Fast live dabei bei Jubiläumskampagne
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
12. September 2017
Zum 30. Mal führt das DLR in dieser Woche eine
Parabelflugkampagne durch: An Bord eines speziell dafür umgebauten Airbus
herrscht während eines Fluges mehrfach für eine kurze Zeit Schwerelosigkeit, in
der Experimente durchführt oder auf ihre Weltraumtauglichkeit getestet werden
können. Diesmal kann man über die sozialen Medien fast live dabei sein.
Vorbereitungen für die 30. DLR
Parabelflugkampagne: In dieser Woche testen
Wissenschaftler und Techniker von elf
verschiedenen Hochschulen und Bundeseinrichtungen
ihre Experimente unter
Schwerelosigkeitsbedingungen. An insgesamt vier
Flugtagen je 31 Parabeln startet der umgebaute
A310 ZERO-G vom französischen Bordeaux aus.
Bild: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
97 Flugtage, 3.270 Parabeln und knapp 19 Stunden Schwerelosigkeit - das ist
die Bilanz von 29 Parabelflugkampagnen des Raumfahrtmanagements im Deutschen
Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR). Auf diesen Flügen waren in 18 Jahren
insgesamt 477 Experimente an Bord, die wichtige biologische, medizinische und
physikalische Fragen beantwortet haben. Vielen Nachwuchswissenschaftlern
bescherten sie unerlässliche Daten für ihre Forschung - und letztendlich ihre
Master- oder Doktorarbeit. Ebenso standen viele technologische Tests auf dem
Programm. Experimenteinrichtungen wurden für ihren Einsatz im Weltraum zum
Beispiel auf der Internationalen Raumstation ISS erprobt.
Am 12. September 2017 bricht der Airbus A310 ZERO-G der französischen Firma
Novespace nun von seinem Heimatflughafen Bordeaux zur DLR-Jubiläumskampagne auf.
Das DLR berichtet zum ersten Mal an zwei Tagen über die Social Media-Kanäle
Twitter, Facebook, Instagram und unter dem Hashtag #DLRparabelflug von Bord und
am Boden. "Die 30. DLR-Parabelflugkampagne wird etwas Neues beinhalten. Zum
ersten Mal, seitdem wir Kampagnen veranstalten, kann jeder von zuhause an zwei
Flugtagen mit dabei sein, also vom Computer, Tablet oder Handy die Kampagne
mitverfolgen und die Begeisterung der Wissenschaftler spüren", freut sich Dr.
Katrin Stang, die beim DLR Raumfahrtmanagement für das Parabelflugprogramm
verantwortlich ist.
GoPro-Kameraaufnahmen nehmen das Publikum während des Flugs mit in den
ZERO-G. Über das Flightradar (Kennung F-WNOV) lässt sich die Route der Maschine
genau und in Echtzeit nachvollziehen. In der flugfreien Zeit erklären die
Piloten in Video-Interviews, wie Parabelflüge funktionieren, und Wissenschaftler
erklären ihre Forschung und Experimente. Warum es dieses Programm gibt und
welche Ziele hier verfolgt werden, wird Stang erläutern. Außerdem stellen die
Wissenschaftler in kurzen Videos ihr Experiment am Boden und in der
Schwerelosigkeit vor.
Hier kann man auch die Begeisterung von Wissenschaftlern spüren, die noch nie
zuvor auf einem Parabelflug dabei waren. "Ich bin schon sehr gespannt, wie sich
Schwerelosigkeit anfühlt. Ich denke mir, das ist wie in der Achterbahn mit einem
etwas größeren Looping. Aber so richtig kann ich mir das Gefühl noch nicht
vorstellen, aber das ist ja auch der Reiz an der Sache. Ich freue mich schon
sehr auf meinen ersten Flug", sagt Prof. Jens Günster von der Bundesanstalt für
Materialforschung und -prüfung (BAM). Auch für sein Experiment erhofft er sich
von den Versuchen in Schwerelosigkeit viel: "Wir testen hier, ob man Bauteile in
Schwerelosigkeit auch über pulverbasierte Fertigungsverfahren herstellen kann.
Wir hoffen, dass wir eine Entwicklung anstoßen können, die den Einsatz des
Verfahrens für die Raumfahrt etabliert und wir damit an der Spitze der
Technologieentwicklung für diesen Bereich stehen."
Doch nicht nur Vorfreude ist bei dieser Jubiläumskampagne mit an Bord. Es
liegt auch ein bisschen Wehmut in der Luft: "Wir fliegen unser Experiment nun
zum letzten Mal. Es war Teil einer langen und erfolgreichen Serie zur
Verarbeitung der räumlichen Orientierung des Menschen in der Schwerelosigkeit.
Wir haben dabei viel darüber gelernt, wie für einen Menschen oben und unten
definiert sind, wenn plötzlich die Schwerkraft wegfällt. Dies liefert uns neue
Erkenntnisse für ein spezifischeres Training von Astronauten - und hat zum
Beispiel auch einen Nutzen für den Menschen in veränderten Lagebedingungen auf
der Erde wie zum Beispiel für einen Automechaniker unter dem Auto", resümiert
Nils-Alexander Bury von der Deutschen Sporthochschule Köln.
Für den Diplom-Sportwissenschaftler, der mit dem Projekt auch Teile seiner
Doktorarbeit gestellt hat, die er in Kürze abschließen wird, sind es somit erst
einmal die letzten Parabelflugtage. "Ich war mit meiner Teilnahme an sechs
Parabelflugkampagnen ein echter Vielflieger. Daher werde ich das Gefühl der
Schwerelosigkeit erst einmal vermissen, aber ich hoffe, auch in Zukunft unter
Weltraumbedingungen forschen zu können."
Für ihn mag erst einmal mit dem Parabelfliegen Schluss sein, doch für Stang
geht es auch nach der 30. Kampagne mit spannenden Experimenten weiter: "Wir
haben in den nächsten Jahren noch viel vor. Es gibt noch unzählige
wissenschaftliche Fragestellungen, auf die wir nur eine Antwort finden, wenn wir
auf Parabelflügen die Schwerkraft überwinden."
Die Vorteile der Parabelflüge als Fluggelegenheit für Forschung unter
Schwerelosigkeit liegen dabei auf der Hand: die Plattform ist zuverlässig,
bietet die Chance, ein Experiment relativ schnell zur Umsetzung zu bringen, und
der Forscher, der sein Experiment selbst baut, kann während des Fluges dabei
sein und es selbst steuern.
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