Aktiver Eismond mit Atmosphäre
von Ulrich Knittel
für
astronews.com
18. März 2005
Innerhalb von nur drei Wochen, am 16. Februar und am 9. März dieses Jahres, nahm
die Raumsonde Cassini den Saturnmond Enceladus gleich zweimal ins Visier.
Am 16. Februar passierte die Sonde den Trabanten in einem Abstand von 1.180
Kilometern, am 9. März in nur rund 500 Kilometer Entfernung. Der Mond entpuppte
sich als aktive Eiswelt mit einer dünner Atmosphäre.
Aufnahme des Saturnmondes Enceladus von Voyager 2 mit den
scheinbar kraterfreien Regionen. Foto: NASA
/ JPL
Mosaik von vier Cassini-Aufnahmen von Enceladus: Auch in
"glatten" Regionen finden sich zahlreiche Strukturen. Der Blick
zeigt ein Gelände von etwa 300 Kilometern Breite. Wegen der
schnellen Fluggeschwindigkeit von Cassini wurden die rechte
Bildhälfte aus einem leicht anderen Blickwinkel aufgenommen.
Foto: NASA / JPL / Space Science Institute [Großansicht] |
Der 1789 von Sir William Herschel, dem Entdecker des Planeten Uranus,
entdeckte Mond hat einen Durchmesser von nur rund 500 Kilometern. Er ist unter
den größeren Saturn-Monden der nach Mimas zweitinnerste Mond und umkreist Saturn
innerhalb des E-Ringes. Enceladus hat mit über 90 Prozent das größte
Reflexionsvermögen - nicht nur unter den Saturnmonden, sondern im gesamten
Sonnensystem. Dies legt nahe, dass er über eine im wahrsten Sinne des Wortes
eisige Oberfläche verfügt. Und in der Tat ergaben Messungen der Spektrometer
der Sonde Cassini, dass die Oberfläche von Enceladus aus purem Wassereis
besteht. Die Vermutung, dass auch Ammoniak, Kohlendioxid und andere Gase am
Aufbau der Oberfläche beteiligt sind, konnte nicht bestätigt werden. Eine
genauere Analyse der Daten könnte zwar noch zum Nachweis dieser Elemente führen,
doch dann nur in Spuren.
"Die Spektren sehen aus wie die von im Labor
hergestellten Wassereis, was darauf deutet, dass das Eis sehr rein ist", sagte
Dr. Roger N. Clark, Mitglied des Cassini-Wissenschaftsteams vom U.S.
Geological Survey in Denver. Damit unterscheidet sich Enceladus deutlich von
anderen Eismonden, wie zum Beispiel dem Jupitermond Europa, auf dessen eisiger
Oberfläche verschiedene Salze nachgewiesen wurden oder den als "schmutzige
Schneebälle" bezeichneten Kometen. Doch nicht nur die Spektrometer lieferten
neue, "aufregende" Ergebnisse. Vor allem die bei den beiden Vorbeiflügen
aufgenommenen Bilder begeistern die Wissenschaftler. Vor den beiden Vorbeifügen
hatte nur Voyager 2 im August 1981 detailreiche Bilder der
Enceladus-Oberfläche gemacht. Dadurch war schon vor Cassini bekannt, dass
Enceladus eine der interessantesten Mondoberflächen im Sonnensystem besitzt.
Immerhin sechs, in Bezug auf Alter und Struktur unterschiedliche Regionen
konnten auf den Voyager Bildern kartiert werden, wobei die jüngste Einheit fast
kraterfrei erschien. Damit war klar, dass Enceladus noch lange nach der
Entstehung des Sonnensystems geologisch aktiv war - erstaunlich für einen so
kleinen Himmelskörper.
Doch seit auf dem Jupiter-Mond Io aktiver Vulkanismus
nachgeweisen wurde, ist bekannt, dass ein Mond nicht nur durch den Zerfall
radioaktiver Elemente, sondern auch durch Gezeitenkräfte aufgeheizt werden kann.
"Cassini hat jetzt dieses Terrain mit einer zehn Mal besseren Auflösung
als Voyager untersucht" sagt Dr. Carolyn Porco Teamleiterin am Space
Science Institute in Boulder.
Weiter zum zweiten Teil: Cassini entdeckt dünne
Atmosphäre
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