Probenrückholmission zu Asteroiden geplant
von Stefan Deiters astronews.com
26. Mai 2011
Die NASA plant, im Jahr 2016 eine Raumsonde zu einem
Asteroiden zu schicken und dort mit Hilfe eines Greifarms Proben zu sammeln, die
anschließend wieder zur Erde gebracht werden sollen. Mit der OSIRIS-REx
genannten Mission reagiert die amerikanische Raumfahrtbehörde auf die neuen
Vorgaben von US-Präsident Obama.
Konzeptzeichnung der geplanten
OSIRIS-REx-Sonde.
Bild: NASA / Goddard / University of
Arizona |
"Dies ist ein wichtiger Schritt zum Erreichen der Ziele, die
Präsident Obama uns gesetzt hat, nämlich den niedrigen Erdorbit zu verlassen und
in den tieferen Weltraum vorzustoßen", sagte NASA-Adminstrator Charlie Bolden
bei der Vorstellung des Origins-Spectral Interpretation-Resource
Identification-Security-Regolith Explorer, kurz OSIRIS-REx. "Es sind
robotische Missionen wie diese, die uns den Weg für bemannte Missionen zu
Asteroiden und zu ferneren Zielen ebnen werden."
OSIRIS-REx war von der NASA aus drei Missionsvorschlägen ausgewählt worden.
Im Rahmen der beiden anderen Missionen sollten Bodenproben von der
erdabgewandten Seite des Mondes gewonnen bzw. die Oberfläche der Venus
untersucht werden. Von OSIRIS-REx erhoffen sich die Wissenschaftler neue
Erkentnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems. Asteroiden gelten nämlich
als Überreste aus dessen Anfangsphase. Eine Untersuchung ihrer Bestandteile
könnte den Forschern daher einiges über die Zusammensetzung des solaren Nebels
verraten, aus dem sich unser Sonnensystem einmal gebildet hat.
OSIRIS-REx soll sich nach einer Reise von rund vier Jahren 2020 dem erdnahen
Asteroiden 1999 RQ26 nähern. Aus einer Entfernung von wenigen Kilometern soll
dessen Oberfläche dann zunächst für sechs Monate kartiert und dabei eine Region
zur Probenentnahme ausgewählt werden. Diesem Bereich wird sich die Sonde dann
weiter und weiter annähern, bis sie schließlich mit einem Greifarm mehr als 50
Gramm Material von der Oberfläche entnimmt. Dieses Material wird dann nach
den gegenwärtigen Plänen 2023 in einer speziellen Kapsel auf einem Testgelände
im US-Bundesstaat Utha landen. Die Kosten für die Mission werden, ohne
Trägerrakete, auf etwa 800 Millionen US-Dollar veranschlagt. Die anschließende
Untersuchung des Asteroidenmaterials in irdischen Laboratorien wird Analysen
ermöglichen, die keine Robotersonde vor Ort durchführen könnte.
Der Asteroid 1999 RQ26 hat einen Durchmesser von rund 580 Metern und dürfte
sich seit Beginn des Sonnensystems nur wenig verändert haben. Er erlaubt damit
einen Einblick in die Frühzeit unseres Sonnensystems. Der Asteroid ist außerdem
reich an Kohlenstoff, einem Schlüsselelement für die Entstehung von organischen
Molekülen, die wiederum die Grundlage für das Leben auf der Erde bilden.
Organische Moleküle konnte man schon in Meteoriten- und Kometenproben
nachweisen, was darauf hindeutet, dass sie auch im Weltraum entstehen können.
Die Forscher interessiert nun, ob sich auch auf 1999 RQ26 solche Moleküle finden
lassen.
"Dieser Asteroid ist eine Zeitkapsel aus der Geburtsphase des Sonnensystem.
Mit der Mission beginnt eine neue Ära der Erforschung des Planetensystems", so
NASA-Direktor Jim Green. "Das Wissen aus dieser Mission wird uns auch dabei
helfen, bessere Verfahren zur Bahnverfolgung von Asteroiden zu entwickeln."
OSIRIS-REx soll nämlich auch den Jarkowski-Effekt erstmals präzise vermessen.
Durch diesen Effekt kann sich die Bahn eines Asteroiden allmählich verändern. Er
entsteht durch Aufheizung und Wiederabstrahlung von Wärme von einer
unregelmäßigen Asteroidenoberfläche.
OSIRIS-REx ist die dritte Mission des New Frontiers-Programms der
NASA. Die erste Mission des Programms ist die 2006 gestartete
Pluto-Kuipergürtel-Sonde New Horizons, die zweite Mission, Juno,
soll im August starten und aus einer polaren Umlaufbahn die Atmosphäre und den
inneren Aufbau des Gasriesen Jupiter untersuchen.
|