Offenbar nichts für Angsthasen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Deutschen Sporthochschule Köln astronews.com
29. November 2016
Zur Vorbereitung von Weltraummissionen sind sogenannte
Parabelflüge von großer Bedeutung. Im Inneren des Flugzeugs herrscht dabei
wiederholt für rund eine halbe Minute Schwerelosigkeit. Die medizinischen
Ergebnisse, die dabei gewonnen werden, sollte man allerdings nicht vorschnell
verallgemeinern. Das liegt vor allem an den Teilnehmern solcher Flüge.
Medizinische Experimente während eines
Parabelflugs.
Foto: DLR / ESA / CNES / Novespace[Großansicht] |
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Ulm und der
Deutschen Sporthochschule Köln haben in einer aktuellen Studie die
Persönlichkeitsstruktur von Parabelfliegern und Kontrollpersonen verglichen.
Aufgrund der ermittelten Unterschiede zwischen beiden Gruppen wird für
zukünftige Studien empfohlen, bei der Auswahl der Probanden und der Auswertung
biopsychologischer Studien im Rahmen von Parabelflügen die
Persönlichkeitsmerkmale der Parabonauten stärker zu berücksichtigen. Nur so ist
eine Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf die Allgemeinheit gewährleistet.
Parabelflüge sind unverzichtbarer Bestandteil der Weltraumforschung, um an
Bord von Flugzeugen wissenschaftliche Experimente zur Auswirkung von
Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus durchzuführen. Durch die
parabelförmige Flugkurve sind die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bei
jeder Parabel für rund 25 bis 30 Sekunden schwerelosen Bedingungen ausgesetzt.
Während dieser Zeit können die Forscherinnen und Forscher ihre Untersuchungen
durchführen.
In einer aktuellen Studie der Universität Ulm und der Deutschen
Sporthochschule Köln wurde jetzt die Persönlichkeitsstruktur der als
Parabonauten mitfliegenden Probanden genauer unter die Lupe genommen und mit
einer Kontrollgruppe verglichen. Professor Christian Montag, Tina Zander (beide
Universität Ulm) und Professor Stefan Schneider (Deutsche Sporthochschule)
verglichen dazu die Ergebnisse eines Persönlichkeitstests von 66 Parabonauten
mit denen von 66 Kontrollpersonen.
Die Auswertung zeigt vor allem im Hinblick auf das Persönlichkeitsmerkmal
"Ängstlichkeit" Unterschiede – Parabelflieger zeichnen sich durch eine geringere
Furcht vor Unsicherheit aus. Wie ein Parabelflug abläuft, wurde den
Kontrollpersonen mittels eines Videos erklärt, gefolgt von der Frage, ob sie
sich vorstellen könnten, an einem solchen Flug teilzunehmen. Personen, die diese
Frage mit "JA" beantworteten, also "potentielle Parabelflieger", zeichneten sich
beim Persönlichkeitstest durch eine größere Ausprägung beim Merkmal
"Abenteuerlust" aus.
Wenn wir also davon ausgehen, dass sich Parabonauten in Bezug auf die
Persönlichkeitsstruktur und damit auch in Bezug auf biologische und psychische
Parameter von der Gesamtbevölkerung unterscheiden (Persönlichkeit wird
maßgeblich durch Hirnstruktur und -funktion beeinflusst), so müssen zukünftige
Experimente diesen Aspekt bei der Auswahl der Probanden und bei der
Interpretation der Ergebnisse stärker berücksichtigen.
Über ihre Studie berichten die Forscher jetzt in der Zeitschrift Acta
Astronautica.
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