ROSETTA
Kometen-Lander heißt jetzt Philae
Redaktion
astronews.com
6. Februar 2004
Knapp drei
Wochen vor dem Start der europäischen Kometenmission Rosetta am 26. Februar
hat jetzt das kleine Landegerät der Sonde einen Namen bekommen: Philae.
Der Lander soll in zehn Jahren auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
aufsetzen und von dort Daten zur Erde senden.
Die Lander der Kometensonde Rosetta heißt Philae: Die 21
Kilogramm schwere Sonde soll mindestens 65 Stunden lang Daten
von der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko
liefern. Bild: ESA/AOES Medialab |
Philae ist eine Insel im Nil, auf der ein Obelisk mit zweisprachigen Inschriften
gefunden wurde, darunter die Namen von Kleopatra und Ptolemäus in
Hieroglyphenschrift. Diese Entdeckung gab dem französischen Historiker
Jean-François Champollion die letzten Hinweise, die er zur Entschlüsselung der
Hieroglyphen auf dem Stein von Rosette und damit zur Lüftung der Geheimnisse des
antiken Ägyptens benötigte.
So wie der Obelisk Philae und der Stein von Rosette tiefgehende Einblicke in
eine vergangene Zivilisation ermöglicht haben, sollen das Landegerät Philae und
der Rosetta-Orbiter nun dazu beitragen, die Rätsel um die ältesten Bausteine
unseres Sonnensystems, die Kometen, zu lösen.
Die Hauptbeteiligten am Landegerät sind Deutschland, Frankreich, Italien und
Ungarn; weitere Beiträge kamen von Österreich, Finnland, Irland und dem
Vereinigten Königreich. Die vier Hauptpartner haben in ihren Ländern Wettbewerbe
veranstaltet, um den geeignetesten Namen zu finden. "Philae" wurde von der
15-jährigen Serena Olga Vismara aus Arluno bei Mailand vorgeschlagen. Ihre
Hobbys sind Lesen und das Surfen im Internet, wobei ihr auch die Idee zu ihrem
Vorschlag gekommen ist. Serena darf sich nun auf einen Flug nach Kourou freuen,
wo sie den Start von Rosetta live miterleben wird.
Die Erkundung des Kometen Tschurjumow-Gerasimenko wird den Wissenschaftlern die
Möglichkeit geben, 4,6 Milliarden Jahre zurückzublicken in eine Zeit, als es
noch keine Planeten gab und nur ein Schwarm von Asteroiden und Kometen die Sonne
umkreiste. Bei der Ankunft der Sonde an ihrem Ziel im Jahr 2014 soll sich Philae
vom Orbiter trennen, seine drei Beine entfalten und sanft auf der Oberfläche des
Kometen landen. Unmittelbar nach dem Aufsetzen wird es eine Harpune in den Boden
schießen, da der Komet eine sehr geringe Schwerkraft hat, die nicht ausreichen
würde, um es festzuhalten. Die Beine des Landegeräts können rotieren, sich heben
und sich neigen, um Philae im Bedarfsfall wieder in die aufrechte Lage zu
bringen.
Philae wird die physikalischen Eigenschaften und die chemische, mineralische und
isotopische Zusammensetzung der Kometenoberfläche und der darunterliegenden
Schichten bestimmen und damit die Untersuchungen des Orbiters ergänzen, der die
Dynamik des Kometen und seine Oberflächenmorphologie unter die Lupe nehmen soll.
Das Landegerät könnte so die letzten Teile des Puzzles liefern und der Mission
zum erhofften Erfolg verhelfen - der Lösung des Rätsels, wie das Leben auf der
Erde begann. Das 21 Kilogramm schwere Landegerät hat eine minimale
Lebenserwartung von 65 Stunden auf der Oberfläche des Kometen, könnte aber auch
mehrere Monate lang Daten liefern.
"Das Rosetta-Landegerät hat nun einen eigenen Namen, aber wir sollten nicht
vergessen, dass es nur ein Teil der Gesamtmission ist. Freuen wir uns auf den
Beginn der großen Reise von Philae sowie OSIRIS, MIDAS und all der anderen
Rosetta-Instrumente in diesem Monat", sagte Professor David Southwood, der
Wissenschaftsdirektor der ESA.
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