Sonde berührt Asteroid Bennu
von
Stefan Deiters astronews.com
21. Oktober 2020
In über 320 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde hat
die NASA-Sonde OSIRIS-REx in der vergangenen Nacht versucht, eine Bodenprobe des
Asteroiden Bennu zu nehmen. Das Manöver verlief wie geplant, ob ausreichend
Material des Brockens aufgenommen wurde, wird sich in den kommenden Tagen
zeigen. Bei Bedarf könnte das Manöver noch einmal wiederholt werden.
Die Sonde OSIRIS-REx hat in der vergangenen Nacht den
Asteroiden Bennu berührt und versucht, dabei Material von
Oberfläche aufzunehmen.
Bild: NASA/Goddard/University of Arizona [Großansicht] |
Die Mission Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification,
Security-Regolith Explorer (OSIRIS-REx) war 2016 gestartet und hatte
den Asteroiden Bennu Ende 2018 erreicht. Seitdem hat die Sonde den Brocken
gründlich aus der Nähe untersucht und einen geeigneten Ort für eine
Probennahme gesucht. Dazu soll sich die Sonde dem Brocken annähern und ihn mit einer Art "Rüssel"
berühren, mit dem Staub und winzige Kieselsteine von der
Oberfläche des Asteroiden aufgenommen werden. Dabei hofft man auf
mindestens 60 Gramm an Material.
In der vergangenen Nacht wurde es nun ernst: OSIRIS-REx näherte sich mit dem
3,4 Meter langen Probennahme-Ausleger, dem "Touch-and-Go Sample Acquisition
Mechanism", kurz TAGSAM, der Oberfläche von Bennu und einer Region, die das
Missionsteam "Nightingale" getauft hatte und berührte schließlich den
urzeitlichen Brocken. Alle Telemetriedaten deuten darauf hin, dass bei dem
Manöver alles so gelaufen ist, wie von den Forschenden geplant.
Bei dem Kontakt mit der Oberfläche wurde aus dem Kopf des Auslegers
Stickstoffgas ausgestoßen, wodurch Staub aufgewirbelt werden sollte, der dann
aufgenommen werden konnte. Ob sich aber nun tatsächlich Material an
Bord der Sonde befindet, muss das Team in den kommenden Tagen herausfinden. Dazu
sollen heute zunächst die Bilder ausgewertet werden, die unmittelbar nach der
Bodenberührung von der Probennahmestelle gemacht wurden. Später sollen
auch Bilder von TAGSAM gemacht werden. Darüber hinaus soll die Sonde mit ausgefahrenem
Ausleger in Rotation versetzt werden, um zum Vergleich mit zuvor aufgenommenen
Daten festzustellen, ob sich ihr Trägheitsmoment verändert hat.
Sollte mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht die mindestens gewünschte Menge
von Material an Bord von OSIRIS-REx
sein, besteht am 21. Januar 2021 eine weitere Möglichkeit für eine Probennahme. Ist
sich das Team allerdings sicher, dass ausreichend Material an Bord der Sonde ist, soll der
Kopf des Auslegers am 30. Oktober in der Proben-Rückkehr-Kapsel verstaut und die
Sonde anschließend für das Verlassen von Bennu vorbereitet werden. Dies ist für
März des kommenden Jahres geplant. Die Erde soll die Probe dann am 24. September
2023 erreichen.
Asteroiden gelten als Überbleibsel aus der Entstehungsphase des
Sonnensystems. Ihre Untersuchung kann der Forschung also einiges darüber
verraten, wie aus der Scheibe aus Gas und Staub um die junge Sonne einst
Planeten und die anderen Objekte entstanden sind.
Bennu ist für die Astronomen noch aus einem weiteren Grund von Interesse: Bei
dem rund 500 Meter durchmessenden Brocken handelt es sich nämlich um eines der
wenigen bislang bekannten Objekte, für die man eine Kollision mit der Erde im
kommenden Jahrhundert noch nicht komplett ausschließen kann. Die
Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit der Erde ist allerdings gering: Sie
beträgt gerade einmal 0,037 Prozent. Detaillierte Daten über die Beschaffenheit
von Bennu könnte aber dazu beitragen, im Ernstfall eine wirkungsvollen
Abwehrplan zu entwickeln.
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