31 Mal 22 Sekunden Schwerelosigkeit
Redaktion / DLR
astronews.com
31. August 2005
In
einer Woche ist es wieder soweit: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt
startet von Bordeaux aus seine siebte Parabelflug-Kampagne. Wissenschaftler mit
starkem Magen können während 31 geflogenen Parabeln jeweils 22 Sekunden lang
Experimente in der Schwerelosigkeit durchführen.
Der Airbus A300 ZERO-G. Bild: Novespace |
Zum siebten Mal führt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im
September seinen Parabelflug im Airbus A300 ZERO-G durch. Von Bordeaux in
Frankreich aus startet das größte fliegende Labor der Welt zu insgesamt vier
Forschungsflügen in die Schwerelosigkeit. Auf jedem Flug werden 31 Parabeln
geflogen, bei denen jeweils für rund 22 Sekunden Schwerelosigkeit herrscht.
Diese nutzen die Wissenschaftler für ihre Forschung in Biologie,
Humanphysiologie, Physik und Materialforschung. Neben eigenständiger Forschung
werden auch Experimente für die Internationale Raumstation ISS vorbereitet.
Parabelflüge waren ursprünglich für das Schwerelosigkeitstraining von
Astronauten initiiert worden, werden heute aber hauptsächlich für Experimente
unter Schwerelosigkeit und zum Testen von Raumfahrttechnologien eingesetzt. Der
DLR-Parabelflug bietet in diesem Jahr außerdem Schülerinnen und Schülern von
sechs Schulen aus Bonn, Aachen, Belgien und den Niederlanden die Möglichkeit,
sich an zwei Experimenten zu beteiligen. Sie können dabei die Faszination
Forschung mit dem persönlichen Erleben der Schwerelosigkeit verbinden.
Der diesjährige DLR-Parabelflug findet vom 6. bis 16. September 2005 mit
insgesamt vier Flugtagen statt. In der Regel werden pro Flugtag mit drei bis
vier Flugstunden 31 Parabeln geflogen. Dabei steigt das Flugzeug aus dem
horizontalen Flug steil nach oben, drosselt die Schubkraft der Turbinen und
fliegt dabei eine Bahn, die einer Wurf-Parabel entspricht. Das Flugzeug befindet
sich dann mit seinen Passagieren im freien Fall, wobei für etwa 22 Sekunden
annähernde Schwerelosigkeit herrscht. Insgesamt stehen mehr als 40 Minuten
Schwerelosigkeit - im Wechsel mit normaler und doppelter Erdbeschleunigung - zur
Verfügung.
Für die Wissenschaft ist die Forschung in der Schwerelosigkeit äußerst
interessant: Alles Leben und alle biophysikalischen Prozesse auf der Erde laufen
immer unter der Einwirkung der Erdschwerkraft ab. Daraus ergeben sich viele
Fragen, beispielsweise: Welchen Einfluss hat die Schwerkraft auf physikalische
und biologische Vorgänge? Kann man mit entsprechendem Wissen technologische
Prozesse oder Produkte verbessern? Inwieweit können grundlegende Untersuchungen
an gesunden Menschen in Schwerelosigkeit zur Aufklärung der Mechanismen von
Krankheiten und zur Behandlung von Patienten auf der Erde beitragen?
Die Raumfahrt-Agentur des DLR unterstützt in ihrem Programm "Forschung unter
Weltraumbedingungen" Wissenschaftler, damit sie Fragestellungen zum
Schwerkrafteinfluss untersuchen können. Sie beschäftigen sich dabei mit so
unterschiedlichen Bereichen wie der Biologie, Humanphysiologie, Physik,
Materialforschung und Entwicklung neuer Technologien. Die Wissenschaftler nutzen
dabei die unterschiedlichen bemannten und unbemannten Forschungsgelegenheiten,
die verschiedene Zeiten an Schwerelosigkeit bieten: den Fallturm in Bremen,
Parabelflüge, Forschungsraketen, Satelliten, die Space Shuttles und die
Internationale Raumstation ISS.
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