ESA-Kometensonde aus Winterschlaf erwacht
von Stefan Deiters astronews.com
20. Januar 2014
Die ESA-Kometensonde Rosetta ist nach einer
31-monatigen Tiefschlafphase wieder aufgewacht und hat ein erstes Lebenszeichen
zur Erde gefunkt. Damit kann die ambitionierte Mission der europäischen
Raumfahrtagentur weitergehen. Rosetta soll im Laufe des Jahres den
Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko erreichen und auch einen Lander auf dem
Kometenkern absetzen.
Das
langerwartete Signal von Rosetta (der Ausschlag
in der Bildmitte).
Bild: ESA |
Die Kometensonde Rosetta der europäischen Weltraumagentur ESA ist - wie
geplant - aus ihrer 31-monatigen Tiefschlafphase erwacht und hat ein erstes
"Lebenszeichen" zur Erde gefunkt. Das Signal, das ab 18.30 Uhr MEZ auf dem
Bildschirm erwartet wurde, ließ allerdings fast 50 Minuten auf sich warten und
sorgte so für einige spannende Minuten im Raumfahrtkontrollzentrum der ESA in
Darmstadt. Als das Signal dann auf dem großen Bildschirm sichtbar wurde, gab es
langanhaltenden Applaus.
Mit dem Aufwachen Rosettas kann nun die heiße Phase der Kometenmission
beginnen, deren Höhepunkt eine Landung auf dem Kern des Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko
im November dieses Jahres sein soll. In den nächsten Wochen wird das Rosetta-Team
die Instrumente der Sonde nach und nach in Betrieb nehmen und auf ihre
Funktionsfähigkeit überprüfen. Im Mai ist ein größeres Kurskorrekturmanöver
vorgesehen, durch das Rosetta auf Rendezvous-Kurs mit 67P/Churyumov–Gerasimenko
gebracht werden soll. Den Kometen wird die Sonde im August erreichen, erste
Bilder dürfte es aber schon im Frühjahr geben.
Rosetta war im Juli 2011 in eine Art Tiefschlaf versetzt worden, da die
Sonde damals den am weitesten von der Sonne entfernten Teil
ihrer Reise begann, auf dem sie bis zu 800
Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn entfernt war. Die Energie aus den
Solarzellen hätte hier nicht mehr für einen regulären Betrieb der Sonde
ausgereicht. Rosetta wurde daher mit ihren
Solarzellenpaneelen zur Sonne ausgerichtet, zur Stabilisierung in eine
langsame Rotation versetzt und größtenteils deaktiviert.
Diese Tiefschlafphase endete, so war es in einer internen Uhr der Sonde
festgelegt, heute im 11 Uhr MEZ. Nach einer rund sechsstündigen Aufwärmphase
der zur Ausrichtung nötigen sogenannten "Startracker" wurde anschließend mit den
Steuerdüsen die leichte Rotation der Sonde gestoppt, die Solarzellen erneut
Richtung Sonne und die Sonde anschließend mithilfe der "Startracker" zur Erde
ausgerichtet. Dann wurde ein Signal zur Erde gefunkt. Da sich Rosetta
gegenwärtig 807 Millionen Kilometer von der Erde entfernt befindet, dauert es
rund 45 Minuten, bis ein solches Signal dann auch die Erde erreicht. Man
erwartete es also nicht vor 18.30 Uhr MEZ, es traf dann knapp 50 Minuten später
ein.
Die europäische Weltraumagentur ESA galt bislang nicht unbedingt als innovativer
Vorreiter in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. In den letzten Wochen jedoch haben
die Verantwortlichen der Rosetta-Mission eine PR-Kampagne auf die Beine
gestellt, die in der Geschichte der ESA wohl einzigartig ist und vor allem auf
soziale Medien setzte.
So gelang es dem PR-Team aus einer eigentlich automatischen Reaktivierung einer
Raumsonde ein ganztägiges "Aufwach"-Event zu machen, bei dem im
Raumfahrtkontrollzentrum der ESA ausführlich über die Mission und ihren
wissenschaftlichen Nutzen informiert wurde.
Auch über das Internet war die Veranstaltung im Livestream zu sehen, auf Twitter
wurden regelmäßig Informationen veröffentlicht. Das einzige Ereignis, das
tatsächlich vor Ort verfolgt werden konnte, war jedoch der Empfang des ersten
Signals der Sonde am Abend - ein tatsächlicher "Weckruf" wurde nämlich am Morgen
nicht Richtung Rosetta geschickt: Das Aufwachen geschah automatisch.
Ganz persönliche Weckrufe in Form eines 90-sekündigen Videos konnten Rosetta-Fans
aus aller Welt bis heute Abend bei der ESA einreichen. Die Beiträge können noch
bis Freitag bewertet werden. Dem Sieger winkt eine Einladung nach Darmstadt
anlässlich der geplanten Landung des Landers Philae auf dem Kometen im November.
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