Namen für Oberflächenstrukturen gesucht
von Stefan Deiters astronews.com
26. März 2015
Im Juli wird mit New Horizons erstmals eine
Raumsonde an Pluto vorüberfliegen und damit auch einen ersten detaillierten
Blick auf die Oberfläche des Zwergplaneten ermöglichen. Jetzt haben das Team der
Mission, das SETI Institute und die IAU die Öffentlichkeit aufgefordert,
über Namen für Strukturen auf Pluto und seinen Monden abzustimmen. Auch
Vorschläge können gemacht werden.
So stellt sich ein Künstler Pluto und seinen
Mond Charon vor - ob der Zwergplanet tatsächlich
so aussieht, wird man im Juli wissen.
Bild: IAU / L. Calçada
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Pluto galt bis ins Jahr 2006 als neunter Planet des Sonnensystems. Er war bis
dahin der einzige Planet, der noch nicht von einer Raumsonde besucht worden war
und von dem es daher auch keine detaillierteren Bilder seiner Oberfläche gibt.
Die Entdeckung von zahlreichen weiteren Objekten jenseits der Neptunbahn, deren
Größe fast an die von Pluto heranreicht, führte schließlich zu einer
Neudefinition des Planetenbegriffs, wodurch Pluto zu einem Zwergplaneten wurde.
Trotzdem hat Pluto nichts von seiner Faszination verloren und viele warten
gespannt auf die ersten Bilder, die die Sonde New Horizons von dem Zwergplaneten
zur Erde funken wird. Die NASA-Sonde soll am 14. Juli 2015 an Pluto
vorüberfliegen (astronews.com berichtete wiederholt). Damit dürfte es erstmals
möglich werden, einen detaillierten Blick auf die Oberfläche von Pluto oder auch von
seinem großen Mond Charon zu werfen.
Diese ersten genaueren Ansichten von Pluto und Charon sollten "diese
Mitglieder des äußeren Sonnensystems von mysteriösen verschwommenen Objekten in
Welten mit erkennbaren Oberflächenstrukturen verwandeln", so schreibt die
Internationale Astronomische Union (IAU) in einer Pressemitteilung. Strukturen
wie Krater, Berge oder Steilhänge werden auf Objekten des Sonnensystems nach
genau definierten Regeln von der IAU benannt.
"Um dieses historische Ereignis zu feiern, freut sich die IAU, eine Kampagne
zu unterstützen, in der die Öffentlichkeit aufgefordert wird, sich an der
Namensgebung der auf den Bildern erkennbaren Strukturen auf Pluto und seinen
natürlichen Satelliten zu beteiligen", heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Geschehen solle dies in Zusammenarbeit mit dem Team der Mission New Horizons und
dem SETI Institute.
Auf einer speziellen Webseite kann man ab sofort über verschiedene
Namen abstimmen oder auch neue Namen vorschlagen. Ganz unkompliziert ist dies
allerdings nicht, da die Benennung von Oberflächenstrukturen auf Objekten des
Sonnensystems nach bestimmten Regeln abläuft. So sollten die Namen dabei aus der
Mythologie oder aus der Forschungsgeschichte stammen.
Außerdem gibt es für verschiedene Objekte verschiedene Unterkategorien, die
zu berücksichtigen sind: Für
Pluto kommen beispielsweise Namen für die Unterwelt in den verschiedenen
Mythologien infrage, während beim Mond Styx Flussgottheiten gesucht werden. Für
den Mond Kerberos wiederum sind es Hunde aus Literatur, Mythologie und
Geschichte.
Es dürfte also ein wenig Einarbeitungszeit erforderlich sein, wenn man
tatsächlich selbst noch einen neuen
Namen vorschlagen möchte. Und dafür ist nicht mehr allzu viel Zeit: Die Kampagne läuft nur
bis zum 7. April, dann wird das Team von New Horizons die Ergebnisse auswerten
und entsprechende Vorschläge an die IAU übermitteln. Bei dieser liegt die
endgültige Entscheidung.
Interessant an der Ankündigung der gemeinsamen Aktion von IAU und dem
Team von New Horizons ist, dass es zwischen beiden Gruppen in der Vergangenheit
einige Spannungen gab. Alan Stern, der wissenschaftliche Leiter von New Horizons,
ist auch ein führender Kopf bei Uwingu, einer Organisation, die durch den
"Verkauf" von Namen für Marskrater oder extrasolare Planeten Geld für
wissenschaftliche Projekte sammeln will. Die IAU hatte sich immer wieder gegen
solche Praktiken ausgesprochen und musste sich dafür von Uwingu-Unterstützern
teils heftig beschimpfen lassen (astronews.com berichtete).
Dass es nun bei Pluto eine Zusammenarbeit zwischen IAU in dem Team um Stern gibt, scheint darauf hinzudeuten, dass man eingesehen hat, dass man der
gemeinsamen Sache mehr dienen kann, wenn man nicht gegeneinander, sondern
miteinander arbeitet.
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