Von Bennu zur Erde und weiter zu Apophis
von
Stefan Deiters astronews.com
2. Mai 2022
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat in der
vergangenen Woche die Weiterführung von acht Raumfahrtmissionen angekündigt, mit
denen gegenwärtig unser Sonnensystem erkundet wird. Die Sonde OSIRIS-REx, die
gerade eine Probe des Asteroiden Bennu zur Erde transportiert, soll künftig den
erdnahen Asteroiden Apophis erforschen.
Die Sonde OSIRIS-REx hat den Asteroiden Bennu untersucht und
soll nun auch Apophis unter die Lupe nehmen.
Bild: NASA Goddard Space Flight Center /
Conceptual Image Lab [Großansicht] |
Nach einer Evaluierung hat die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA die
Missionen von acht Raumsonden, die aktuell schon an verschiedenen Stellen unser
Sonnensystem erkunden, verlängert. Eine entsprechende Entscheidung
veröffentlichte die NASA in der vergangenen Woche. Es handelt sich dabei um die
Mars-Missionen Mars Odyssey, Mars Reconnaissance Orbiter,
MAVEN, Mars Science Laboratory (Curiosity) und InSight, die
Mondmission Lunar Reconnaissance Orbiter, die Asteroidenmission
OSIRIS-REx und die Plutosonde New Horizons.
Die meisten Missionen wurden um drei Jahre verlängert; InSight erst
einmal nur bis Ende 2022 und OSIRIS-REx gleich um neun Jahre. Die Mission
Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security-Regolith
Explorer (OSIRIS-REx) ist derzeit auf dem Weg zurück zur Erde, um die
Proben des Asteroiden Bennu abzuliefern, die sie 2020 dort gewonnen hatte. Nach
dem Vorüberflug wird die Mission ihren Namen ändern und künftig OSIRIS-APophis
EXplorer (OSIRIS-APEX) heißen. Die Sonde soll nämlich ein neues Ziel bekommen
und den Asteroiden Apophis ansteuern, einen Asteroiden mit einem Durchmesser von
etwa 370 Metern, der 2029 in einem Abstand von nur 32.000 Kilometern an der Erde
vorüberfliegen wird. OSIRIS-APEX wird kurz nach dem Erdvorbeiflug des Asteroiden
in die Umlaufbahn um Apophis eintreten und soll Bilder dieses Asteroiden machen
und ihn näher untersuchen.
Apophis hatte vor einigen Jahren Schlagzeilen gemacht, weil kurz nach seiner
Entdeckung erste Berechnungen darauf hingedeutet hatten, dass 2029 ein geringes
Kollisionsrisiko mit der Erde bestehen könnte (astronews.com berichtete
wiederholt). Weitere Beobachtungen zeigten dann aber, dass Ende des Jahrzehnts
keine Gefahr von dem Asteroiden ausgehen wird.
"Erweiterte Missionen bieten uns die Möglichkeit, die großen Investitionen
der NASA in die Exploration zu nutzen und den weiteren wissenschaftlichen
Betrieb zu weitaus niedrigeren Kosten als bei der Entwicklung einer neuen
Mission zu ermöglichen", sagte Lori Glaze, Direktorin der Abteilung für
Planetenwissenschaften im NASA-Hauptquartier in Washington. "Die Maximierung von
Steuergeldern auf diese Weise ermöglicht es Missionen, wertvolle neue
wissenschaftliche Daten zu erhalten, und in einigen Fällen ermöglicht es der
NASA, neue Objekte mit völlig neuen wissenschaftlichen Zielen zu erforschen."
Die zunächst vergleichsweise kurze Verlängerung für die Mission InSight
hat vor allem mit der Energieversorgung des Landers zu tun: Seit der Landung auf
dem Mars im Jahr 2018 betreibt die Mission Interior Exploration using
Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport die einzige aktive
seismische Station außerhalb der Erde. Die Überwachung von "Marsbeben" lieferte
wichtige Erkenntnisse über den inneren Aufbau des Roten Planeten und soll nun
bis Ende des Jahres fortgesetzt werden - wenn der Lander so lange einsatzfähig
bleibt. Aufgrund der Staubablagerungen auf seinen Solarzellen ist die
Stromerzeugung von InSight jedoch gering, und es ist durchaus nicht
unwahrscheinlich, dass die Mission schon vorher beendet werden muss, wenn nicht
Winde für eine Reinigung der Solarzellen und eine Verbesserung der
Energiesituation sorgen.
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