Plutosonde nun jenseits der Neptunbahn
von Stefan Deiters astronews.com
26. August 2014
Weniger als elf Monate vor dem geplanten Vorüberflug am
Zwergplaneten Pluto hat die Sonde New Horizons in der Nacht die Bahn
des äußersten Planeten Neptun gekreuzt. Diese letzte Wegmarke vor dem
Vorüberflug an Pluto passierte New Horizons praktisch genau 25 Jahre nachdem mit
Voyager 2 erstmals eine Sonde an Neptun vorübergeflogen war.
Blick von New Horizons auf Neptun und den
Mond Triton am 10. Juli 2014 aus einer Entfernung
von 3,96 Milliarden Kilometern.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
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Die Sonde New Horizons hat in der vergangenen Nacht die letzte imaginäre
Wegmarke auf ihrer Reise zum Zwergplaneten Pluto hinter sich gelassen. Die
Sonde, die am 14. Juli 2015 an Pluto vorüberfliegen soll, querte den Orbit des
äußersten Planeten Neptun in einer Entfernung von rund 4,4 Milliarden Kilometern
von der Erde. Für diese Strecke benötigte die Sonde lediglich acht Jahre und
acht Monate. New Horizons war im Januar 2006 gestartet.
Das Kreuzen der Neptunbahn am 25. August (US-Zeit) fiel zufällig mit einem
Datum zusammen, das in der Geschichte der Raumfahrt und der Erforschung
des Sonnensystems eine wichtige Rolle spielt: Am 25. August 1989 nämlich - und
damit vor 25 Jahren - flog mit Voyager 2 die erste und bislang einzige Sonde an
Neptun vorüber. Einen großen Teil ihres Wissens über diesen Eisriesen verdanken
die Astronomen den Daten, die damals gesammelt wurden.
"Es ist schon ein kosmischer Zufall, der hier eine historische
NASA-Mission zur Erforschung des äußeren Sonnensystems mit unserer jüngsten
Erkundungsmission im äußeren Sonnensystem verbindet", meinte Jim Green, der
Direktor der Abteilung für Planetenwissenschaften am NASA-Hauptquartier in
Washington. "Vor genau 25 Jahren erlaubte uns Voyager 2 einen ersten Blick auf
einen bislang unbekannten Planeten. Im kommenden Sommer wird nun New Horizons an
der Reihe sein, auf dem Weg ins äußerste Sonnensystem die Geheimnisse von Pluto
und von dessen Monden zu enthüllen."
In Sachen Neptun hat New Horizons übrigens keine neuen Informationen liefern
können: Zwar hat die Sonde in der Nacht von gestern auf heute die Bahn des
Planeten gekreuzt, doch ist der Eisriese gegenwärtig fast vier Milliarden
Kilometer von New Horizons entfernt - auf einem anderen Teil seiner Umlaufbahn um
die Sonne. Trotzdem war es New Horizons gelungen, den Planeten und seinen
größten Mond Triton im Juli als entfernte Punkte aufzunehmen.
Der Vorüberflug von Voyager 2 an Neptun hatte viele neue Informationen über den
äußersten Planeten des Sonnensystems geliefert: So zeigten die Bilder ein
riesiges Sturmsystem in seiner Atmosphäre und auch sehr viel deutlicher die Ringe um den Planeten,
die von der Erde nur sehr schwer auszumachen waren. "Es gab Überraschungen
bei Neptun und es gab Überraschungen bei Triton", erinnert sich Ed Stone vom
California Institute of Technology, der langjährige Projektwissenschaftler für
die Voyager-Mission. "Ich bin mir sicher, dass sich das bei Pluto so fortsetzen
wird."
"Es gibt jede Menge Spekulationen darüber, wie ähnlich Pluto Triton ist und wie
viele Gemeinsamkeiten es gibt", so Ralph McNutt vom Applied Physics Laboratory
der Johns Hopkins University, wo die Mission New Horizons beheimatet ist. "Das
ist das Großartige an ersten Begegnungen wie diesen - wir wissen nicht genau,
was wir sehen werden, wir wissen aber aus jahrzehntelanger Erfahrung von der
Erforschung bislang unbekannter Planeten, dass es uns überraschen wird."
Der Neptunmond Triton ist größer als Pluto und war, so zumindest eine
gegenwärtig allgemein akzeptierte Theorie, einst auch ein Objekt des
Kuipergürtels, wurde dann aber von Neptun eingefangen.
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