Eindrucksvolle Bilder von Lutetia
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
11. Juli 2010
Die europäische Kometensonde Rosetta hat am Samstagabend ohne Probleme
den Asteroiden Lutetia passiert. Die Sonde flog mit einer relativen
Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Sekunde und in einem Abstand von 3.162
Kilometern an dem rund 100 Kilometer durchmessender Brocken vorüber. Dabei
gelangen eindrucksvolle Bilder von Lutetia.
Magisch und geheimnisvoll wirkt Lutetia, der
bislang größte von einer Weltraummission
"besuchte" Asteroid. Diese Aufnahme entstand am
10. Juli 2010 während der größten Annäherung der
ESA-Weltraumsonde Rosetta während des Vorbeiflugs
an dem fernen Asteroiden.
Bild: ESA / MPS für OSIRIS Team (MPS /
UPD / LAM / IAA / RSSD / INTA / UPM / DASP / IDA)
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Die Europäische Raumsonde Rosetta hat einen weiteren
Meilenstein auf ihrer Reise zum Kometen Churyumov-Gerasimenko erreicht:
Am Samstag um 17.45 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) flog der
Orbiter bei seiner zweiten und letzten Passage des Asteroidengürtels mit
einer relativen Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Sekunde - das sind
54.000 Kilometer pro Stunde - in nur 3162 Kilometer Entfernung am
Asteroiden Lutetia vorbei. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) ist maßgeblich an der Mission beteiligt. Gegen 23 Uhr lagen dann
die ersten Bilder des besonderen Rendezvous vor.
Der Vorbeiflug der Kometensonde am Kleinplaneten 21 Lutetia bot die einmalige
Gelegenheit, Größe, Oberflächenstruktur und Rotationseigenschaften dieses
relativ großen, aber bislang noch nicht aus der Nähe erforschten Asteroiden zu
untersuchen: "Die hochauflösenden Bilder und Spektrometermessungen aus
verschiedenen Aufnahmewinkeln werden Anhaltspunkte für Alter, Mineralogie,
Geochemie und die geologische Geschichte von Lutetia geben", erklärt Dr.
Ekkehard Kührt vom DLR-Institut für Planetenforschung, der die
wissenschaftlichen DLR-Beteiligungen an Rosetta koordiniert. "Der
Vorbeiflug war eine erstklassige Möglichkeit, zum letzten Mal vor Erreichen des
Kometen im Jahre 2014 sämtliche Orbiter-Instrumente und einige der Lander-Experimente
zu testen", fügt Kührt hinzu.
Ab Juli 2011 beginnt für die Kometensonde eine knapp zweieinhalbjährige
Ruhephase: Erst im Januar 2014 erwacht Rosetta aus diesem Tiefschlaf
und bereitet sich auf die Ankunft bei Churyumov-Gerasimenko im Mai 2014 vor. Im
September 2008 hatte die Sonde mit dem Šteins-Rendezvous erstmals einen
Asteroiden passiert (astronews.com berichtete). Generell liefert die
Untersuchung von Asteroiden wie Lutetia oder Šteins wichtige Hinweise auf die
frühesten Zeiten des Sonnensystems. Mit einem Durchmesser von zirka 100
Kilometern ist 21 Lutetia wesentlich größer als der nur rund fünf Kilometer
große Asteroid 2867 Šteins. Lutetia ist damit der größte Asteroid, den eine
Weltraummission besucht hat.
DLR-Wissenschaftler sind an mehreren Experimenten auf Rosetta beteiligt. Dazu
gehören insbesondere die Tele- und Weitwinkelkamera OSIRIS, die Lutetia mit
einer Auflösung von bis zu 50 Meter pro Bildpunkt (Pixel) beobachtet, das
Spektrometer VIRTIS, das Zusammensetzung und Temperatur der Oberfläche des
Asteroiden misst und das Instrumentenpaket RPC, das die Plasma-Umgebung und ein
mögliches Magnetfeld des Asteroiden erforscht. "Bereits aus einer größeren
Entfernung von 500.000 Kilometern war zu erahnen, dass Lutetia mit seiner sehr
unregelmäßigen Form ein außergewöhnlicher Asteroid ist. Aber als das
Kamerasystem OSIRIS dann aus gut 3000 Kilometern seine besten Bilder aufgenommen
hat, haben wir die Schönheit dieses Objektes erst wirklich erkannt", freut sich
DLR-Planetenforscher Dr. Stefano Mottola vom OSIRIS-Team nach der erfolgreichen
Übertragung der ersten Daten, die er in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli 2010
gemeinsam mit Kollegen im Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in
Katlenburg-Lindau analysierte.
"Lutetias Oberfläche ist mit riesigen Kratern, Graten und Erdrutschen
übersät, das lässt auf eine Geschichte voller gewaltiger Ereignisse schließen.
Auf der Oberfläche sind Felsen zu sehen, die hunderte von Metern groß sind. Die
enorme Qualität der Daten wird uns Wissenschaftlern erlauben, die Prozesse die
diese Phänomene verursacht haben, besser zu verstehen", sagte Mottola in einer
ersten Einschätzung.
Die von der DLR-Raumfahrt-Agentur geförderte und unter Leitung des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau in
Zusammenarbeit mit europäischen Partnern entwickelte OSIRIS-Kamera hat zwei
Stunden vor der größtmöglichen Annäherung zwischen Sonde und Asteroid sowie
währenddessen und danach Aufnahmen erstellt. Lutetia befand sich zum Zeitpunkt
des Vorbeiflugs 407 Millionen Kilometer von der Sonne und 455 Millionen
Kilometer von den Empfangsstationen auf der Erde entfernt. Die Funksignale von
Rosetta brauchten nach dem Vorbeiflug gut 25 Minuten, um diese Distanz zu
überbrücken.
Auch die Messungen mit dem Spektrometer-Experiment VIRTIS sind bereits zur
Erde übertragen worden. "Unser Team hat mit der Auswertung der Daten sofort
begonnen", berichtet DLR-Forscherin Dr. Gabriele Arnold, die die deutschen
Arbeiten für das VIRTIS Experiment koordiniert. Im Gegensatz zu den Aufnahmen
des Kamerasystems sind die spektralen Daten, die im sichtbaren und im infraroten
Licht bis zu einer Wellenlänge von fünf Mikrometer gewonnen werden, schwieriger
zu interpretieren, eine detaillierte Auswertung braucht Zeit.
Das DLR-Nutzerzentrum für Weltraumexperimente (Microgravity User Support
Center, MUSC) in Köln ist auch für die Landeeinheit Philae
verantwortlich. Während der Landung von Rosetta auf
Churyumov-Gerasimenko im November 2014 wird der Lander Philae vom DLR
gesteuert. Bereits seit dem Start von Rosetta am 2. März 2004 testen
und kalibrieren die MUSC-Wissenschaftler die Nutzlast regelmäßig, um die
Einsatzbereitschaft des Moduls sicherzustellen. So haben die Philae-Verantwortlichen
das Landesystem im Vorfeld des Lutetia-Vorbeiflugs am 7. Juli für die
Aktivitäten am 10. Juli 2010 präpariert. Unter anderem musste der Lander
thermisch speziell konfiguriert werden, da Philae direkt von der Sonne
angestrahlt wurde. Drei der zehn Experimente auf Philae waren auch beim
Lutetia-Vorbeiflug angeschaltet.
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