Aus Asteroid 1999 RQ36 wird Bennu
von Stefan Deiters astronews.com
6. Mai 2013
2016 soll die Mission OSIRIS-REx zu einem
Asteroiden starten, dessen Bezeichnung bislang relativ unhandlich war. Er hieß
nämlich (101955) 1999 RQ36. Deswegen hatten die an der Mission beteiligten
Institutionen im letzten Jahr einen Wettbewerb für Schüler gestartet, um einen
schöneren Namen für 1999 RQ36 zu finden. Jetzt steht der Sieger fest: Der
Asteroid heißt künftig Bennu.
OSIRIS-REx beim
Asteroiden Bennu.
Bild: NASA/GSFC/UA |
Das Ziel der Mission Origins-Spectral Interpretation-Resource Identification-Security-Regolith
Explorer (kurz OSIRIS-REx) hat einen neuen Namen: Der Asteroid (101955)
1999 RQ36, den die Sonde besuchen soll, wird künftig Bennu heißen, nach einem
göttlichen Vogel aus der altägyptischen Mythologie. Der Name ist der Gewinner
eines Wettbewerbs für Schüler und stammt vom neunjährigen Michael Puzio. Die
NASA, die Planetary Society und andere an der Mission beteiligte
Institutionen hatten im vergangenen Jahr zu dem Wettbewerb aufgerufen (astronews.com
berichtete). Insgesamt hatten sich über 8.000 Schüler aus mehr als 25
Ländern beteiligt.
OSIRIS-REx soll 2016 starten und den Asteroiden im Jahr 2018 erreichen.
Dort wird die Raumsonde Bennu nicht nur aus der Nähe erkunden, sondern auch eine
Bodenprobe sammeln und diese dann zur Erde bringen. Aus der Analyse der Probe
erhoffen sich die Astronomen Informationen über die Vorgänge im frühen
Sonnensystem, die schließlich zur Entstehung der Planeten und auch von
organischen Molekülen führten, die die Grundlage des Lebens auf der Erde
bildeten.
Die Probe soll mit dem Instrument TAGSAM (für Touch-and-Go Sample Mechanism)
gesammelt werden. Ein Bild dieses Instruments an der OSIRIS-REx-Sonde erinnerte
Puzio an die Darstellungen der ägyptischen Gottheit Bennu (im Deutschen auch
Benu), die in alten Hieroglyphen oft die Form eines großen Reihers hat.
"Es gab viele ausgezeichnete Einsendungen, die alle bestens geeignet gewesen
wären, um der Öffentlichkeit mehr über unsere faszinierende Mission zu
erzählen", so Dante Lauretta von der University of Arizona in Tucson,
der verantwortliche Wissenschaftler für OSIRIS-REx und ein Mitglied der Jury,
die die Namensvorschläge bewertet hat. "Die Informationen über die
Zusammensetzung von Bennu und sein Orbit werden uns einiges über die
Vergangenheit verraten und uns helfen, die Zukunft besser zu verstehen."
Die Jury hatte alle Einsendungen bewertet und den Favoriten dann an das
Committee for Small Body Nomenclature der Internationalen Astronomischen
Union (IAU) übermittelt. Die IAU ist für die offizielle Benennung von
Himmelsobjekten zuständig. Der Asteroid war 1999 im Rahmen der Lincoln Near Earth
Asteroid Research (LINEAR) Himmelsdurchmusterung des Lincoln Laboratory
entdeckt worden. Als Entdecker hat das Lincoln Laboratory ein
Vorschlagrecht für den Namen. Es war auch an dem Wettbewerb beteiligt.
"Der Name Bennu hat viele von uns sofort angesprochen", erinnert sich Bruce
Betts von der Planetary Society, der auch in der Jury saß. "Es gab zwar
viele tolle Vorschläge, aber wegen der Ähnlichkeit zwischen den Bildern des
Reihers und dem TAGSAM-Arm von OSIRIS-REx war das eine sehr clevere Wahl."
Bennu hat einen Durchmesser von ungefähr 500 Metern. Nach im vergangenen Jahr
vorgestellten Berechnungen auf Grundlage verschiedener Beobachtungen hat der
Asteroid eine Masse von nur etwa 60 Millionen Tonnen. Seine Dichte wäre damit
vergleichbar mit der von Wasser. Bei Bennu dürfte es sich somit um eine sehr
poröse Ansammlung von Gestein und Staub handeln.
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