Zielsuche für New Horizons im Kuipergürtel
von Stefan Deiters astronews.com
17. Juni 2014
Beobachtungszeit mit dem Weltraumteleskop Hubble
ist begehrt: Umso größer dürfte jetzt die Freude bei den Astronomen der Mission
New Horizons sein. Hubble wird ihnen nämlich bei der Suche
nach einem Objekt im Kuipergürtel helfen, das von der Sonde nach dem Vorüberflug
an Pluto angesteuert werden könnte. Den Zwergplaneten soll New Horizons
im Juli des kommenden Jahres erreichen.
Noch fehlt ein geeignetes Ziel für New
Horizons im Kuipergürtel. Hubble soll jetzt bei
der Suche helfen.
Bild: Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute
(JHUAPL/SwRI) |
Das Weltraumteleskop Hubble zählt zu einem der begehrtesten
Instrumente für beobachtende Astronomen. Hoch über der störenden Erdatmosphäre
sind damit Beobachtungen möglich, die nicht nur Wissenschaftler, sondern auch
die allgemeine Öffentlichkeit immer wieder begeistern.
Entsprechend schwierig ist es, Zeit für Beobachtungen mit Hubble zu
erhalten: Es müssen Anträge geschrieben werden, in denen die Notwendigkeit für
die Nutzung von Hubble dargestellt und der erwartete wissenschaftliche
Ertrag beschrieben wird. Alle Anträge werden dann von einem Gutachtergremium
bewertet und nur die besten Vorschläge erhalten schließlich Beobachtungszeit
zugeteilt.
Entsprechend groß dürfte die Freude beim Team der Plutomission New
Horizons sein: Die Sonde wird im Juli des kommenden Jahres an dem
Zwergplaneten vorüberfliegen und soll ihre Reise dann in den Kuipergürtel
fortsetzen. Idealerweise würde New Horizons dort auch an einem
Kuipergürtel-Objekt vorüberfliegen, doch kennt man bislang keines, das sich für
einen solchen Vorüberflug anbieten würde.
Das Komitee zur Bewilligung von Beobachtungszeit hat nun eine Verwendung von
Hubble bei der Suche nach einem Ziel für New Horizons im
Kuipergürtel empfohlen. Bei der geplanten Suche soll ein kleiner infrage
kommender Himmelsbereich gründlich erfasst und nach Kuipergürtel-Objekten
abgesucht werden. Das dafür ins Auge gefasste Verfahren muss zuvor allerdings
noch bei einem Probelauf getestet werden. Dafür hat Matt Mountain, der Direktor
des Space Telescope Science Instituts (STScI), Beobachtungszeit
bereitgestellt, die er in seiner Funktion zur freien Verfügung hat.
"Ich freue mich sehr, dass unser wissenschaftlicher Gutachter-Prozess zu
einem Ergebnis geführt hat, das es erlaubt, Hubbles einmalige
Fähigkeiten effektiv zur Unterstützung der wissenschaftlichen Ziele der Mission
New Horizions einzusetzen", so Mountain.
Während des Probelaufs soll von Hubble ein Himmelsbereich in Richtung des
Sternbilds Schütze anvisiert werden. Um nun Objekte des Kuipergürtels erkennen
zu können, wird Hubble dabei mit genau der Geschwindigkeit nachgeführt,
die man für die Objekte in dieser Region erwartet. Weiter entfernte Sterne im
Hintergrund sollten - wegen der langen Beobachtungszeit - dadurch als Striche
erscheinen, während Kuipergürtel-Objekte punktförmig bleiben.
Werden auf diese Weise tatsächlich mindestens zwei Kuipergürtel-Objekte einer
festgelegten Helligkeit gefunden, ist statistisch nachgewiesen, dass Hubble
eine ausreichende Chance hätte, ein geeignetes Zielobjekt im Kuipergürtel für
New Horizons aufzuspüren. Dann wird die Suche mit zusätzlicher
Beobachtungszeit fortgesetzt und dabei ein Gesamtbereich abgesucht, der etwa dem
Durchmesser des Vollmonds am Himmel entspricht. Eine solche Suche ist auch für
Hubble nicht einfach, da ein geeignetes Objekt in dieser über sechs
Milliarden Kilometer entfernten Region vielleicht nur einen Durchmesser von
wenigen Kilometern hat und gleichzeitig extrem dunkel ist.
Hubble hatte schon zuvor wichtige Daten für die Planung der Mission
New Horizons geliefert: So wurden mit dem Weltraumteleskop vier weitere
Monde des Zwergplaneten entdeckt und auch eine intensive Suche nach einem
Staubring um Pluto durchgeführt, der die Sonde bei einem Vorüberflug gefährden
könnte. "Die geplante Suche nach einem geeigneten Ziel für New Horizons
zeigt einmal mehr, wie Hubble die erste Erkundung des Sonnensystems
durch die Menschheit unterstützt", so Mountain.
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