Neue Monde heißen Kerberos und Styx
von Stefan Deiters astronews.com
3. Juli 2013
Die beiden 2011 und 2012 entdeckten Monde des
Zwergplaneten Pluto haben jetzt auch offiziell einen Namen: Die bislang nur als
P4 und P5 bekannten Trabanten heißen künftig Kerberos und Styx. An der
Namensgebung war auch die Öffentlichkeit beteiligt. Deren Favorit Vulcan überzeugte die Internationale
Astronomische Union allerdings nicht.
Die Namen und
Bahnen der fünf Monde des Zwergplaneten Pluto.
Bild: NASA, ESA und M. Showalter (SETI
Institute) [Großansicht] |
Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat gestern die neuen Namen der beiden
2011 und 2012 entdeckten Monde des Zwergplaneten Pluto bekannt gegeben: Die
bislang als P4 und P5 bezeichneten Trabanten sollen künftig Kerberos und Styx
heißen. Die IAU ist für die Benennung von astronomischen Objekten und
Oberflächenstrukturen im Sonnensystem zuständig, orientiert sich bei der
Namensgebung von Asteroiden und Monden aber in der Regel an den Vorschlägen der
Entdecker.
Die beiden neuen Plutomonde waren bei Beobachtungen mit der Wide Field Camera 3
des Weltraumteleskops Hubble entdeckt worden. Insgesamt sind damit fünf Monde um
den Zwergplaneten bekannt. Kerberos umkreist Pluto zwischen den Bahnen der Monde
Nix und Hydra, die bereits 2005 entdeckt worden waren. Styx befindet sich
zwischen Nix und Charon, dem größten und innersten Mond von Pluto. Kerberos
dürfte einen Durchmesser von 13 bis 14 Kilometer haben. Bei Styx geht man von einer
unregelmäßigen Form und einer Größe von 10 bis 25 Kilometern aus.
Astronomische Objekte erhalten nach ihrer Entdeckung zunächst eindeutige
Katalognummern. Wenn ein Objekt einen populären Namen bekommt, achtet die
IAU darauf, dass der Name auch in verschiedenen Sprachen verwendbar ist und es
nicht zu Verwechselungen mit bereits benannten Objekten kommen kann.
Nach der Entdeckung der beiden Plutomonde bat Mark Showalter vom SETI Institute
als Leiter des Beobachterteams die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Namenssuche. Dabei
galt es bestimmte Regeln zu beachten: So sollten die Namen beispielsweise zu den bereits
bestehenden Namen der Plutomonde passen, also aus der griechisch-römischen
Mythologie stammen - und hier insbesondere aus dem Bereich der Unterwelt.
Die Beteiligung an der öffentlichen Namenssuche war groß und das Ergebnis
eindeutig: Die meisten Stimmen erhielten die Namen Vulcan, Cerberus und Styx.
Insbesondere die Schauspieler William Shatner und Leonard Nimoy hatten sich für
den Namen Vulcan eingesetzt. Shatner spielte in der populären
Science-Fiction-Serie Star Trek (Raumschiff Enterprise) den Kapitän Kirk, Nimoy
seinen ersten Offizier Spock, der von einem Planeten namens Vulcan stammte.
Entsprechend des Abstimmungsergebnisses übermittelte Showalter die Namen Vulcan
und Cerberus an die IAU, deren Arbeitsgruppen für Namensgebung im Planetensystem und
Benennung von kleinen Objekten die Vorschläge dann diskutierten. Der Name Vulcan
konnte sich dabei jedoch nicht durchsetzen: Grund war, dass dieser Name bereits
für einen hypothetischen Planeten innerhalb der Merkurbahn verwendet worden war.
Zwar weiß man inzwischen, dass dieser nicht existiert, doch werden dort
möglicherweise vorhandene Asteroiden noch immer als Vulcanoiden bezeichnet.
Hinzu kommt, dass Vulcan nicht zum "Unterwelt"-Thema passen würde.
Stattdessen kam der drittpopulärsten Name der öffentlichen
Abstimmung zum Zug - Styx. Beim vorgeschlagenen Namen Cerberus entschieden sich die
beiden Arbeitsgruppen für die griechische Schreibweise des Namens, also Kerberos, um
so eine Verwechslung mit dem Asteroiden 1865 Cerberus zu vermeiden. Styx
bezeichnet in der griechischen Mythologie einen Fluss der Unterwelt und eine
Flussgöttin, Kerberos ist ein Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht.
In einer Pressemitteilung begrüßt die IAU ausdrücklich das Interesse der
Öffentlichkeit an den jüngsten astronomischen Entdeckungen, weist aber auch auf
die Bedeutung eines einheitlichen Benennungsverfahrens hin. Die IAU hatte sich
zu Beginn des Jahres den Unmut einiger, überwiegend amerikanischer Astromomen
zugezogen, als sie sich gegen die Aktion einer Initiative ausgesprach, bei der die
Öffentlichkeit gegen Bezahlung über Namen für extrasolare Planeten abstimmen
konnte (astronews.com berichtete). Die Forscher wollen auf diese Weise wissenschaftliche Projekte
finanzieren. Die IAU hat inzwischen eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit
der Möglichkeit der Benennung von Exoplaneten befassen soll.
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