Hydrothermale Aktivität auf dem Saturnmond?
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
12. März 2015
Wissenschaftler glauben, dass es auf dem Saturnmond
Enceladus hydrothermale Aktivität gibt. Sie folgern dies aus dem Nachweis
winziger Gesteinskörner, der mithilfe der Saturnsonde Cassini gelungen
ist. Für die Entstehung dieser Körner muss es im Inneren des Mondes Bedingungen
geben, die unter Umständen auch bestimmte Formen von Leben ermöglichen könnten.

Diese künstlerische Darstellung des Inneren
des Saturnmondes Enceladus zeigt die
Wechselwirkungen zwischen heißem Wasser und Fels
am unter der Oberfläche gelegenen Meeresboden.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Auf dem Saturnmond Enceladus gibt es vermutlich hydrothermale Aktivität, was
die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Trabant an manchen Stellen geeignete
Umweltbedingungen für lebende Organismen bietet. Das zeigen neue
Datenauswertungen der europäisch-amerikanischen Cassini-Huygens-Mission,
an der Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Stuttgart beteiligt
sind.
Die Forscher sehen mikroskopisch kleine Gesteinskörner, die in der Nähe des
Saturns nachgewiesen wurden, als erste klare Anhaltspunkte für eine
hydrothermale Aktivität auf einem eisbedeckten Mond. Dabei dringt Meerwasser in
die Gesteinskruste ein und reagiert damit, so dass es beim Austritt eine heiße,
mit Mineralen angereicherte Lösung bildet.
Mit Cassini konnten 2005 erstmals Wassereis-Fontänen und damit eine
geologische Aktivität auf dem Saturnmond Enceladus nachgewiesen werden. 2014
veröffentlichte Untersuchungsergebnisse zum Gravitationsfeld des Enceladus legen
nahe, dass es auf dem Mond einen 10.000 Meter tiefen Ozean gibt, der von einer
30 bis 40 Kilometer dicken Eiskruste bedeckt wird (astronews.com berichtete).
Die aktuellen Erkenntnisse sind Ergebnis einer umfangreichen vierjährigen
Analyse von Daten der Raumsonde sowie Computersimulationen und
Laborexperimenten. Cassini hatte wiederholt sehr kleine
Gesteinspartikel entdeckt, die stark siliziumhaltig waren und in derselben
Entfernung wie Enceladus um den Saturn kreisten. In einem Ausschlussverfahren
ermittelten die Forscher, dass es sich bei diesen Partikeln um
Siliziumdioxid-Körner handeln muss, die auf der Erde in Sand und dem Mineral
Quarz vorkommen.
Die immer gleiche Größe dieser Körner - die größten waren etwa sechs bis neun
Nanometer groß - gab den entscheidenden Hinweis, dass ein bestimmter Prozess
dafür verantwortlich sein könnte: Auf der Erde bilden sich Siliziumdioxid-Körner
dieser Größe meist durch hydrothermale Aktivität unter einer Reihe von
bestimmten Bedingungen, nämlich dann, wenn leicht alkalisches Wasser mit nur
mäßigem Salzgehalt, das zugleich mit Siliziumdioxid übersättigt ist, einem
großen Temperaturgefälle ausgesetzt ist.
"Wir haben methodisch nach anderen Erklärungen für die winzigen
Siliziumdioxid-Körnchen gesucht, aber jedes neue Ergebnis war ein Hinweis auf
einen einzigen, sehr wahrscheinlichen Ursprung", erklärt Dr. Frank Postberg vom
Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg und und dem Institut
für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart.
So ermittelten die Wissenschaftler, dass sich die Körnchen sehr
wahrscheinlich dann formen, wenn heißes Wasser mit gelösten Mineralen aus dem
felsigen Inneren des Mondes nach oben wandert und dort in Kontakt mit kälterem
Wasser kommt. Für diese Wechselwirkungen, aus denen dann winzige Steinkörnchen
entstehen, werden Temperaturen von mindestens 90 Grad Celsius benötigt.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Bedingungen auf dem
Meeresboden von Enceladus herrschen, wo heißes Wasser aus dem Inneren auf das
relativ kalte Wasser des Ozeanbodens trifft. "Es ist sehr aufregend, dass diese
winzigen Gesteinskörner, die von Geysiren ins All gespuckt wurden, uns etwas
über die Bedingungen auf und unter dem Meeresboden eines eisbedeckten Mondes
erzählen können", so Dr. Sean Hsu von der University of Colorado im
US-amerikanischen Boulder.
Die extrem kleine Größe der Siliziumdioxid-Partikel legt zudem nahe, dass sie
von ihrem hdydrothermalen Ursprung relativ schnell nach oben nahe an die
Oberfläche zu den Quellen der Geysire des Mondes wandern. Die Strecke vom
Meeresboden bis ins Weltall, eine Distanz von etwa 50 Kilometern, durchqueren
die Körnchen in einer Zeit von einigen Monaten bis einigen Jahren, andernfalls
würden sie deutlich größer werden.
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe
der Zeitschrift Nature.
|