Erster farbiger Blick auf Pluto und Charon
von Stefan Deiters astronews.com
16. April 2015
In drei Monaten dürfte es sie bereits geben, die ersten
detaillierten Ansichten der Oberfläche von Pluto. Am 14. Juli nämlich soll die
Sonde New Horizons an dem Zwergplaneten und seinen Monden vorüberfliegen. Noch
zeigen sich diese als kleine Punkte ohne Strukturen. In dieser Woche konnte das
Team aber schon das erste Farbbild des Systems präsentieren.
Das erste Farbbild von Pluto und Charon, das
die Sonde New Horizons gemacht hat.
Bild: NASA / Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute |
"In der wissenschaftlichen Literatur findet man unzählige Beiträge, die Pluto
und seine Monde auf Grundlage von erdgebundenen Beobachtungen oder von
Beobachtungen mit Weltraumteleskopen im Erdorbit beschreiben. Wir haben Pluto
bislang aber nie aus der Nähe untersuchen können", so John Grunsfeld, der am
NASA-Hauptquartier in Washington für das Wissenschaftsprogramm der
amerikanischen Raumfahrtbehörde zuständig ist. "Durch den einzigartigen
Vorüberflug im Juli wird sich unser Wissen über Pluto exponentiell vergrößern
und es wird zweifellos eindrucksvolle Entdeckungen geben."
Die NASA-Sonde New Horizons soll am 14. Juli 2015 als erste Sonde
überhaupt am Zwergplaneten
Pluto und seinen Monden vorüberfliegen. Damit wird auch der letzte der neun
Planeten des "klassischen Sonnensystems" von einer Sonde besucht und erstmals
überhaupt ein detaillierter Blick auf die Oberfläche von Pluto möglich werden.
Pluto wurde bis 2006 zu den insgesamt neun Planeten des Sonnensystems
gezählt. Nachdem man aber jenseits der Neptunbahn immer mehr Objekte entdeckte,
deren Größe an die von Pluto heranreicht, entschied die Internationale
Astronomische Union im Jahr 2006, Pluto zum Zwergplaneten zu degradieren. Die
Alternative wäre gewesen, immer mehr Objekte des sogenannten Kuipergürtels
jenseits der Neptunbahn zu Planeten zu erklären. Diese Inflation an
Planeten hat man sich durch die Neudefinition des Planetenbegriffs erspart.
"Dies ist eine klassische Erkundungsmission", meint Alan Stern vom
Southwest
Research Institute, der verantwortliche Wissenschaftler für New Horizons. "Wir
verwandeln Lichtpunkte vor aller Augen in einen Planeten mit Monden. New Horizons fliegt zu Pluto - dem größten, hellsten und vielfältigsten
Zwergplaneten im Kuipergürtel. Dieser Begegnung fiebern alle entgegen, wie seit
den Voyager-Missionen in den 1980er Jahren nicht mehr."
New Horizons ist vom Plutosystem inzwischen weniger weit entfernt, als die
Erde von der Sonne. Trotzdem erscheint der Zwergplanet als nicht viel mehr als
ein heller Punkt in der Ferne. Die Bilder sind für das Team allerdings von
großer Bedeutung. Sie erlauben eine Korrektur der Flugbahn der Sonde, so dass
diese tatsächlich im vorgesehenen Abstand von etwa 12.500 Kilometern von der
Oberfläche an Pluto vorüberfliegen kann. In dieser Woche wurde auch eine erste
Farbaufnahme von Pluto und Charon veröffentlicht, die New Horizons am 9. April
aus einer Entfernung von 115 Millionen Kilometern aufgenommen hat.
Wenn alles klappt, werden in drei Monaten bereits die ersten detaillierten
Ansichten von Pluto vorliegen. Da der Vorüberflug aber ein einmaliges Ereignis ist,
wurde die Sonde so konstruiert, dass sie während der Passage möglichst viele
Daten sammelt und erst einmal an Bord speichert. Anschließend wird es über ein Jahr dauern, bis alle Daten des Vorüberflugs aus dem
Speicher zur Erde übertragen worden sind.
Bis kommenden Freitag läuft auch noch eine Aktion zur Benennung von Oberflächenstrukturen auf Pluto und seinen
Monden (astronews.com
berichtete). Internetnutzer können dabei sowohl eigene Namensvorschläge
machen, als auch über vorhandene Vorschläge abstimmen. Nach Ende der Aktion soll
eine Liste erstellt werden, auf deren Grundlage dann Oberflächenstrukturen
benannt werden können. Die endgültige Entscheidung über die Benennung trifft
dann die Internationale Astronomische Union.
Für die Namensvorschläge für Oberflächenstrukturen auf Pluto und seinen
Monden hat das SETI Institute eine eigene
Webseite eingerichtet.
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