Sonde fliegt im Winterschlaf zum Ziel
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. astronews.com
8. Juni 2011
Nach mehr als sieben Jahren Flug durch das Weltall wird die Rosetta-Sonde
heute in eine Art Winterschlaf versetzt. Um den Energieverbrauch zu
reduzieren, fliegt die europäische Sonde ab nun im Sparmodus auf ihr
Ziel, den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, zu. Die an der Mission
beteiligten Wissenschaftler können sich jedoch keine Ruhepause gönnen
und bereiten sich schon auf die Ankunft der Sonde vor.
Die europäische Sonde Rosette ist auf dem Weg
zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Bild: ESA / DLR |
Rosetta hat bereits einen langen Weg hinter sich - und
noch einen langen vor sich. Seit dem 2. März 2004 reist die Sonde durch
den Weltraum, hat dabei im rasanten Vorbeiflug ihr Kameraauge auf die
Asteroiden Steins und Lutetia gerichtet und mehrere Mal an Erde und Mars
Schwung geholt für ihren Flug zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
(astronews.com berichtete). Um die Sonde sicher bis zur ihrem Ziel
fliegen zu lassen, geht das Raumschiff nun in einen Ruhezustand über.
"Zurzeit ist die Sonde zu weit von der Sonne entfernt, um den kompletten
Betrieb mit Sonnenenergie aufrecht zu erhalten", erklärt Dr. Stephan
Ulamec vom DLR-Nutzerzentrum für Weltraumexperimente in Köln. Dort
befindet sich auch das Lander-Kontrollzentrum, von wo aus der Lander
Philae beim Aufsetzen auf P67/Churyumov-Gerasimenko gesteuert wird.
"Die Sonde wird sich zwar noch selbstständig immer wieder zur Sonne
ausrichten, beheizt werden in den nächsten zweieinhalb Jahren aber nur
noch eine Uhr, das Thermalsystem und der Receiver."
Bis die Sonde mit ihrem Lander an ihrem Ziel ankommt, trainieren die
Wissenschaftler das wohl schwierigste Manöver der Mission: das Aufsetzen
des Landegeräts. Der Komet ist klein, seine Gravitation beträgt nur ein
Zehntausendstel der Erde - Philae mit einem Gewicht von 100
Kilogramm auf der Erde wird auf P67/Churyumov-Gerasimenko zu einem
Leichtgewicht von zehn Gramm. Außerdem wissen die Forscher bislang
nichts über die Oberfläche des Kometen und auch darüber, ob er sich
dreht.
Getestet wird das Manöver mit einem so genannten Bodenreferenzmodell -
einem Nachbau des eigentlichen Landers aus dessen Ersatzteilen. Dabei
simulieren die Wissenschaftler mit ihrer Software die Landesequenzen,
die im November 2014 bei der Landung ablaufen werden. "Bis zur Ankunft
spielen wir verschiedene Abstiegsszenarien und den Einsatz der
Instrumente an Bord von Philae durch", erklärt Stephan Ulamec,
Projektleiter für die Landeeinheit Philae.
Die lange Missionszeit bis zur Ankunft nehmen die Planetenforscher gerne
in Kauf: "Kometen sind Himmelskörper, die noch die meisten Geheimnisse
bergen", sagt Dr. Ekkehard Kürth vom DLR-Institut für Planetenforschung
in Berlin, Projektleiter für die verschiedenen Instrumente auf
Raumschiff und Lander. "Alles, was wir bisher über Kometen erfahren
haben, hat mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben." Unter anderem
wollen die Wissenschaftler mit der Rosetta-Mission
herausfinden, welche physikalischen Vorgänge dafür sorgen, dass ein
Komet einen Gasschweif bildet.
Sobald die Sonde im Mai 2014 die Umlaufbahn des Kometen erreicht hat,
rechnen die Planetenforscher mit ersten spektakulären Aufnahmen. "Bisher
kennen wir Kometen nur von Vorbeiflügen in schnellem Tempo - mit
Rosetta haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit, aus einer
Umlaufbahn heraus über längere Zeit hinweg einen Kometen zu
inspizieren." In den Jahren vor der Ankunft werden die Forscher sich vor
allem auf eines konzentrieren: Die Software von Raumschiff und Lander
soll bis 2014 optimiert werden. Besonders spannend wird es dann, wenn
Lander "Philae" als erster Körper auf einem Kometen aufsetzt. Schon
jetzt entwickeln die Wissenschaftler Computer-Modelle, in die man die
gewonnenen Daten nach der Ankunft einspeisen und analysieren kann.
Insgesamt elf Instrumente auf Rosetta und zehn Experimente auf
dem Lander Philae, darunter mehrere mit Beteiligung des DLR,
sollen bei der ersten nahen Begegnung mit einem Kometen die Daten
sammeln. So fliegt auf der Sonde die Tele- und Weitwinkelkamera OSIRIS
mit, die den Kern und seine Umgebung beobachten wird. Mit diesen
Aufnahmen entscheiden die Wissenschaftler dann auch, welcher Landeplatz
auf P67/Churyumov-Gerasimenko am besten für Philae geeignet
ist. Das Spektrometer VIRTIS soll vom Orbiter aus die Oberfläche des
Kometen und seine Temperatur untersuchen.
Berührt Philae dann zum ersten Mal den Kometen, wird eine
Harpune abgeschossen, die sich in den Boden bohrt und den Lander davor
bewahrt, wieder ins All zurückgeschleudert zu werden. Auf der
Landeeinheit Philae sitzen unter anderem die Kamera ROLIS, die
die Kometenoberfläche während der Landung aufzeichnet, und das
Experiment SESAME, das für die seismische Untersuchung des Kometen
zuständig ist.
Doch zunächst fliegt Rosetta ihrem Ziel erst einmal im
Winterschlaf entgegen. "Die Sonde hat eine Art Wecker an Bord und meldet
sich im Januar 2014 wieder bei uns zurück", so Ulamec. Dann heißt es:
Alle Systeme nach dem langen Flug durch das Weltall kontrollieren,
langsam an den Kometen herantasten - und mit den ersten Untersuchungen
beginnen.
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