Kometensonde
beobachtet erstmals Kometen
Redaktion
astronews.com
1. Juni 2004
Die
ESA-Kometensonde Rosetta, die am 2. März 2004 zu ihrer zehnjährigen Reise zum
Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko aufgebrochen war, hat die erste Phase ihrer
Einsatzerprobung fast abgeschlossen. Zudem hat die Sonde erstmals einen Kometen
genauer unter
die Lupe genommen:
C/2002 T7
(LINEAR).
Rosettas Aufnahme des Kometen C/2002 T7 (LINEAR). Foto:
ESA / MPG / H. Uwe Keller |
Die Einsatzerprobung begann wenige Tage nach dem Start und schloss die
nacheinander vorgesehene Einschaltung aller Bordinstrumente des Rosetta-Orbiters
sowie des Landegeräts Philae ein. Diese erste Überprüfung verlief
reibungslos und zeigte, dass das Raumfahrzeug und alle Instrumente gut
funktionieren und in hervorragendem Zustand sind. Die Tests ebneten auch den Weg
für die erste wissenschaftliche Aufgabe von Rosetta: die Beobachtung des
Kometen C/2002 T7 (LINEAR), der gegenwärtig zum ersten und einzigen Mal durch
das innere Sonnensystem fliegt und somit Rosetta eine ausgezeichnete
Gelegenheit für ihre erste wissenschaftliche Beobachtung bot.
Am 30. April machte das OSIRIS-Kamerasystem, das an diesem Tag erprobt werden
sollte, Aufnahmen dieses seltenen Besuchers. Im Verlauf des Tages wurden drei
weitere Bordinstrumente von Rosetta (ALICE, MIRO und VIRTIS) gleichzeitig
aktiviert, um Messungen des Kometen vorzunehmen. Obwohl die gleichzeitige
Einschaltung der Instrumente erst später im Jahr vorgesehen war, war das
Rosetta-Team aufgrund des zufriedenstellenden Fortschreitens der bisherigen
Einsatzerprobung zuversichtlich, dass damit kein Risiko verbunden war.
Die ersten Daten der Fernerkundungsbeobachtungen bestätigen die hervorragende
Leistung der Instrumente. Die vier Instrumente machten Bild- und
Spektralaufnahmen des Kometen C/2002 T7 (LINEAR), um seine Koma und seinen
Schweif in verschiedenen Wellenlängen - von Ultraviolett bis zu Mikrowellen - zu
untersuchen. Außerdem nahm Rosetta erfolgreich Messungen der
Wassermoleküle in der dünnen Atmosphäre um den Kometen vor. Für eine eingehende
Analyse der Daten ist eine vollständige Eichung der Instrumente erforderlich,
die in den kommenden Monaten erfolgen soll. Die OSIRIS-Kamera erstellte
hochauflösende Aufnahmen des Kometen aus einer Entfernung von rund 95 Millionen
Kilometern. Eine Aufnahme zeigt den ausgeprägten Kern und einen Teil des etwa 2
Millionen Kilometer langen, dünnen Schweifs in Blaulicht.
Die erfolgreiche Beobachtung des Kometen Linear war der erste positive Test im
Hinblick auf das wahre Ziel von Rosetta, den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko,
den sie im Jahr 2014 erreichen soll. Rosetta wird die erste Sonde sein,
die einen Kometen über lange Zeit bei seiner Annäherung an die Sonne begleiten
und aus nächster Nähe erforschen wird. Diese erstmalige eingehende Untersuchung
eines Kometen durch den Orbiter Rosetta und das Landegerät Philae
wird den Wissenschaftlern bei der Klärung der Frage, wie unser Sonnensystem vor
und 4,6 Milliarden Jahren entstanden ist, helfen und ihnen Hinweise liefern, wie
Kometen zur Entstehung des Lebens auf der Erde beigetragen haben könnten. Zu
diesem Zweck wird das von einem europäischen Konsortium unter der Leitung des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Landegerät
Philae vor allem die Zusammensetzung und Struktur der Oberfläche des Kometen
unter die Lupe nehmen.
Nachdem die ersten interplanetaren Manöver von Rosetta am 10. und 15. Mai
mit höchster Präzision durchgeführt wurden, soll die erste Phase der
Einsatzerprobung nun in der ersten Juniwoche abgeschlossen werden. Rosetta
wird sich dann in einen ruhigen "Reisemodus" begeben und diesen bis September
beibehalten, wenn die zweite Phase der Einsatzerprobung beginnt, die die
Interferenz- und Ausrichtungskampagne umfasst und bis Dezember dauern soll.
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