astronews.com
Der deutschsprachige Onlinedienst für Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt |
Wissenschaftler glauben, dass es auf dem Saturnmond Enceladus hydrothermale Aktivität gibt. Sie folgern dies aus dem Nachweis winziger Gesteinskörner, der mithilfe der Saturnsonde Cassini gelungen ist. Für die Entstehung dieser Körner muss es im Inneren des Mondes Bedingungen geben, die unter Umständen auch bestimmte Formen von Leben ermöglichen könnten.
Auf dem Saturnmond Enceladus gibt es vermutlich hydrothermale Aktivität, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Trabant an manchen Stellen geeignete Umweltbedingungen für lebende Organismen bietet. Das zeigen neue Datenauswertungen der europäisch-amerikanischen Cassini-Huygens-Mission, an der Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Stuttgart beteiligt sind. Die Forscher sehen mikroskopisch kleine Gesteinskörner, die in der Nähe des Saturns nachgewiesen wurden, als erste klare Anhaltspunkte für eine hydrothermale Aktivität auf einem eisbedeckten Mond. Dabei dringt Meerwasser in die Gesteinskruste ein und reagiert damit, so dass es beim Austritt eine heiße, mit Mineralen angereicherte Lösung bildet. Mit Cassini konnten 2005 erstmals Wassereis-Fontänen und damit eine geologische Aktivität auf dem Saturnmond Enceladus nachgewiesen werden. 2014 veröffentlichte Untersuchungsergebnisse zum Gravitationsfeld des Enceladus legen nahe, dass es auf dem Mond einen 10.000 Meter tiefen Ozean gibt, der von einer 30 bis 40 Kilometer dicken Eiskruste bedeckt wird (astronews.com berichtete). Die aktuellen Erkenntnisse sind Ergebnis einer umfangreichen vierjährigen Analyse von Daten der Raumsonde sowie Computersimulationen und Laborexperimenten. Cassini hatte wiederholt sehr kleine Gesteinspartikel entdeckt, die stark siliziumhaltig waren und in derselben Entfernung wie Enceladus um den Saturn kreisten. In einem Ausschlussverfahren ermittelten die Forscher, dass es sich bei diesen Partikeln um Siliziumdioxid-Körner handeln muss, die auf der Erde in Sand und dem Mineral Quarz vorkommen.
Die immer gleiche Größe dieser Körner - die größten waren etwa sechs bis neun Nanometer groß - gab den entscheidenden Hinweis, dass ein bestimmter Prozess dafür verantwortlich sein könnte: Auf der Erde bilden sich Siliziumdioxid-Körner dieser Größe meist durch hydrothermale Aktivität unter einer Reihe von bestimmten Bedingungen, nämlich dann, wenn leicht alkalisches Wasser mit nur mäßigem Salzgehalt, das zugleich mit Siliziumdioxid übersättigt ist, einem großen Temperaturgefälle ausgesetzt ist. "Wir haben methodisch nach anderen Erklärungen für die winzigen Siliziumdioxid-Körnchen gesucht, aber jedes neue Ergebnis war ein Hinweis auf einen einzigen, sehr wahrscheinlichen Ursprung", erklärt Dr. Frank Postberg vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg und und dem Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart. So ermittelten die Wissenschaftler, dass sich die Körnchen sehr wahrscheinlich dann formen, wenn heißes Wasser mit gelösten Mineralen aus dem felsigen Inneren des Mondes nach oben wandert und dort in Kontakt mit kälterem Wasser kommt. Für diese Wechselwirkungen, aus denen dann winzige Steinkörnchen entstehen, werden Temperaturen von mindestens 90 Grad Celsius benötigt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Bedingungen auf dem Meeresboden von Enceladus herrschen, wo heißes Wasser aus dem Inneren auf das relativ kalte Wasser des Ozeanbodens trifft. "Es ist sehr aufregend, dass diese winzigen Gesteinskörner, die von Geysiren ins All gespuckt wurden, uns etwas über die Bedingungen auf und unter dem Meeresboden eines eisbedeckten Mondes erzählen können", so Dr. Sean Hsu von der University of Colorado im US-amerikanischen Boulder. Die extrem kleine Größe der Siliziumdioxid-Partikel legt zudem nahe, dass sie von ihrem hdydrothermalen Ursprung relativ schnell nach oben nahe an die Oberfläche zu den Quellen der Geysire des Mondes wandern. Die Strecke vom Meeresboden bis ins Weltall, eine Distanz von etwa 50 Kilometern, durchqueren die Körnchen in einer Zeit von einigen Monaten bis einigen Jahren, andernfalls würden sie deutlich größer werden. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature.
|
|
|
^ | Copyright Stefan Deiters und/oder Lieferanten 1999-2023. Alle Rechte vorbehalten. W3C |
Diese Website wird auf einem Server in der EU gehostet. |
© astronews.com / Stefan Deiters und/oder Lieferanten 1999 - 2020 |