Pluto-Sonde kurzzeitig im Safe-Mode
von Stefan Deiters astronews.com
6. Juli 2015
Am Dienstag der kommenden Woche soll die NASA-Sonde New Horizons
am Zwergplaneten Pluto vorüberfliegen. Während der Vorbereitungen für dieses
Ereignis gab es am Wochenende einige bange Stunden für das Team auf der Erde.
New Horizons hatte sich nämlich in einen sogenannten Safe-Mode
versetzt. Inzwischen ist die Sonde aber wieder einsatzbereit.
Die Sonde New Horizons soll am 14. Juli 2015
am Zwergplaneten Pluto vorüberfliegen.
Bild: NASA
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Mit Spannung wartet das Team der NASA-Sonde New Horizons auf den kommenden
Dienstag: Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt soll nämlich eine Sonde am
Zwergplaneten Pluto vorüberfliegen und Bilder dieser eisigen Welt im äußeren
Sonnensystem zur Erde funken. Die immer besser werdenden Aufnahmen von Pluto
versprechen inzwischen einige Überraschungen und interessante Daten über den
Zwergplaneten.
Für manche Astronomen stellt diese Mission praktisch den Abschluss der ersten
Phase der Erforschung des Sonnensystems dar: Pluto, bis 2006 der neunte Planet
des Sonnensystems, war nämlich als einziger der klassischen Planeten noch nicht aus der Nähe von
einer Sonde untersucht worden. Pluto gilt inzwischen nur noch als Zwergplanet, was
die Erforschung dieses Objektes in den äußeren Bereichen unseres Planetensystems
aber nicht weniger interessant macht.
Entsprechend groß war die Aufregung, als das Team am Johns Hopkins
University Applied Physics Laboratory (JHUAPL) in Laurel im US-Bundesstaat
Maryland am Sonnabendabend plötzlich den Kontakt zu New Horizons verlor. Er
konnte schließlich nach rund einer Stunde und 20 Minuten wieder hergestellt
werden.
Der Autopilot der Sonde hatte in dieser Zeit offenbar ein Problem erkannt und
- wie vorgesehen - den Betrieb der Sonde vom Haupt- auf den Reservecomputer
umgeschaltet. Gleichzeitig versetzte er die Sonde in einen sogenannten
"Safe-Mode", bei dem alle nicht lebenswichtigen Aktivitäten eingestellt werden
und Kontakt mit der Erde aufgenommen wird. Dabei werden Diagnosedaten zur Erde
gefunkt.
Am JHUAPL wurde sofort ein Expertenteam gebildet, das die Ursache für die
Anomalie ermitteln sollte. Das musste im Fall von New Horizons allerdings länger
dauern, als etwa bei Sonden im Erdorbit, da allein die Kommunikation mit New Horizons sehr zeitaufwändig ist: Es dauert
allein rund 4,5 Stunden, bis ein
Kommando von der Erde die Sonde erreicht.
Inzwischen ist die Ursache aber gefunden: Schuld ist weder ein Software-,
noch ein Hardwarefehler, sondern die fehlerhafte zeitliche Reihenfolge in einer
Kommandosequenz, die im Vorfeld sehr schwer zu entdecken war. Mit den Befehlen sollte
die Sonde auf den Vorüberflug an Pluto vorbereitet werden. Ähnliche Operationen
sind in der nächsten Zeit nicht mehr geplant.
Das Team bereitet die Sonde gegenwärtig auf die Rückkehr zum normalen
wissenschaftlichen Betrieb vor. Durch den zeitweiligen Ausfall seien bislang, so
das Team in Maryland, keinerlei wichtige Daten verlorengegangen. Alle
Primärziele der Mission seien unbeeinflusst, lediglich bei einigen als weniger
bedeutend eingestuften Zielen könnte es minimale Einschränkungen durch den
mehrtägigen Ausfall an Messdaten geben. Der wissenschaftliche Betrieb soll
morgen weitergehen.
New Horizons soll am 14. Juli in einem Abstand von nur rund 12.500 Kilometern
am Zwergplaneten Pluto vorüberfliegen. Während der direkten Vorüberflugphase werden die
meisten automatischen Fehlererkennungsprozeduren der Sonde deaktiviert. Es
sollte
also nicht passieren, dass sich die Sonde gerade im spannendsten Moment durch
ein kleineres Problem plötzlich in den Safe-Mode versetzt und die gesamte
Datenerfassung einstellt.
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New Horizons,
Webseite des Applied Physics Laboratory der JHU
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