Besuch bei
Steins und Lutetia
Redaktion
astronews.com
12. März 2004
Die ESA hat gestern endgültig entschieden, welche Asteroiden die Sonde
Rosetta während ihres Flugs zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko genauer
unter die Lupe nehmen soll. Die beiden Zielobjekte, Steins und Lutetia, liegen
im Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter und werden in
den Jahren 2008 und 2010 angeflogen.
Die Kometensonde Rosetta soll auf ihrer Reise zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
an zwei Asteroiden vorüberfliegen. Bild: ESA/AOES
Medialab |
Die Möglichkeit, einen oder mehrere Asteroiden aus der Nähe zu untersuchen,
gehört seit Beginn zu den wissenschaftlichen Zielen von Rosetta. Die
Missionsleiter der ESA konnten jedoch erst nach dem Start der Sonde und ihrer
Einbringung in die interplanetare Umlaufbahn abschätzen, wie viel Treibstoff
tatsächlich für solche Vorbeiflüge zur Verfügung steht. Anhand der vom
Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt übermittelten Angaben
konnte das wissenschaftliche Arbeitsteam für Rosetta nun ein
Asteroidenpaar auswählen, das zum einen wissenschaftlich hochinteressant ist und
zum anderen mit dem verfügbaren Treibstoffvorrat problemlos angeflogen werden
kann.
Möglich wurde die Auswahl dieser beiden Asteroiden durch die hohe Präzision, mit
der die Ariane-5 die Sonde auf ihre Umlaufbahn befördert hat. Diese
Präzision garantiert auch, dass für das Hauptziel der Mission, das Umkreisen des
Kometen Tschurjumow-Gerasimenko über einen Zeitraum von 17 Monaten nach dem
Rendezvous im Jahr 2014, genügend Treibstoff zur Verfügung steht.
Asteroiden sind primitive Bausteine des Sonnensystems aus der Zeit seiner
Entstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Bisher konnten nur wenige von ihnen
aus der Nähe beobachtet werden. Sie unterscheiden sich sowohl in ihrer Form und
Größe - manche haben nur einige wenige, andere über 100 Kilometer Durchmesser -
als auch in ihrer Zusammensetzung. Die für Rosetta ausgewählten
Zielasteroiden, Steins und Lutetia, haben recht unterschiedliche Eigenschaften.
Steins, mit seinem Durchmesser von nur wenigen Kilometern, ein vergleichsweise
kleines Objekt, soll von Rosetta am 8. September 2008 aus etwa 1.700
Kilometern Entfernung begutachtet werden. Diese "Begegnung" wird bei der relativ
geringen Geschwindigkeit von etwa 9 Kilometern pro Sekunde während Rosettas
erstem Ausflug in den Asteroidengürtel stattfinden.
Der zweite Asteroid, Lutetia, ist weit größer: Er hat einen Durchmesser von rund
100 Kilometern. Ihn wird Rosetta am 10. Juli 2010 während ihres zweiten
Flugs durch den Asteroidengürtel mit einer Vorbeifluggeschwindigkeit von 15
Kilometern pro Sekunde aus rund 3.000 Kilometern Entfernung beobachten. Die Sonde
dürfte bei ihren Vorbeiflügen an diesen Urzeit-Felsen spektakuläre Bilder
aufnehmen. Ihre Bordinstrumente werden Aufschluss über Masse und Dichte der
beiden Asteroiden geben und uns somit mehr über ihre Zusammensetzung verraten.
Rosetta soll außerdem die Temperatur unter ihrer Oberfläche messen und
nach Gas und Staub in ihrer Umgebung Ausschau halten.
"Kometen und Asteroiden sind die Bausteine unserer Erde und der anderen Planeten
des Sonnensystems. Rosetta wird die bisher gründlichste Untersuchung von
dreien dieser Objekte anstellen"; erläutert Prof. David Southwood, der
Wissenschaftsdirektor der ESA. "Die Sonde wird während ihrer 12jährigen Reise
eine ganze Reihe von Herausforderungen bewältigen müssen, aber die
wissenschaftlichen Einblicke in die Ursprünge des Sonnensystems und
möglicherweise des Lebens, die sie uns ermöglichen wird, machen die Sache mehr
als lohnend."
Rosettas Reise begann vor zehn Tagen und verläuft nach Plan, wie auch die
mittlerweile eingeleitete Inbetriebnahme der Bordinstrumente.
|