Wiedersehen mit der europäischen
Kometensonde
Redaktion
astronews.com
28. Februar 2005
Die vor einem Jahr gestartete europäische Kometensonde Rosetta wird Ende
der Woche der Erde einen kurzen Besuch abstatten. Die Sonde holt Schwung, um ihr
Ziel, den Kometen Churyumov-Gerasimenko, überhaupt erreichen zu können. Mit
etwas Glück und einem Fernglas wird man Rosetta sogar am Abendhimmel sehen
können.
Rosetta kehrt Ende der Woche kurz zur Erde zurück. Bild:
ESA / AOES Medialab
Die Rosetta-Flugbahn von Frankfurt aus gesehen am 4. März 2005.
Die jeweilige Positionen der Rosetta-Sonde sind auf der Karte
markiert. Bild: ESA [Großansicht] |
Seit ihrem Start vom Europäischen Weltraumbahnhof Kourou in
Französisch-Guyana am 2. März 2004 hat die Rosetta-Mission, die erstmals
auf einem Kometen landen und ihn erforschen soll, bereits etwa eine Milliarde
Kilometer zurückgelegt. Eigentlich müsste sie schon weit weg von der Erde auf
dem Weg zu dem anvisierten Kometen Churyumov-Gerasimenko sein.
Aber nun, am 4.
März 2005 um 23.10 Uhr MEZ, fast ein Jahr nach ihrem Start, fliegt sie in einem
Abstand von gerade mal 1.900 Kilometern an der Erde vorbei. Doch die Kometensonde
ist nicht von ihrem Kurs abgekommen, sondern sie absolviert planmäßig ihren
ersten von insgesamt drei nahen Erdvorbeiflügen, die die Rosetta-Mission
auf ihrem weiten Weg zum Zielkometen zurücklegen muss.
Da es auf der Erde keinen Raketenantrieb gibt, der ausreichend stark genug
ist, um die Rosetta-Sonde auf dem ballistisch kürzesten Weg zum
Zielkometen zu bringen, muss sie eine Art "Planetenbillard" vollziehen, um auf
die erwünschte hohe Fluggeschwindigkeit zu kommen. Dabei fliegt die europäische
Sonde in einem so genannten Swing-by Manöver dreimal an der Erde und
einmal am Mars vorbei und überträgt dabei jedes Mal ein wenig der Bahnbewegung
der Planeten auf sich selbst, um so ihre eigene Geschwindigkeit zu erhöhen.
So
bringt der bevorstehende erste Vorbeiflug an der Erde für die Rosetta-Sonde
eine Geschwindigkeitserhöhung von etwa 19.400 Kilometern pro Stunde. Für die
Erde, die mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund 30 Kilometern pro
Sekunde durch das Weltall rast, ist die Beeinflussung durch den Vorbeiflug der
Sonde äußerst minimal und nicht messbar.
Für alle Raumfahrt-Begeisterten ist der "irdische Kurzbesuch" der Rosetta-Sonde
auch deshalb so spannend, weil der Vorbeiflug von der Erde beobachtet werden
kann. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln
genügt dazu ein einfacher Feldstecher: "Wer die Rosetta-Sonde mit einem
Feldstecher beobachten will, sollte sich in den Abendstunden des 4. März 2005 an
den Sternbildern orientieren. Die Bahn verläuft zwischen den Sternbildern
Zwilling und Orion und geht dann weiter durch das Sternbild Stier in Richtung
Westen", erklärt Stephan Ulamec, der Projektleiter der Rosetta-Landeeinheit
beim DLR. Er weist zudem darauf hin, dass die Rosetta-Sonde mit bloßem Auge
nicht sichtbar ist: "Am Anfang - so gegen 19 Uhr - ist Rosetta am südlichen
Abendhimmel ein Objekt der 18. Größenordnung, also extrem schwach, und erreicht
später die achte Größenordnung, die dann mit einem Feldstecher beobachtet werden
kann", fügt Ulamec hinzu.
Das Lander-Kontrollzentrum des DLR in Köln-Porz, das die Kometen-Landeeinheit
Philae betreut, wird das erdnahe Swing-by Manöver nutzen, um zwischen dem
1. und 8. März 2005 Daten des in Deutschland gebauten Landegeräts zu empfangen,
Funktionen zu testen und den Zustand des Landegeräts zu überprüfen.
Das DLR in Köln hatte wesentliche Anteile am Bau des Kometen-Landegeräts
Philae, das von einem internationalen Konsortium entwickelt worden ist. Ihm
obliegt außer der Projektleitung auch der Betrieb des Landersystems. Die
Landeeinheit Philae geht zurück auf eine Initiative des DLR und der
Max-Planck-Gesellschaft. Mit vielfältigen wissenschaftlichen und finanziellen
Beiträgen ist Deutschland die wichtigste Nation bei der Rosetta-Mission
der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Kometen wie Churyumov-Gerasimenko, der durch die Rosetta-Mission aus
nächster Nähe erforscht werden soll, bestehen aus nahezu unverändertem Material
aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems. Durch die Untersuchung des
Kometenkerns, im Besonderen durch die Landeeinheit, die neben Fotos auch
Ergebnisse chemischer und mineralogischer Untersuchungen zur Erde senden wird,
hofft man die Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren
besser verstehen zu können.
Wenn die Rosetta-Mission nach weiteren neun Jahren Flugzeit im Jahr 2014
den Kometen Churyumov-Gerasimenko erreicht, mit ihm Richtung Sonne fliegt und
ihn dabei wie ein künstlicher Mond umkreist, wird die Sonde mit ihrer
Landeeinheit aus Deutschland insgesamt über sieben Milliarden Kilometer
zurückgelegt haben. Doch ohne das "Planetenbillard", die insgesamt vier Swing-by
Manöver, hätte sie ihr fernes Ziel nie erreichen können.
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