Apophis auch 2036 keine Gefahr für die Erde
von Stefan Deiters astronews.com
10. Januar 2013
Der Asteroid 99942 Apophis ist gestern in großem Abstand an
der Erde vorübergeflogen. Und so wird es, nach aktuellen Berechnungen, auch im
Jahr 2036 sein. Lange Zeit hatte man befürchtet, dass der Asteroid bei einer
dichten Passage im Jahr 2029 so abgelenkt werden könnte, dass er 2036 die Erde
trifft. Allerdings ist Apophis offenbar größer als bislang angenommen.
Herschel
beobachtete Apophis am 5. und 6. Januar 2013 in
drei verschiedenen infraroten
Wellenlängenbereichen.
Bild: ESA / Herschel / PACS / MACH-11 /
MPE / ESAC |
Der Asteroid 99942 Apophis ist gestern in großem Abstand an der Erde
vorübergeflogen: Er passierte unsere Heimatwelt in einer Entfernung von rund
14,5 Millionen Kilometern und wurde dabei von Astronomen genau verfolgt. Apophis
ist nämlich kein Unbekannter und hat es sogar in der Boulevardpresse schon zu
einiger Berühmtheit gebracht (astronews.com berichtete
wiederholt): Nach seiner Entdeckung im Jahr 2004 deuteten nämlich erste
Berechnungen seines Orbits darauf hin, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von
2,7 Prozent im Jahr 2029 auf die Erde stürzen wird, was zu erheblichen
Verwüstungen hätte führen können.
Doch die Gefahr einer Kollision im Jahr 2029 war schnell vom Tisch: Weitere
Beobachtungen erlaubten bessere Berechnungen des Orbits von Apophis und diese
ergaben, dass der Asteroid die Erde im Jahr 2029 in geringem, aber sicherem
Abstand von etwa 32.000 Kilometern passieren wird. Bei dieser Passage dürfte Apophis allerdings durch die Erde abgelenkt und auf eine leicht modifizierte
Bahn geleitet werden. Und genau hier lag bislang das Problem: Unter bestimmten
Umständen war es möglich, dass Apophis so auf einen Kurs gerät, der den Brocken
im Jahr 2036 mit der Erde kollidieren lässt.
Das machte den gestrigen, wenn auch sehr entfernten Vorüberflug so interessant
für die Astronomen: Sie hofften durch neue Beobachtungen die Bahn des Asteroiden
noch besser berechnen und dadurch Unsicherheiten über die Passage im Jahr 2036
beseitigen zu können. Dies scheint gelungen zu sein: "Nach Beobachtungen mit der
Goldstone-Radarantenne lässt sich ein Einschlag von Apophis im Jahr
2036 nun ausschließen", zitiert das US-Astronomiemagazin Sky &
Telescope Jon Giorgini vom Jet Propulsion Laboratory der NASA.
Nach den ersten Berechnungen auf Grundlage der neuen Beobachtungen wird Apophis
im Jahr 2036 die Erde in einem Abstand von mindestens 22,4 Millionen Kilometern
passieren, vermutlich wird der Abstand aber sogar noch deutlich größer sein.
Durch die neuen Daten, so die an den Beobachtungen beteiligten Forscher, würde
sich ein Einschlag auf der Erde im Jahr 2036 unabhängig von allen weiteren
Unsicherheiten über den Asteroiden und seine Bahn nun sicher ausschließen
lassen.
Das ist beruhigend, da Apophis offenbar sogar noch etwas größer ist als bislang
angenommen. Dies ergaben Beobachtungen des europäischen Weltraumteleskops
Herschel, das Apophis im Infraroten ins Visier nahm: Bislang hatte man
angenommen, dass Apophis einen Durchmesser von etwa 270 Metern hat, mit einem
Fehler von plus/minus 60 Metern. Nach den neuen Daten durchmisst der Asteroid
nun 325 Meter, die Unsicherheit hat sich dabei auf plus/minus 15 Meter
reduziert.
"Ein Vergrößerung des Durchmessers um 20 Prozent von 270 auf 325 Meter
entspricht einem Anstieg von 75 Prozent bei unseren Schätzungen für das Volumen
und die Masse des Asteroiden", so Thomas Müller vom Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik in Garching, der die Auswertung der neuen Daten
leitete. Auch das Rückstrahlvermögen von Apophis, die sogenannte Albedo, erwies
sich als geringer als angenommen: Sie liegt bei 0,23, was bedeutet, dass 23
Prozent des Sonnenlichtes vom Asteroiden reflektiert werden. Bislang war man von
einem Wert von 0,33 ausgegangen. Apophis ist also dunkler als gedacht.
Auch wenn man nun sicher ist, dass von Apophis in den kommenden Jahrzehnten keine
Gefahr ausgeht, tut man gut daran, den Brocken weiter im Auge zu behalten. Da
sich sein Orbit nicht so sehr von dem der Erde unterscheidet, könnte es nämlich
in ferner Zukunft durchaus noch einmal zu einer Kollision kommen. Die
Beobachtungen mit dem Goldstone-Radar jedenfalls sollen noch bis Mitte
nächster Woche weitergehen, um noch mehr über Apophis in Erfahrung zu bringen.
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