Hubble entdeckt zwei neue Monde
von Stefan
Deiters
astronews.com
1. November 2005
Ob Pluto ein Planet ist oder vielleicht doch nicht, darüber gehen die
Meinungen weit auseinander. Zumindest aber scheint der neunte Planet das bislang
einzige Kuiper-Gürtel-Objekt zu sein, das mehr als einen Mond besitzt. Mit Hilfe
des Hubble-Weltraumteleskops entdeckten Astronomen jetzt nämlich zwei
weitere potentielle Pluto-Monde.
Blick von einem der neu entdeckten potentiellen Monde auf Pluto.
Bild: NASA, ESA und G. Bacon (STScI)
Pluto mit seinem Mond Charon (unten) und den beiden neu
entdeckten potentiellen Monden. Foto: NASA, ESA, H.
Weaver (JHU/APL), A. Stern (SwRI) und HST Pluto Companion Search |
Das Weltraumteleskop Hubble macht zuweilen auch interessante
Entdeckungen innerhalb unseres Sonnensystems: Mit Hubbles Hilfe glauben
Astronomen jetzt zwei weitere Monde des neunten Planeten Pluto aufgespürt zu
haben. Sollte sich der Fund bestätigen, ließe dies Rückschlüsse auf die
Entstehung und Entwicklung der Objekte im so genannten Kuiper-Gürtel zu, einer
Region jenseits der Neptunbahn, in der es von zahlreiche eisigen Brocken nur so
wimmelt. Der Kuiper-Gürtel war lange Zeit nur eine theoretische Vorhersage, bis
Anfang der 90er Jahre tatsächlich das erste Objekt in jener Region entdeckt
wurde. Seither wurden viele weitere aufgespürt. Die Kuiper-Gürtel-Objekte gelten
als Überbleibsel von der Entstehung des Sonnensystems und reichen an die Größe
Plutos heran. Das von manchen "zehnter Planet" genannten Objekt 2003
UB313 ist sogar
größer als Pluto.
"Wenn sich tatsächlich herausstellt, dass Pluto nicht nur einen, sondern drei
Monde hat, wie das unsere Hubble-Beobachtungen vermuten lassen, wäre
Pluto das erste Objekt im Kuiper-Gürtel mit mehr als einem Satelliten",
erläutert Hal Weaver vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins
Universität, der an den Forschungen beteiligt war. Pluto wurde 1930 entdeckt,
sein Mond Charon 1978. Pluto ist rund 4,5 Milliarden Kilometer von der Erde
entfernt.
"Unsere Forschungen deuten darauf hin, dass auch andere Objekte im
Kuiper-Gürtel mehr als einen Mond haben könnten. In Zukunft werden Astronomen nun
zwei weitere Monde berücksichtigen müssen, wenn sie die Entstehung des Plutosystems
erklären wollen", so Alan Stern vom Southwest Research Institute, der
auch zum Entdecker-Team gehörte. Die beiden potentiellen Monde, die vorerst die
provisorischen Namen S/2005 P1 und S/2005 P2 erhalten haben, sind rund 40.000
Kilometer von Pluto entfernt und damit rund zweieinhalb Mal weiter als Charon.
Die Astronomen wollen im kommenden Februar weitere Beobachtungen mit dem
Hubble-Weltraumteleskop machen und hoffen damit zu bestätigen, dass es sich
wirklich um Plutomonde handelt. Erst danach wird die Internationale
Astronomische Union über "richtige" Namen für die beiden Monde entscheiden.
Die ersten Beobachtungen der Mondkandidaten fanden am 15. Mai 2005 statt.
S/2005 P1 und S/2005 P2 sind ungefähr 5000-mal leuchtschwächer als Pluto. Drei
Tage nach dem Fund visierte Hubble noch einmal das Plutosystem an und sah
die Monde wieder. Sie schienen sich aber auf einer Bahn um Pluto bewegt zu
haben. Weitere Trabanten des neunten Planeten konnten die Wissenschaftler nicht
aufspüren: "Die Hubble-Aufnahmen sind die beste Beobachtung, die je von
Pluto und seiner Umgebung gemacht wurden", so Andrew Steffl vom Southwest
Research Institute, ein weiteres Teammitglied. "Es ist daher sehr
unwahrscheinlich, dass Pluto noch über weitere Monde verfügt, die größer sind
als vielleicht 15 Kilometer."
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