Weckruf für ESA-Kometensonde
von Stefan Deiters astronews.com
16. Januar 2014
In diesem Jahr soll die ESA-Raumsonde Rosetta den
Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko erreichen und ihn anschließend über ein Jahr
lang erforschen. Auch die Landung der kleinen Sonde Philae auf der
Oberfläche des Kometen ist vorgesehen. Damit aber aus diesen Plänen Wirklichkeit
wird, muss Rosetta zunächst einmal aus ihrem Winterschlaf erwachen.
Dies ist für Montag um 11 Uhr geplant.
Mit lustigen
Rosetta-Grafiken macht die ESA auf das Aufwachen
der Kometensonde am Montag aufmerksam.
Bild: ESA |
Schon seit knapp 100 Tagen zählt man bei der europäischen Weltraumagentur ESA
die Tage bis zum 20. Januar 2014. Was dann passieren soll, ist im Grunde
genommen wenig spektakulär - nur wenn es nicht passiert, dann dürfte dieser Tag
vermutlich in die ESA-Geschichte eingehen - als ein schwarzer Tag in der
europäischen Raumfahrtgeschichte.
Die Kometensonde soll nämlich am kommenden Montag wieder aus ihrem
"Winterschlaf" erwachen, in den man sie im Juli 2011 versetzt hatte. Der interne
Wecker der Sonde ist auf den 20. Januar 2014 um 11 Uhr MEZ gestellt. Mit dem
Empfang des ersten Signals von Rosetta wird jedoch nicht vor 18.30 Uhr
gerechnet.
Die ESA zelebriert dieses Aufwachen der Sonde schon seit Wochen im Internet und
auf verschiedenen sozialen Netzwerken. Bei Twitter können Nutzer beispielsweise
mit dem Hashtag "#WakeUpRosetta" virtuelle Weckrufe an das Twitter-Konto
@ESA_Rosetta
senden. Der Twitter-Account, der zuletzt nur "Still sleeping", also "ich schlafe
noch", twitterte, soll am Montagabend aktiviert werden und entsprechende
Statusinformationen senden.
Noch bis Montagabend nimmt die ESA auch persönliche Video-Weckrufe für
Rosetta entgegen. Die maximal 90-sekündigen Videos, in denen man "Wake up
Rosetta" singen, sprechen oder flüstern soll, werden in einer öffentlichen
Abstimmung bewertet, die noch bis zum 24. Januar laufen wird. Als Hauptpreis
winkt eine Einladung nach Darmstadt in das Raumfahrtkontrollzentrum der ESA
anlässlich der Landung von Philae auf dem Kometen im November.
Rosetta wurde am 2. März 2004 gestartet und hat seitdem eine komplexe
Reise durch das Sonnensystem gemacht - alles mit dem Ziel, im Jahr 2014 den
Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko einzuholen und diesen auf seinem Weg ins
innere Sonnensystem zu begleiten. Die Reise führte Rosetta 2008 und
2010 an zwei Asteroiden vorbei, dreimal flog die Sonde an der Erde vorüber,
einmal am roten Planeten Mars (astronews.com berichtete).
Im Juli 2011 versetzten die ESA-Techniker die Sonde dann in eine Art Tiefschlaf.
Seit damals absolvierte die Sonde den am weitesten von der Sonne entfernten Teil
ihrer Reise. Rosetta war dabei bis zu 800
Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn entfernt und befand sich damit in
der Nähe der Umlaufbahn des Jupiter. Die Sonde wurde mit ihren
Solarzellenpaneelen zur Sonne ausgerichtet und zur Stabilisierung in eine
langsame Rotation versetzt.
Doch dieser Winterschlaf soll am kommenden Montag vorüber sein: Nach dem
"Aufwachen" wird die Sonde ihre Navigationsinstrumente aufwärmen, die Drehung
stoppen und ihre Hauptantenne zur Erde ausrichten. In Darmstadt wird das
Rosetta-Team zusammen mit zahlreichen Medienvertretern gespannt auf das
erste Signal der Sonde warten.
Sein Ziel hat Rosetta allerdings noch immer nicht erreicht: Am Montag
wird die Sonde noch rund neun Millionen
Kilometer von 67P/Churyumov–Gerasimenko entfernt sein. In den nächsten Wochen
und Monaten sollen dann die Instrumente an Bord der Sonde und des Kometenlanders
eingeschaltet und auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft werden. Für Ende Mai ist ein größeres
Kurskorrekturmanöver vorgesehen, um Rosetta auf Rendezvouskurs mit dem
Kometen im August zu bringen.
Dem Rosetta-Team stehen also spannende Monate bevor, wenn Rosetta
denn tatsächlich am Montag den Weckruf erhört und nicht das macht, was auch
viele von uns hin und wieder einmal tun, wenn der Wecker klingelt: einfach
umdrehen und weiterschlafen.
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