedoch dessen
Oberfläche untersucht werden. Nur eine solche Nahaufnahme kann Aufschluss über
die Elemente geben, aus denen ein Komet besteht.
Der Nachbau der Aktivitäten des Landegeräts ist nicht einfach. Philae
verfügt über "Eisschrauben" an den Beinen, die sich mithilfe der bei der Landung
gewonnenen Energie in die Oberfläche bohren. Außerdem ist der Lander mit einer
Harpune ausgestattet, mit der er auf der Oberfläche gehalten wird. Mit dem Schub
eines an der Oberseite angebrachten kleinen Triebwerks wird das Landegerät in
Position gehalten, während Schrauben und Harpune ihre Arbeit erledigen. Viele
dieser Eigenschaften können mithilfe des Modells und eines normalen PCs
nachgebildet werden. Für die Studenten war es eine Gelegenheit, die Arbeit der
Weltraumingenieure besser zu verstehen und mit dem Modell eigene Lösungsentwürfe
zu entwickeln.
Stefan Ulamec, Leiter des Rosetta-Lander-Projekts am DLR, bemerkte
dazu: "Es war faszinierend, Studenten verschiedener Fachrichtungen dabei
zuzusehen, wie sie zum Verständnis der Mission Rosetta und zum Bau
eines Modells von Philae zusammenarbeiteten. Ich hoffe und freue mich
darauf, dass dieses Projekt zur Nachwuchsförderung hoffentlich bald in Schulen
in ganz Europa eingesetzt werden kann."
Philae wurde von einem internationalen Konsortium unter der Leitung des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt und gebaut. Das
DLR-Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (Microgravity User Support Center,
MUSC) steuert das Landegerät vom Lander Control Center (LCC) in Köln
aus. Mit dem Feedback der Studenten zum Prototypen wird das gemeinsame
Projektteam von ESA, DLR, Europlanet, Lightcurve Films und Lego-Group die
Sammlung von Lehrmaterialien fertig stellen und an die Anforderungen
europäischer Lehrpläne anpassen. Interessierte können sich an die
Projektbeteiligten wenden.
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