Abschied vom Eismond Enceladus
von Stefan Deiters astronews.com
15. Oktober 2015
Mit drei Vorüberflügen verabschiedet sich die Saturnsonde
Cassini vom eisigen Mond Enceladus. Gestern flog die Sonde bereits in
einem Abstand von 1.839 Kilometern an dem faszinierenden Trabanten vorüber, Ende
Oktober soll Cassini in nur 49 Kilometern Höhe über dessen
Südpolarregion fliegen. Eine letzte Passage ist für Dezember geplant.
Der Eismond Enceladus. Die Aufnahme machte
Cassini Ende 2010 aus einer Entfernung von
102.000 Kilometern.
Bild: NASA / JPL / Space Science
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Die Zeit, in der die Saturnsonde Cassini die Region der großen Eismonde des
Ringplaneten erkundet, geht allmählich zu Ende. Als Abschluss haben die
Missionsplaner drei Vorüberflüge am Mond Enceladus vorgesehen. Die erste dieser
Passagen fand gestern statt. Die Sonde näherte sich dabei dem Mond auf 1.839
Kilometer an.
Erstmals sollten dabei auch Aufnahmen von der Nordpolarregion des Mondes
gelingen, die bei den ersten Vorüberflügen an Enceladus zu Beginn der Mission
noch im Dunklen lagen. Jetzt haben sich, durch den Verlauf der Jahreszeiten im
Saturnsystem, die Beleuchtungsverhältnisse deutlich verbessert. Besonders
interessiert die Forscher natürlich, ob sich auch rund um den Nordpol Hinweise auf geologische Aktivität finden
lassen, wie sie am Südpol des
Mondes beobachtet worden waren.
Die Entdeckung von Fontänen, die aus der Südpolarregion von Enceladus ins All
schießen, zählt mit zu den spektakulärsten Funden der Saturnsonde Cassini.
Die Fontänen stammen alle aus einem Bereich mit langen tiefen Furchen im Eis,
die die Wissenschaftler "Tigerstreifen" getauft haben. Die Auswertung
der Cassini-Daten deuten inzwischen darauf hin, dass sich diese Fontänen aus einem globalen Ozean speisen
(astronews.com berichtete).
"Wir folgen nun schon seit zehn Jahren einer Spur von Hinweisen in Bezug auf
Enceladus", so Bonnie Buratti vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im
kalifornischen Pasadena. "Das Ausmaß an Aktivität auf dem Mond und unter seiner
Oberfläche war für uns eine große Überraschung. Wir versuchen noch immer
herauszufinden, wie er sich entwickelt hat und zu dem wurde, was er heute ist."
Die Entdeckung von Fontänen und die Hinweise auf einen globalen Ozean unter der
Eiskruste haben natürlich auch zu Spekulationen darüber geführt, ob es auf dem Mond
oder in seinem Inneren Bedingungen geben könnte, die die Entwicklung von
primitiven Lebensformen erlauben würden. So könnte es gewisse Ähnlichkeiten zwischen
dem Ozean von Enceladus und dem Boden der Tiefsee auf der Erde geben.
Der gestrige Vorüberflug an Enceladus war nur eine Art Vorspiel: Am 28. Oktober
soll die Sonde in einem Abstand von nur 49 Kilometern über die Südpolarregion
des Mondes fliegen und damit direkt über die Region, aus der die Fontänen
stammen. Die Wissenschaftler erhoffen sich aus den Daten
neue Informationen über die Aktivität des Mondes, die auch Rückschlüsse auf
die Lebensfreundlichkeit des vermuteten Ozeans erlauben könnten.
Den letzten Vorüberflug soll es dann am 19. Dezember 2015 geben. Cassini
wird
dann, in einem Abstand von knapp 5.000 Kilometern, untersuchen, wie viel Wärme
aus dem Mondinneren abgestrahlt wird. Schon im November wird das Team beginnen,
den Orbit der Sonde zu verändern, so dass dieser sich nicht mehr in der
Äquatorregion des Ringplaneten befindet und Vorüberflüge an den großen
Monden seltener werden. Es sind aber noch eine Reihe von Passagen an den
kleineren Monde vorgesehen.
"Wir werden Enceladus und seine faszinierende Aktivität auch in der noch
verbleibenden Zeit beobachten", so Linda Spilker, Cassini-Projektwissenschaftlerin am
Jet Propulsion Laboratory. "Aber diese drei
Passagen werden für viele Jahre die letzte Chance sein, diese faszinierende Welt
aus der Nähe zu sehen." Die Cassini-Mission soll 2017 zu Ende gehen. Vermutlich
wird die Sonde dann gezielt in die Atmosphäre des Saturn gesteuert.
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