Astronomen entdecken fünften Plutomond
von Stefan Deiters astronews.com
11. Juli 2012
Vor fast genau einem Jahr spürten Astronomen mithilfe des
Weltraumteleskops Hubble einen vierten Mond um den Zwergplaneten Pluto
auf. Heute wurde nun die Entdeckung eines fünften Mondes bekannt gegeben. Der
Vorüberflug der Sonde New Horizons an Pluto in drei Jahren könnte also
eventuell gefährlicher sein, als ursprünglich vermutet.
Das Plutosystem
am 7. Juli 2012 in einer Aufnahme des
Weltraumteleskops Hubble. Der neu entdeckte
Plutomond P5 ist markiert.
Bild: NASA, ESA und M. Showalter (SETI Institute) |
Der vor einigen Jahren zum Zwergplaneten degradierte Pluto wird Mitte 2015
erstmals Besuch von einer Raumsonde bekommen. Dieser könnte nun weitaus
interessanter und vielleicht auch gefährlicher werden, als man bei der Planung
der Mission New Horizons angenommen hatte. Bis 2005 ging man nämlich
noch davon aus, dass Pluto mit Charon lediglich über einen, sehr großen Mond
verfügt. Charon hat einen Durchmesser von rund 1.200 Kilometern und ist damit in
etwa halb so groß wie Pluto selbst.
2005 entdeckte man dann mit dem Weltraumteleskop Hubble zwei neue
Plutomonde: Nix und Hydra. Ihr Durchmesser dürfte im Bereich von 32 bis 113
Kilometern liegen (astronews.com berichtete). Im Juli vergangenen Jahres wurde
dann ein weiterer Mond entdeckt, dessen Durchmesser zwischen 13 und 34
Kilometern beträgt.
Heute nun wurde die Entdeckung eines fünften Mondes von Pluto bekannt gegeben,
der vorläufig die Bezeichnung S/2012 (134340) 1 erhalten hat und zunächst
einfach "P5" genannt wird. Ausgehend von seiner Helligkeit schließen die
Wissenschaftler auf einen Durchmesser des neuen Plutotrabanten von zwischen zehn
und 25 Kilometern.
P5 umrundet Pluto auf einer kreisförmigen Umlaufbahn mit einem Durchmesser von
rund 92.000 Kilometern und damit innerhalb der Bahn von Nix. Seine Bahnebene
entspricht der der anderen Plutomonde. "Die Monde bilden eine Serie von
ineinander verschachtelten Umlaufbahnen, fast wie bei den russischen Puppen",
vergleicht Mark Showalter vom SETI Institute.
Die Beobachtungen wurden zur Vorbereitung des Vorüberflugs der Sonde New
Horizons gemacht, die das System im Juli 2015 erreichen soll. Die Sonde
wird dabei eine Geschwindigkeit von rund 48.000 Kilometern pro Stunde haben, so
dass schon der Treffer eines kleinen Brockens die Mission abrupt beenden könnte.
"Die Entdeckung so vieler kleiner Monde deutet indirekt darauf hin, dass es im
Pluto-System auch viele noch kleinere Partikel geben muss, die wir nicht sehen
können", so Harold Weaver vom Applied Physics Laboratory der Johns
Hopkins University.
"Die Bestandsaufnahme des Pluto-Systems, die wir gerade mit Hubble
durchführen, wird dem New Horizons-Team helfen, eine möglichst sichere
Bahn auszuwählen", zeigte sich aber Alan Stern vom Southwest Research
Institute, der wissenschaftliche Verantwortliche der Mission, überzeugt.
Nach Ansicht der Forscher ist es gut möglich, dass das gesamte, nun erneut
größer gewordene System der Pluto-Monde durch eine
einzige Kollision von Pluto mit einem anderen Planeten-großen Objekt in der
Frühgeschichte des Sonnensystems entstanden ist. P5 wurde in insgesamt neun
verschiedenen Bildserien entdeckt, die die Wide Field Camera 3 des
Weltraumteleskops Hubble am 26., 27. und 29. Juni sowie am 7. und 9.
Juli aufgenommen hatte.
|